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Sechs Stolpersteine für Schwarze Menschen

Stolperstein-Verlegungen in Schöneberg

Erika Diek und Ludwig M‘bebe Mpessa. Foto: Privatbesitz Adomako
Erika Diek und Ludwig M‘bebe Mpessa. Foto: Privatbesitz Adomako
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau April 2023
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Ballettschule am MexikoplatzHotel Schöneberg

Das Schicksal Schwarzer Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden, fand bisher wenig Beachtung. Begleitend zur aktuellen Sonderausstellung „Auf den Spuren der Familie Diek. Geschichten Schwarzer Menschen in Tempelhof-Schöneberg“ im Schöneberg Museum werden in den nächsten Monaten insgesamt sechs Stolpersteine für Schwarze Personen verlegt.

Politischer Aktivist und Schauspieler

Am 8. März wurden Stolpersteine für Erika Diek, später Ngambi ul Kuo, und Ludwig M’bebe Mpessa verlegt. Erika Diek war die Tochter des 1891 aus Kamerun eingewanderten Mandenga Diek. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebte sie in der Gaudystraße 5 mit ihrem damaligen Ehemann Ludwig M’bebe Mpessa, der ein politischer Aktivist und unter dem Künstlernamen Louis Brody auch ein erfolgreicher Schauspieler war. An dieser Adresse werden nun Stolpersteine für die beiden verlegt. Ab 1946 wohnte Erika Diek in Tempelhof, wo sie gemeinsam mit ihrer Schwester Schwarzen Menschen die Möglichkeit gab, sich zu treffen und zu vernetzen.

Flucht nach Prag

Am Samstag, den 13. Mai werden um 12 Uhr zwei Stolpersteine für Zoya Gertrud Aqua Kaufmann und ihren Sohn Hans-Joachim in der Friedrich-Wilhelm-Straße 8 in Tempelhof verlegt. Dort lebten die beiden in der Wohnung von Hans-Joachims Vater Hans von Hellfeld, bevor sie aufgrund der Verfolgung nach Prag flüchten mussten. Im Winter 1944 wurde Zoya dort aber denunziert und mit ihrem dreijährigen Sohn im Gefängnis Pancrác inhaftiert. Der 13. Mai markiert den Tag ihrer Befreiung im Jahr 1945.

Stereotype in der Afrika Schau

Am Samstag, den 26. August werden um 12 Uhr in der Schöneberger Fuggerstraße 20 zwei Stolpersteine für Benedikt Gambé und Charlotte Rettig verlegt. Sie lebten dort gemeinsam und beide waren in der NS-Zeit gezwungen, ihren Lebensunterhalt in der „Deutschen Afrika Schau“ zu verdienen, wo sie stereotype und exotisierende Rollen verkörpern mussten. Benedikt Gambé wurde 1937 erst in die Wittenauer Heilstätten eingewiesen und dann in die Wahrendorffschen Kliniken verlegt. Im August 1940 verstarb er dort unter nicht geklärten Umständen. Charlotte Rettig konnte nach Kopenhagen flüchten und überlebte die NS-Zeit.

Interessierte sind zur Teilnahme an der Verlegung der Stolpersteine herzlich eingeladen. Weitere Termine zu geplanten Verlegungen finden Sie unter www.museen-tempelhof-schoeneberg.de/stolpersteine.html

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