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Attraktion Lunapark

Frühes Disneyland in Halensee

Erschienen in Gazette Charlottenburg Juni 2018
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Der heute kleinste Ortsteil von Charlottenburg-Wilmersdorf war einst ein Tourismusmagnet.

Wo heute die Autos über die Stadtautobahn und Halenseestraße rollen, war der große Vergnügungspark. Bereits Ende des 19. Jahr-hunderts entdeckten die Berliner den kleinen See als Ausflugsziel.

Die Ausflügler wurden von der frischen Luft und den Wanderungen am See schnell hungrig. Der Gastronom Paul Saeger erkannte das Potential und eröffnete 1882 sein Wirtshaus am Halensee.

Es war die erste Gaststätte vor Ort. Im Laufe der Jahre baute er sein Angebot immer weiter aus. Es gab Schieß- und Würfelbuden sowie eine kleine Wasserrutschbahn. Die Konkurrenz schlief nicht, und im Jahr 1904 eröffneten Bernd Hoffmann, früherer Küchenchef im Kempinski, und der bekannte Gastronom August Aschinger die Halenseeterrassen.

Mit hohen Türmen und einer großen Freitreppe war hier fast ein Märchenpalast entstanden. Doch so richtig florierte das Geschäft nicht, und so musste ein neues Konzept her. 1909 bekamen die Halenseeterrassen den Namen Lunapark. Auch das Wirtshaus am Halensee gehörte mittlerweile dazu, da Saeger gegen die Konkurrenz nicht bestehen konnte und verkauft hatte. Der Lunapark entwickelte sich zum Ort der unbegrenzten Möglichkeiten.

Wackeltreppe, Hippodrom, Völkerschauen – auch der berühmte Buffalo Bill war mit seiner Show hier zu Gast – Tanzturniere und vieles mehr lockten die Besucher. Es war eine Art frühes Disneyland. Jeden Abend gab es Feuerwerk. Auch Showprogramm, Kabarett und Bayern-Dorf mit Bier in Strömen fanden regen Zuspruch.

Während des Ersten Weltkriegs waren im Lunapark eine Fleischkonservenfabrik, ein Lazarett und Stallungen für Militärpferde untergebracht. Nach Kriegsende startete er wieder durch: neu gestaltet, mit Wellenbad – der Berliner nannte es „Nuttenaquarium“, da sich hier auch viele Prostituierte aufhielten – mit Ballonfahrten und einer Art Autoscooter mit Booten kam der beliebte Vergnügungspark wieder in Schwung. Beim Boxen erwarb der junge Max Schmeling hier 1926 seinen ersten Titel. Doch der Lunapark hatte nicht nur Freunde. Anwohner des wachsenden Ortes beschwerten sich über die vielen Besucherautos und den Lärm. Auch den Nazis war der Park ein Dorn im Auge und bereits im Oktober 1934 musste er für immer schließen. 1935 wurde die Anlage abgerissen, das Gelände wurde für den Bau der Halenseestraße benötigt.

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