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„Kleines Schloss“ in neuer Schönheit

Neogotisches Kleinod im Park Babelsberg wird bis August saniert

Erschienen in Gazette Zehlendorf Juni 2024
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Immer ein schöner Zwischenstopp bei einem Spaziergang durch den Park Babelsberg – Kaffee und Kuchen im Kleinen Schloss mit Blick auf den Tiefen See genießen. Doch bis voraussichtlich August 2024 müssen die Spaziergänger weiterlaufen – das Kleine Schloss, auch als Prinzenburg und Damenhaus bekannt, wird zurzeit saniert.

Der Putz auf der Fassade wird denkmalgerecht erneuert, Teile des Dachs mussten neu gedeckt werden und die Räume sollen künftig barrierefrei erreichbar sein. Zugemauerte Fenster werden geöffnet, ein Türmchen auf dem Dach rekonstruiert, Türen, Fenster und Holzteile saniert. Das Äußere des Schlosses soll sich wieder dem Aussehen in königlicher Zeit annähern. Seit 2022 werden die Arbeiten am Schloss bereits ausgeführt, die in diesem Sommer abgeschlossen werden sollen.

Einst stand hier das einfache Haus des Webers Blume. In dem eingeschossigen Gebäude waren Wohnräume und Stall unter einem Dach. Um 1834 erwarb der spätere Kaiser Wilhelm I., damals noch Kronprinz das Haus. Er ließ es von Ludwig Persius umbauen. Ein weiterer Umbau erfolgte 1841 durch Eduard Gebhardt. Das Gebäude wurde aufgestockt und nach Skizzen von Königin Augusta, der späteren Kaiserin, im neogotischen Stil gestaltet. Von 1844 bis etwa zum Ende der 1840er-Jahre wohnte hier Prinz Friedrich Wilhelm, der als Friedrich III. im Jahr 1888 für 99 Tage Kaiser war, bis er an Kehlkopfkrebs starb. Auch die Gräfin Luise von Oriola, eine Hofdame von Kaiserin Augusta, lebte dort. Während dieser Zeit bekam das Gebäude den Beinamen „Damenhaus“. Anschließend wohnten dort Hofbedienstete. Nach dem Ende der Kaiserzeit wurden die Wohnungen vermietet. Auch der Potsdamer Komponist Hans Chemin-Petit wohnte hier. Für ihn und seine Familie wurde extra ein Luftschutzbunker erbaut, der ihnen im April 1945, während eines schweren Angriffs, das Leben rettete. Das Kleine Schloss wurde bei dem Angriff stark beschädigt. Als die Schäden beseitigt waren, nutzte die DEFA das Gebäude als Erholungsheim, ab 1958 war es Sitz einer HO Parkgaststätte, 1981 zog die Gaststätte „Kleines Schloss“ ein.

Die Mittel für die Sanierung stammen aus dem zweiten Sonderinvestitionsprogramm für die Rettung wesentlicher Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaften vor dem Verfall. Die Sanierung des Kleinen Schlosses kostet rund 3,75 Millionen Euro.

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