Gazette Verbrauchermagazin

Durch die Kantstraße weht leichter Wüstenwind

Harry Lehmann´s Parfüme und künstliche Blumen in dritter Generation

Harry Lehmann´s Parfüme
Harry Lehmann´s Parfüme
Erschienen in Gazette Charlottenburg September 2020
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„Düfte sind die Gefühle der Blumen“, erklärte Dichter Heinrich Heine (1797-1856). Diese Gefühle dem Menschen auf höchst angenehme Weise näher zu bringen, ist seit dem Jahr 1926 Herzensangelegenheit des Familienunternehmens „Harry Lehmann – Parfum nach Gewicht“, eine der weltweit kleinsten Parfümfabriken mit Stammhaus in Berlin-Charlottenburg. Längst ist in dritter Generation Harry´s Sohn Lutz Lehmann mit geübter Nase unterwegs auf dem Weg zum individuellen Duft nach Gewicht für SIE und IHN. Und auch der Freund von Seiden-Kunstblumen findet in dem Fachgeschäft zeitlose Blüten-Schönheiten für daheim, von der zarten Primel bis zur farbintensiven Herbstaster. Außerdem im Angebot präparierte Echtfeder-Einzelstücke.

In der Charlottenburger Kantstraße 106 zwischen Imbiss-Läden und Goldankauf-Filialen liegt Lehmanns Parfümoase, in die einzutauchen, ein Stück Urlaub vom Alltag hinein in duftende Berlin-Historie bedeutet.

„Is Geschichte, musst du reingehn und riechen“, rät mir ein zu seinem Döner-Imbiss Vorbeieilender und hebt dabei vielversprechend den Daumen.

Der Duftgeschichte erster Teil

Lutz Lehmanns Großvater Eduard Lehmann war ein neugieriger Mensch: 1860 geboren, zog es ihn zu erfolgreichen Lehr- und Wanderjahren in die weite Welt hinaus. In Südfrankreich erlag er der Faszination von Düften und erlernte in namhaften Parfüm-Fabrikationen das Handwerk des Parfümeurs. Mit Fachwissen und wiederverwendbaren Flacons im Gepäck – der Sparsamkeit sei´s gezollt – kehrte er zurück. 1926 setzte er gemeinsam mit Sohn Harry in der eigenen Parfüm-Manufaktur seine Idee von Parfümverkauf nach Gewicht in vom Kunden mitgebrachte Flacons um. 10 Parfümsorten hatte der Unternehmer im Angebot. Was im Gründergeschäft an der Potsdamer Brücke in Schöneberg so erfolgreich begonnen hatte, entwickelte sich trotz Ausbombung und Repressalien der Ost-Machthaber an den Berliner Geschäftsstationen weiter: ab 1940 an der belebten Friedrichstraße, danach an der Joachimstaler Straße, der Wilmersdorfer Straße und der Karl-Marx-Straße. Von 1958 -1964 gab es eine zusätzliche Filiale in München. Die Kantstraße, bis heute Berliner Stammhaussitz, folgte im Jahr 1958.

Fortsetzung der Erfolgsstory

Die aktuelle Geschichte, die das Fachgeschäft für Nase und Augen seiner Kunden zu erzählen weiß, beginnt bereits am Schaufenster in der Kantstraße 106: Neben Fotos der Geschäftsstandorte vergangener Tage versprechen Duftvorratsflaschen mit zierlichen Zapfhähnen ein wahres Duftfeuerwerk von Rotem Mohn über Flieder und Ambra bis hin zu betörendem Wüstenwind. Durch die Ladentür kommt man den über 50 angebotenen Düften schließlich ein Stück näher, die in Flacons mit Eau de Parfum, Eau de Cologne und After Shave ihre blumigen, grünen oder orientalischen Duft-Geheimnisse bewahren. Doch ehe ihnen mit der Nase ganze Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird, lohnt ein Blick auf das 60er-Jahre Interieur des Fachgeschäfts: Spiegelglasleisten, Deckenlampen und zierliche Möbel – keine Retro-Imitationen, sondern alles echt, gepflegt und gut erhalten, und 1958 mit Eröffnung des Parfümladens an diesem Standort mit eingezogen. In Regalen sorgfältig ausgerichtete offene Thekenflaschen und Flacons unterschiedlichster Größen stimmen auf das, was kommen soll – die Parfümwahl – ein. In weißem Kittel leistet dabei seit Jahren mit dem richtigen Näschen für ihre Kunden Parfümfachverkäuferin Frau Dahlmann fachkundige Hilfestellung. Ihren Chef, Parfümeur Lutz Lehmann, kennt sie seit seiner Kindheit, die er zu einem Großteil im väterlichen Laden verbrachte. Als Vater Harry früh erkrankte, war er es, der – noch fast ein Kind – Ingredienzien mischte und „learning bei doing“ in die Geheimnisse der Parfümherstellung eingeweiht wurde. In Vollendung hält er nun jeden einzigartigen Parfüm-Geist – wie einst sein Vater und Großvater – in Thekenflaschen verwahrt, um ihn dann im Flacon für seine Kunden zu bannen. – Bis die ihn schließlich bei passender Gelegenheit daraus freilassen, um sich Tropfen für Tropfen mit seinem Duft zu vereinen.

Düfte ohne Grenzen

Bis der Kunde sein Duft-Happy End erleben kann, benötigt es vieler Arbeitsschritte des Parfümeurs. Lutz Lehmann arbeitet mit bewährten Stammfabrikanten unterschiedlichster Ländern zusammen, von denen er wertvolle Ingredienzien höchster Qualität für seine Parfüm-Kompositionen bezieht: U.a. Rosenöl aus Bulgarien, Lavendel aus Frankreich, Ambra aus Marokko, Jasmin aus Ägypten oder Patchouly-Öl aus Fernost für den einstigen Hippie-Duft, der wieder in ist: Düfte kennen keine Grenzen. Nicht selten besucht der Unternehmer die Bauern vor Ort, deren Ätherische Öle er dann nach eigenen Rezepten destilliert.

„Derzeit bei unseren Stammkunden in Mode sind orientalische Düfte wie OUD (Arabisches Holz) und leichtere Düfte wie MOL Intens mit harmonisch kühler Note“, erklärt Lutz Lehmann, dessen Kunden mittlerweile aus allen Altersgruppen kommen. Wie lange ein Duft anhält oder in welcher Intensität er wahrgenommen wird, hänge auch von der Hautbeschaffenheit des jeweiligen Trägers ab, weiß der Parfümeur. So halte trockene Haut einen Duft wesentlich kürzer als Haut mit stärkerem Fettanteil. Auch die Ernährung und in der Nahrung enthaltene Salze beeinflusse, wie ein Duft sich entfaltet. Lehmann rät zu großflächigem Aufsprühen ins Haar, auf dem sich Düfte besonders gut halten. In der Flasche, dunkel und kühl aufbewahrt, halten Parfüme etwa 10 Jahre.

Durch das Nachfüllen mitgebrachter Kunden-Flacons und Vermeidung unnötigen Verpackungsmaterials arbeitet Lehmanns Parfüm-Manufaktur äußerst ressourcenschonend, auch wenn in Coronazeiten aus Hygienegründen der Nachfüllservice mitgebrachter Parfümflaschen ausgesetzt werden muss und ausschließlich wiederverwendbare Manufaktur-Flacons und –Zerstäuber zum Einsatz kommen. Ab 10 Milliliter Eau de Parfüm bzw. 100 Milliliter Eau de Cologne werden abgegeben.

Kopfzerbrechen bereitet Lehmann und der Parfümbranche die Tatsache, dass durch geänderte EU-Gesetze immer wieder Ingredienzien vom Markt genommen werden, für die der Parfümeur dann gleichwertigen Ersatz finden muss, um die Note des jeweiligen Parfüms erhalten zu können. Eine besondere Herausforderung entsteht dann, wenn bewährte Fixateure wie Lyral verboten werden, die unverzichtbar für Facettenreichtun und Basisnote eines Parfüms sind. – Gründe weshalb beim Kunden beliebte Parfüme dann plötzlich vom Markt verschwunden sind.

Bei Harry Lehmann´s Parfümen aber findet in ganz besonderem Ambiente dank sensibler Beratung jeder das für ihn passende Parfüm einzigartiger Note, das seine Persönlichkeit unterstreicht, ohne sie zu überlagern; egal ob Veilchen, Reseda, Lambada, Toledo, Wüstenwind oder individuelle Duft-Kreation. Übrigens: Auch Online sind Lehmann´s Düfte erhältlich.

Weitere Informationen unter www.parfum-individual.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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