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Der Heilige Ludwig

Namensgeber der Wilmersdorfer Kirche St. Ludwig

Kirche St. Ludwig
Kirche St. Ludwig
Erschienen in Gazette Wilmersdorf August 2020
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Gleich neben der St. Ludwigkirche steht eine Sandsteinskulptur, die den französischen König Ludwig IX., auch genannt „der Heilige“ mit seiner Frau Margarethe zeigt. Der König aus der Dynastie der Kapetinger wurde am 25. April 1214 im französischen Poissy geboren. Am 29. November 1226 – gerade mal zwölf Jahre alt – erfolgte die Krönung zum König von Frankreich. Damals war das Land die vorherrschende Macht in Westeuropa. Aufgrund der Jugend von Ludwig übernahm seine Mutter, Königin Blanche, vorläufig die Regentschaft. Obwohl sie anfangs eine starke Opposition hatte, schuf sie sich durch eine geschickte Politik schnell Verbündete und konnte das Erbe für ihren Sohn bewahren.

Glücklose Kreuzzüge

Als Ludwig 21 Jahre alt wurde, übernahm er den Königsthron. 1244 erkrankte er schwer an Malaria und gelobte die Durchführung eines Kreuzzugs, wenn er wieder gesund würde. Er gesundete und löste seinen Schwur ein. 1249 landete er in Ägypten und nahm mit seinem Heer die Hafenstadt Damiette ein. Trotz des erfolgreichen Beginns wurde der Kreuzzug ein Desaster, in dessen Verlauf der König von den Mameluken gefangen genommen wurde. Für seine Freilassung musste er ein hohes Lösegeld zahlen und die Stadt Damiette zurückgeben. 1267 legte er ein erneutes Kreuzzugsgelübde beim Papst ab. Im Sommer 1270 nahm er Karthago ein. Dennoch hatte er auch diesmal keinen Erfolg. Sein Heer und auch er selbst wurden von der Ruhr befallen. An der Krankheit starb er am 25. August 1270.

Verehrung schon zu Lebzeiten

Ludwig IX. von Frankreich war für seinen sehr frommen Lebensstil bekannt. Er hatte stets ein gutes Verhältnis zum Papst und war ein engagierter Sammler von Reliquien. Die Wertvollste war die Dornenkrone, die Jesus am Kreuz getragen haben soll. Schon zu Lebzeiten wurde er als Heiliger verehrt. Nach seinem Tod erfolgte die Heiligsprechung im Jahr 1297. Dazu wurden über dreihundert Zeugen gehört. 60 Wunder, die Ludwig vollbracht haben soll, wurden aktenkundig. Schon direkt nach seinem Tod wurden Fleisch, innere Organe und Knochen an unterschiedlichen Orten bestattet. Nach seiner Heiligsprechung wurden die Knochen als Reliquien über ganz Europa verteilt. Eine wurde nach dem Zweiten Weltkrieg an die Kirche St. Ludwig in Wilmersdorf verschenkt.

Eine katholische Kirche für Wilmersdorf

Die 1897 eingeweihte katholische Kirche St. Ludwig wurde auf dem damaligen Straßburger Platz erbaut, der Architekt August Menken hatte das Gotteshaus geplant. Es war die Zeit, in der kleine Dorfkirchen durch große Kirchen ergänzt wurden. Fast zeitgleich baute man die evangelische Auenkirche. Der Politiker Ludwig Windthorst, der der katholischen Zentrumspartei angehörte, hatte sich für die Bedürfnisse der Katholiken in Berlin und den Bau der Kirche in Wilmersdorf stark gemacht. Nach seinem Tod im Jahr 1891 kam der St. Ludwigskirche die Rolle als einer Art „Gedächtniskirche“ für Windthorst zu. In der Kirchengemeinde St. Ludwig selbst stehen Veränderungen an. Die Franziskaner, die die Gemeinde seit 1986 betreuen, geben den Standort mangels Nachwuchs auf. Im Sommer 2020 werden sie St. Ludwig voraussichtlich verlassen. Die Gemeinde wird dann Teil einer Großpfarrei. An der Kirche selbst wird gearbeitet. Zahlreiche Steine aus der Fassade müssen ersetzt werden. Im ersten Bauabschnitt wurden Turm, Dach, Giebel des Querschiffs samt seiner Fassade mit dem Nord- und Südportal saniert. Weitere Bauabschnitte folgen, denn auch die Ostseite mit dem Chor, der Haupteingang und die Westseite bedürfen einer Überholung.

Titelbild

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