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70 Jahre Haus der Jugend Zehlendorf

Jugendkulturzentrum der Internationalen Begegnung mit und für Jugendliche

70 Jahre Haus der Jugend – Zehlendorf. Foto: HdJ
70 Jahre Haus der Jugend – Zehlendorf. Foto: HdJ
Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal August/September 2019
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Kultur/Theater/Tanz/Musik – im Haus der Jugend Zehlendorf finden Jugendliche reichlich Freiraum für Ideen. Sich ausprobieren, an sich selbst neue Fähigkeiten und Interessen entdecken: die Jugendfreizeiteinrichtung des Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf mit kulturellem und politischem Bildungsschwerpunkt an der Argentinischen Allee 28 ist der richtige Ort dafür.

In direkter Nachbarschaft zum Haus am Waldsee gelegen, ist die geschichtsträchtige Villa mit Pförtnerhaus, altem Bunker und direktem Zugang zum Waldsee ein besonderes Kleinod für sinnvolle Jugendarbeit drinnen und draußen, mit rund 4.000 Quadratmeter großem Naturgarten. Dabei kommt der Spaß nie zu kurz. Mit Lesungen, Theaterveranstaltungen, Konzerten und Filmvorführungen richtet sich das Haus auch an Besucher von außen. – Ebenso am 31. August 2019 von 14 – 22 Uhr: Denn da feiert die Einrichtung gemeinsam mit kleinen und großen Freunden, Weggefährten, interessierten Besuchern sowie Vertretern des Bezirksamtes bei freiem Eintritt ihr 70-jähriges Bestehen. U.a. verschiedene Bands sowie die im Haus aktiven Theater- und Tanzgruppen, die drei Töpfergruppen mit offenem Angebot und stündliche Hausführungen sorgen an diesem Tag für Abwechslung. Auf weitere tolle Überraschungen darf man sich schon heute freuen.

Freizeit mit Sinn

Wöchentlich rund 350 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 21 Jahren besuchen die Zehlendorfer Freizeiteinrichtung, wie Erzieherin Cindy Zinser erklärt, die seit rund 20 Jahren zum Pädagogen-Team des Hauses gehört. Drei weitere Kräfte, darunter Erzieher, Tonmeister und Landschaftsplaner sowie etliche Honorarkräfte haben stets ein offenes Ohr für die jungen Besucher. Seit fünf Jahren leitet Sozialarbeiter Alexander Skoczowsky das Haus der Jugend. Er löste Klaus Nickel ab, der 28 Jahre im Amt war. Mit guten Ideen und Visionen setzt sich nun Skoczowsky für die Jugendlichen und die Zukunft des Jugendkulturzentrums ein. Er betont: „Im Haus der Jugend können junge Menschen außerhalb des engen Schulcurriculums in ihrer Freizeit Eigenständigkeit leben und erproben.“

Jungen Besuchern steht die Haustür für ein breites Kurs- und Workshop-Angebot auf rund 500 Quadratmetern Nutzfläche des Haupt- und Nebenhauses offen, doch auch zum Chillen, zum Quatschen im Sommer- und Wintercafé, Lesen in der Bibliothek und Entspannen bei Billard und Kicker bleibt genügend Raum.

Unter den 15 Zimmern des Hauses befinden sich vom Keller bis zum Dachgeschoss ebenso Probenräume für Chor, Bands, Gitarrenunterricht und für den monatlichen Jazz-Workshop wie für die drei Tanz- und verschiedenen aktiven Theatergruppen, eine Schreib- und eine Nähwerkstatt. Hauseigenes Tonstudio und Tontechnik bieten, wovon junge Bandmusiker träumen. Zukünftig werden auch Kurse in elektronischer Musik angeboten. Kooperationen mit anderen Schulen, darunter die Leo Borchard Musikschule, tragen mit zur Förderung der internationalen Begegnungen unter den Jugendlichen bei. So präsentierten sich bereits zum zweiten Mal erfolgreich Gruppen und Einzelkünstler aus dem Haus der Jugend mit ihrem Programm bei der diesjährigen Fête de la Musique. Und weitere Begegnungen stehen dem Jugendhaus in diesem Herbst bevor: Bei der Internationalen Begegnung Jugendlicher zwischen 15 und 17 Jahren treffen junge Menschen aus dem Bezirk in Berlin mit Besuchern aus Kiriak Bialik (Israel) zusammen. Bereits seit 1965 besteht im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Steglitz und der israelischen Stadt ein generationenübergreifender Austausch. Wer israelische Jugendliche im Oktober bei sich aufnehmen möchte, kann sich im Haus der Jugend melden.

So´n Theater und mehr

Ein weiteres Highlight gibt es im September mit der Haus der Jugend-Theatergruppe „DurchgeDrehtes Drama“ (DDD), die bereits ihr 15-jähriges Jubiläum feierte und theaterinteressierte Jugendliche zur neuen Spielsession begrüßt. 2003 startete in Eigeninitiative diese erste Theaterproduktion im Haus der Jugend von Jugendlichen für Jugendliche. Selbstbestimmt und selbstfinanziert aus Einnahmen, Spenden und sozialen Vereinen stellen inzwischen rund 30 Jugendlichen mit ihrem DDD jährlich ein Theaterstück auf die Beine, von klassisch bis zeitgemäß. Die jungen Theaterfreunde entwickeln gemeinsam ihre jeweilige Inszenierung von der Idee über Regie, Bühnenbild, Beleuchtung und Ausstattung bis hin zur fertigen Aufführung im Sommer. Jedes Jahr agiert dabei ein anderes Ensemble-Mitglied als Regisseur. Schauspieler, Tänzer, Techniker, Bühnen-, Masken- und Kostümbildner bringen Erstaunliches auf die Bretter, die die Welt bedeuten, und die dann auch noch selbst gezimmert sind. – So, wie die für das diesjährige Dürrenmatt-Stück „ Ein Engel kommt nach Babylon“ maßgezimmerte „Knochenbühne“. Verschiedene „Hausbesuche“ machte die Theatergruppe mit ihrem Programm bereits im Haus der Wannseekonferenz, im Abgeordnetenhaus und nebenan im Haus am Waldsee, mit dem eine Kooperation besteht.

Auch das Kindertheater plant für September großes: Haus-Regisseurin Gudrun Krienke beginnt dann eine neue Produktion, wozu Kinder, die mitspielen möchten, im Haus der Jugend herzlich willkommen sind.

Beliebt ist besonders bei Sommerferien-Daheimgebliebenen der „Theater im Urlaub“-Workshop.

Im Haus proben außerdem das internationale Theaterprojekt „Wheels“ und das Recherche Theater ARG 28. Neu etabliert hat sich die Theatergruppe „Die Debütanten“, die im Fontane-Jahr neugierig auf ihre Inszenierung der „Effie Briest“ macht, ganz auf die Geschlechterrollen fokussiert.

Dass all diese Ideen im Haus der Jugend erfolgreich realisiert werden können und der Kulturbetrieb im Haus der Jugend aufrecht erhalten bleibt, ist zu einem Großteil dem Förderverein Haus der Jugend e. V. zu verdanken. Gegründet wurde er aus einer Elterninitiative zur finanziellen Unterstützung der Jugendarbeit im Haus. Als Unterstützer der Veranstaltungen leistet der Verein, der auf weitere Mitstreiter hofft, wichtige finanzielle Absicherung für Projekte, die das bezirkliche Budget nicht leisten kann.

Eine ebenso sinnvolle Einrichtung und aus einer Elterninitiative hervorgegangen ist der „Schülertreff“ für Fünf- und Sechstklässler im Haus der Jugend. Montag bis Donnerstag von 13 – 16.30 Uhr bietet er Hausaufgabenbetreuung und im Haus frisch zubereitetes Mittagessen. Ehrenamtlich wird der Schülertreff von einer Lehrerin und organisatorisch durch die Mitarbeit der Eltern unterstützt.

Haus und Garten mit Mords-Geschichte

Eine besondere Villa im Landhausstil aus dem Jahr 1910 beherbergt das heutige Jugendkulturzentrum. Auch wenn sie, mächtig in die Jahre gekommen, laut nach Sanierung ruft, hat sie doch nichts von ihrem alten Charme verloren. Ein Zaun schützt inzwischen vor herabfallenden Dachschindeln, und als sinnvolles Jubiläumsgeschenk vom Bezirksamt wäre ein zeitnaher Sanierungsbeginn zu empfehlen.

Wo einst als erster Hausherr der Architekt und Baumeister der Zehlendorf-West AG Franz Fiedler vom Haupthaus die Gartentreppe zum Waldsee hinab geschritten ist, erinnert eine mächtige Rotbuche im naturbelassenen, parkähnlichen Garten an diese Tage. Fundamente eines Bootshauses sind noch erkennbar und werden nun in einem Gartenprojekt des Haus der Jugend zur Feuerstelle umfunktioniert werden. Die Schichtholzhecke am Ufer zum Schutz von Flora und Fauna des stark strapazierten Waldsees haben ebenfalls die Jugendlichen aus grundstückgefällten Baumresten errichtet, was ihnen nicht nur der Eisvogel dankt, der inzwischen eingezogen ist.

Und auch die Fledermäuse können sich freuen: In einem weiteren Naturschutz-Projekt des Haus der Jugend in Kooperation mit der NABU sollen sie im Vorgarten bald den ehemaligen Bunker beziehen können. Doch zuerst muss er von Schutt-Resten befreit werden, die noch aus der Zeit vor 25 Jahren vom Tonstudioausbau her stammen.

1941 war der Bunker als Befehlsstelle der Luftabwehr und Feuerwehr eingerichtet worden. In der Villa lebte der damalige dafür zuständige Polizeipräsident Wolf-Heinrich Julius Otto Bernhard Fritz Hermann Ferdinand Graf von Helldorff, der wegen seiner Teilnahme an der Verschwörung vom 20. Juli 1944 hingerichtet wurde.

Der Bunker besitzt 1,70 Meter starke Wände, eine 2 Meter dicke Decke und einen Notausstieg zur Argentinischen Alle hin. Mit phosphoreszierender Farbe wurden einst die Innenwände angestrichen, die noch heute im Dunkeln glimmen, wie Hausleiter Alexander Skoczowsky berichtet.

1945 bezog das Jugend- und Kulturamt das Gelände. Die Pfadfinder „Der schwarze Drache“ waren auf dem Gelände anzutreffen, ebenso die Kirche, die hier Priestergespräche führte. Ab 1949 wurde die Villa offiziell als „Haus der Jugend“ bezeichnet. Nun fanden hier unzählige Veranstaltungen statt, das Haus diente als Filmkulisse, und nach und nach entdeckten es auch Schauspieler, Künstler und Kreative.

Im kleinen Pförtnerhaus machte 1968 ein bis heute unaufgeklärter Doppelmord von sich reden, und in den 70ern zogen linke Studenten der FDJ-West in die Villa und hätten sie fast in „Salvador-Allende-Haus“ umbenannt.

Und so vereint das alte Haus an der Argentinischen Allee frohe und ernste Erinnerungen unter seinem Dach. Dabei bleibt es als „Haus der Jugend“ weiter engagiert und neugierig auf zukünftige Projekte mit und für junge Menschen.

Jacqueline Lorenz

Haus der Jugend Zehlendorf

Argentinische Allee 28
14163 Berlin-Zehlendorf

Öffnungszeiten: Mo. 15 – 21 Uhr, Di. – Fr. 16 – 22 Uhr, Mi. Gruppentag,
am Wochenende je nach Veranstaltung

Telefon: 030 – 80 90 99 13

www.hdjzehlendorf.de

facebook.com/HausderJugendZehlendorf

instagram.com/hausderjugendzehlendorf

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