Gazette Verbrauchermagazin

Zeig mir, was du glaubst

Religiöse Vielfalt in Charlottenburg und Wilmersdorf – Ausstellung in der Villa Oppenheim

Erschienen in Gazette Wilmersdorf Juni 2017

Charlottenburg-Wilmersdorf besitzt eine lange Tradition als ein Ort, an dem sich unterschiedliche Glaubensrichtungen begegnen. Ausgehend von drei mittelalterlichen Dorfkirchen in Schmargendorf, Wilmersdorf und Alt-Lietzow entwickelte sich über die Jahrhunderte hinweg ein vielfältiges religiöses Leben. Heute existieren mehr als 70 Gemeinden und Glaubensgemeinschaften im Bezirk. Er ist Heimat für Menschen aus über 100 Ländern, die mit verschiedenen kulturellen und religiösen Wurzeln hier gemeinsam leben.

Synagoge, Moschee und Dorfkirche

Der Geschichte des Glaubens und der religiösen Vielfalt im Bezirk hat das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf die Sonderausstellung gewidmet. „Zeig mir, was du glaubst“, fordert die Ausstellung anlässlich des Reformationsjubiläums und des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Berlin auf. Ob Moschee, russisch-orthodoxe Kirche, Synagoge, buddhistisches Zentrum, Shaolin-Tempel, Dorfkirche oder Backsteinkathedrale – in kaum einem anderen Berliner Stadtteil finden sich Religionsgemeinschaften in einer solchen Vielfalt. Sie alle werden in der Ausstellung vorgestellt und die religiöse Vielfalt in Karten und in mehreren Dutzend Originalexponaten, von denen viele aus den Gemeinden selbst stammen, anschaulich gemacht.

Gotteshäuser als Landmarken

Neben der Vielfalt der Glaubensrichtungen prägen auch deren Sakralbauten das Bild des Bezirks entscheidend mit. Oft zählen ihre Baumeister zum Who-is-who der Architekturgeschichte. Sie setzen „Zeichen des Glaubens“ und architektonische Landmarken, auch dies ist Thema in der Ausstellung. In Wilmersdorf etwa reihen sie sich gleich einer Perlenschnur entlang dem Hohenzollerndamm: In seinem südlichen Abschnitt erhebt sich der expressionistische Backsteinbau der Schmargendorfer Kreuzkirche, rund einen Kilometer entfernt stehen die älteste erhaltene Moschee Deutschlands und die Russisch-Orthodoxe Kathedrale. Das östliche Ende des Hohenzollerndamms schließlich dominiert die Kirche am Hohenzollernplatz, im Volksmund aufgrund der funktionalen Architektursprache auch „Kraftwerk Gottes“ genannt.

Gewalt im 3. Reich

Die kirchliche Bautätigkeit in Charlottenburg konzentrierte sich lange auf das Dorf Lietzow und die barocke Residenzstadt. Der Neue Westen, die Gegend um den Kurfürstendamm, erhielt kurz vor 1900 mit der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche sein kirchliches Wahrzeichen. Nahebei in der Fasanenstraße befand sich bis 1938 eine der größten Synagogen Berlins. Weitere jüdische Gotteshäuser existierten sowohl in Wilmersdorf als auch Charlottenburg. Sie alle wurden in der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 gewaltsam zerstört, geplündert und in Brand gesteckt, und nach 1945 zumeist nicht wieder aufgebaut.

Vielseitiges Rahmenprogramm

Ein Rahmenprogramm aus Vorträgen, Führungen, Konzerten und Veranstaltungen begleitet die Ausstellung „Zeig mir, was du glaubst“. Gruppenführungen durch die Ausstellungen können individuell vereinbart werden. Für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren gibt es besondere museumspädagogische Angebote.

Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim, Schloßstraße 55/Otto-Grüneberg-Weg, 14059 Berlin. Öffnungszeiten: Di bis Fr 10 bis 17 Uhr, Sa, So und Feiertage 11 bis 17 Uhr. Die Ausstellung wird bis zum 5. November gezeigt. Weitere Informationen unter www.villa-oppenheim.de .

Titelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022