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Parkwächterhaus wird wachgeküsst

Nach erfolgreichem Spendenmarathon kann die Sanierung beginnen

Bereits vor der Sanierung ist das Parkhaus beliebter Begegnungsort für Alt und Jung. Foto: ParkHaus Lietzensee e. V.
Bereits vor der Sanierung ist das Parkhaus beliebter Begegnungsort für Alt und Jung. Foto: ParkHaus Lietzensee e. V.
Erschienen in Gazette Charlottenburg September 2017
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Nicht nur der gemeinnützige ParkHaus Lietzensee e. V. freut sich: Nachdem er in der kurzen Zeit vom 1. bis 30. Juni 2017 in einem engagierten, unter der Schirmherrschaft von Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann stehenden Spendenmarathon unter dem Motto „30 Tage/30 Tausend“ mit 33.000 Euro die benötigten Eigenmittel aus der direkten Nachbarschaft des Lietzenseeparks hatte sammeln können, steht einem Sanierungsbeginn des über 90 Jahre alten Parkwächterhauses im Lietzenseepark eigentlich nichts mehr im Weg.

Das Aufbringen der Eigenmittel war eine der Auflagen der Lotto-Stiftung Berlin an den Verein, die nun die vom Stiftungsrat unter Vorsitz des regierenden Bürgermeisters Michael Müller im Dezember 2016 bewilligten 600.000 Euro für die denkmalgerechte Sanierung zur Verfügung stellen kann.

2014 hatte der Verein das denkmalgeschützte Haus in Höhe der Wundtstraße 39 vom Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf gepachtet (die GAZETTE berichtete im Oktober 2015) und hofft nun auf einen zügigen Sanierungsbeginn im Herbst. Unterstützung erfährt der ParkHaus Lietzensee e. V. auch vom Verein „Bürger für den Lietzensee“ und dem Büro von Dr. Dietmar Land. Es erarbeitete während der letzten drei Jahre ein umfangreiches neues Parkpflegewerk für das Gartendenkmal des Lietzenseeparks, das Erhaltungs- und Entwicklungsziele für Park und See berücksichtigt unter Einbeziehung der Aspekte des Wassermanagements, Klimawandels und Denkmalschutzes.

Das einst im Heimatbaustil errichtete und inzwischen als denkmalgeschütztes Baudenkmal anerkannte Parkwächterhäuschen erinnert – besonders von der Landseite aus gesehen – an ein Hexenhäuschen, und märchenhaft ist auch die Geschichte seiner Rettung, die ein wenig traurig beginnt:

Es war einmal…

ein Parkwächterhäuschen, das von alten Zeiten träumte, in denen es im Jahr 1925 von Magistratsbaurat Rudolf Walter für die Bedürfnisse der Parkbesucher an der Volks- und Spielwiese errichtet worden war; mit einer Verkaufsstelle für Milch und Mineralwasser, mit Toiletten und der zweiräumigen Parkwächterwohnung im ersten Stock. Bei der Verbreiterung des Untergeschosses im Jahr 1971 wurden die ehemals freistehenden Säulen zur Begrenzung des äußeren Mauerwerks. Bis zum Jahr 2012 existierte noch ein kleiner Kiosk im Untergeschoss, die Toiletten standen weniger regelmäßig offen, Büsche umwucherten den Eingang und boten lichtscheuem Publikum willkommenes Versteck. Das Gartenbauamt fand in den oberen Stockwerken Duschen und Aufenthaltsräume. Doch das efeuumwachsene Häuschen fühlte sich auf seinem inzwischen feuchten Fundament, an dem es immer mehr bröckelte, nicht mehr wohl und vermisste die Menschen aus dem Kiez in seinen Räumen.

Doch da gab es den Verein „Bürger für den Lietzensee“, der dem Häuschen helfen wollte und über sein Schicksal informierte. Und es gab drei Familien, die sich im Evangelischen Kindergarten an der Herbartstraße beim gemeinsamen Theaterspielen für ihre Kids kennen- und mögengelernt hatten. Sie erkannten die wichtige Bedeutung des Häuschens für ihren Kiez: Die sieben Leute der Familien Baumeister-Frenzel, Kirschke-Knobloch und Escher-Lorenz sowie Michaela Weise hatten keinen Goldesel, aber viele gute Ideen für die Zukunft des Häuschens.

Lebenskuss

Als wenig später der Bezirk mit einem Interessenbekundungsverfahren Ideen zur Nutzung des Parkwächterhäuschens sammelte, waren sie es, die als Architekten, Designer, Juristen, Erzieher und Kulturmanager und als frisch gegründeter Verein „ParkHaus Lietzensee“ ihr Konzept einreichten. Keine gute Fee, doch ein stichfestes Konzept, das die einzelne Wiederbelebungsschritte des Häuschens in einzelnen realistisch finanzierbaren sowie nachvollziehbaren Schritten darstellte, brachte den ersten Erfolg: Es überzeugte BVV, Denkmalschutz, Grünflächenamt und die Bürger für und rund um den Lietzensee. Fraktionsübergreifend einstimmig sprach man sich für den frisch gegründeten Verein aus, der damit den Pachtvertrag für das Parkwächterhäuschen erhielt.

Was sich so einfach liest, dauerte fast ein Jahr. „Wir haben von September 2014 bis September 2015 am Vertrag gebastelt und gefeilt. Zwei Tage nach unserem ersten „Tag des offenen Denkmals“ stand der Vertrag endlich“, erzählt Katja Baumeister-Frenzel, die heute zum Vorstand des aktuell immerhin 70 Fördermitglieder zählenden Vereins gehört. Doch das Dreamteam ruhte sich nicht auf seinem Erfolg aus, verlor sich nicht in zeitraubender Vereinsmeierei. Das hausumwuchernde Grün wurde nach alten Bilddokumenten zurückgeschnitten, die Öffentlichkeit mit in die Planungen einbezogen, auf einer Tafel vor dem Häuschen konnte jeder seine Ideen und Wünsche eintragen, Informationsblätter informierten stetig über den Stand der Dinge. „Wir haben immer und immer wieder das Gespräch gesucht“, betont Carsten Knobloch, ebenfalls Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins, und

Katja ergänzt: „ Wir hatten und haben eben immer das Ohr am Kiez und seinen Bewohnern.“ Es galt viel Lobbyarbeit zu leisten, um das Netzwerk des Vereins zu vergrößern und Politiker aller Parteien zu überzeugen. Der Verein stellte sich und sein Parkwächterhaus-Projekt mit Powerpoint-Präsentationen auf Veranstaltungen, Treffen und der Presse vor. Denn als drängende Frage stand im Raum: „Wo nehmen wir das Geld für die Sanierung her?“

Beim SPD-Fest im Lietzenseepark sprach der Verein schließlich den damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit an: „Haben Sie eine Idee für die Finanzierung?“ Wowereit riet den potentiellen ParkHaus-Rettern, sich an die Lotto-Stiftung zu wenden. Mitglieder des Stiftungsrates besuchten das Parkwächterhaus, Fraktionen feierten mit dem provisorisch, aber mit viel Geschick und Eigeneinsatz belebten Häuschen ihr Sommerfest. „Dabei haben wir immer streng darauf geachtet, überparteilich zu bleiben“, betont Knobloch.

Zuverlässiger Kooperationspartner an Vereins-Seite war von Anfang an der „Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V.“ (CJD). So wurde schon bald am Tresen vor dem Haus an heißen Wochenenden aus der nahen Eismanufaktur Eis verkauft, Bierbänke und –Tische aus bewilligten FEIN-Mitteln kamen dazu, und initiiertes Kinderkino, Lesungen sowie der urige Weihnachtsmarkt ließen bald nicht nur das Häuschen erstaunt und erfreut zugleich über so viel Engagement mit den Augen blinzeln.

„Die richtige Kulisse für Halloween brachte das innen doch recht gruselig anmutende Parkhäuschen nicht nur für die Jüngsten mit“, erinnert sich Katja Baumeister-Frenzel, und man spürt, wie viel Spaß es allen macht, das verschlafene Haus aus seinen Träumen zu wecken. Dabei kümmern sich die motivierten Vereinsmitglieder auch um die Umgebung des Parkwärterhäuschens, um Probleme und „Baustellen“ im Lietzenseepark, wie beispielsweise um den an der neuen Kantstraße gesperrten Verbindungsweg, der erhebliche Mängel an der Natursteinbrüstung aufweist. Mit Sorge sieht Carsten Knobloch, dass die nur leicht zu verschiebende Absperrung immer wieder von sorglosen Passanten beiseite geräumt wird.

…auf eine glückliche Zukunft

Der hochprofessionell erarbeitete Lotto-Antrag des ParkHaus-Vereins umfasst dann auch über 100 Seiten und ein durchdachtes Konzept: Als Rahmengeber tritt darin der Verein auf, der mit einem Café-Betrieb im Erdgeschoss die gleichbleibend günstige Pacht decken will, das Haus erhalten und für unterschiedlichste kulturelle Veranstaltungen der Öffentlichkeit und den Nachbarn öffnen wird. Dabei zeigt er sich offen für Ideen aus der Umgebung und hofft auf einen kreativen Austausch. „Ideen liegen bereits einige vor“, verrät Katja. Repaircafé, Yogagruppe und Trauercafé warten bereits in den Startlöchern. Derzeit belebt als Zwischennutzer der Galerist Russell Radzinski aus der Nachbarschaft die Räume, und an sonnigen Wochenenden gibt es Eis. Am 9. und 10. September 2017 präsentiert sich das Parkwächterhaus beim „Tag des offenen Denkmals“.

Doch demnächst gibt es dann im und am Haus viel zu tun, begleitet von Architekt Henrich Rauschning: Zuerst gilt es, das Fundament trocken zu legen und das Dach dicht zu halten, um einigermaßen sicher über den Winter zu kommen. Dann werden Zwischenwände und Duschen entfernt, und mit einem Glaskonzept soll mehr Licht ins Haus gelassen werden. Auch der einstige Säulengang wird wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten. Die Idee vom Rollstuhl-Fahrstuhl muss jedoch dem Einbau einer Brandschutz-notwendigen, zweiten Treppe weichen.

Und wenn die Sanierungsarbeiten im Herbst erst begonnen haben, wird auch der letzte Zweifler an das glückliche Ende des Märchens vom fast vergessenen Parkwächterhäuschen glauben, an dem sieben gute Feen und Zauberer aus Charlottenburg nicht ganz unschuldig sind.

Weitere Informationen unter www.parkhaus-lietzensee.de

Jacqueline Lorenz

Spenden für das Projekt sind weiterhin willkommen:

Spendenkonto Parkhaus Lietzensee e. V.

Bank für Sozialwirtschaft

Konto 1401800

IBAN DE92 1002 0500 0001 4018 00

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