Gazette Verbrauchermagazin

„Wir wissen, was wir wollen!“

Kinder- & Jugendparlament Tempelhof-Schöneberg

Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Dezember 2016
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Laut Umfrage legen vier von fünf Kindern in Deutschland viel Wert auf ihre Meinungsfreiheit, denn sie haben ein Recht auf Mitbestimmung.

„Wir wissen, was wir wollen“ sagen auch die jungen Vertreter des Kinder- und Jugendparlament Tempelhof-Schöneberg und erheben ihre Stimmen damit nicht nur für die rund 50.000 im Bezirk lebenden Kinder. Vor 12 Jahren wurde das Parlament auf Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gegründet, und seitdem bringen unter dem Motto „Fragt uns!“ aktive Schülerinnen und Schüler über Anträge an die BVV zu Gehör, worin aus ihrer Sicht Handlungsbedarf besteht, um „das Leben für uns alle besser werden zu lassen“.

Fragt uns

Das forderte in seiner mitreißenden Eröffnungsrede der 16-jährige Vorstandsvorsitzende Justin Sudbrak am 16. November 2016 im Rathaus Schöneberg vor dem sich für die kommende 12. Wahlperiode konstituierendem Jugendparlament. Er betonte: „Uns ist nicht egal, was mit unserer Zukunft geschieht, wir wollen aktiv mitgestalten. Wir gehen voran, brauchen aber, um etwas erreichen zu können, hinter uns die Unterstützung der Politiker und die Gleichbehandlung des Jugendparlaments.“

Justin, der vor über vier Jahren durch einen Freund zum Jugendparlament kam und dort eigentlich erst das richtige Verständnis für die Politik lernte, kann sich gut vorstellen, ihr auch später neben einem Informatikstudium treu zu bleiben. Im Vorstand wartet als Hauptaufgabe die Ausarbeitung von Anträgen und deren Vorlage in der BVV auf ihn, zu Themen und Problemen, die aus den drei Regionalen Arbeitsgemeinschaften (RAG) Lichtenrade-Marienfelde, Schöneberg-Friedenau und Tempelhof-Mariendorf an den Vorstand herangetragen werden: Da sind Geräte auf einem Spielplatz defekt oder ungeeignet, ein Zebrastreifen fehlt dringend oder die Sanitären Anlagen einer Schule sind unzumutbar.

Schon oft konnte durch das gezielte Ansprechen dieser Probleme vom Jugendparlament Abhilfe geschaffen werden, auch wenn dies nicht immer von heute auf morgen geschehen kann, da oft auch die Zuständigkeiten außerhalb des Bezirks liegen.

Einen Wunsch für die Zukunft hat Justin an die Politiker und ihre Jugendprojekte: „Fragt uns, die Zielgruppe; bezieht uns in den Prozess eurer Ideenentwicklung ein, bevor ihr diese an uns vorbei umsetzt – sprecht mit uns!“

100-prozentig erfolgreich

Anerkennung und Ansporn für das weitsichtige Handeln der jungen Politikinteressierten brachte dann auch der frisch gewählte Vorsteher der BVV, Stefan Böltes, in seinem ersten Grußwort seit Amtsbeginn vor dem versammelten Jugendparlament und den Regionalen Arbeitsgemeinschaften zum Ausdruck: „…Mit eurer Teilnahme zeigt ihr, dass ihr Lust habt zu lernen, wie Politik funktioniert. Eine Kunst in der Politik ist es, auszuhandeln, was machbar ist…versucht an eure Grenzen zu gehen, verhandelt untereinander und mit uns!“

Rund 100 abgesandte Vertreter/innen im Plenum zwischen 8 und 18 Jahren aus etwa 30 Schulen, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen im Bezirk erfuhren in Film und Workshop über die Aufgaben in der Regionalgruppe, über Vorstandsaufgaben, Politik und über das geschickteste Vorgehen „vom Weg zum Ziel“. Sich untereinander zu einigen, mit anderen abzusprechen, Kompromisse zu finden und mit Widersprüchen umzugehen, dabei aber stets das eigentliche Ziel vor Augen zu behalten, das lernen die Kids hier in ihrer dafür verwendeten Freizeit.

Fundierte Unterstützung erhält das Kinder- und Jugendparlament von Jugendstadtrat Oliver Schworck und vom Bezirksamt. Die Jugendlichen wissen Oliver Schmidt und Maike Hoffmann vom koordinierenden Jugendamt mit viel Sachverstand und Verständnis für ihre Sichtweise hinter sich. Beide Mitarbeiter wissen zu schätzen, dass viele Lehrer ihre Schüler auf dem Weg ins Jugendparlament unterstützen und motivieren. Doch es gibt leider auch Skeptiker und Schulleiter, die verfasste Anträge zu beeinflussen oder gar zu verhindern suchen. – Da bleibt dann schnell der Spaß, der auch im Jugendparlament nicht zu kurz kommen soll, auf der Strecke. Dennoch arbeite das Jugendparlament „100-prozentig erfolgreich, „weil es immer etwas erreicht, indem es auf Missstände aufmerksam macht“, wie Oliver Schmidt erklärt.

Mit ganz viel Spaß bei der Sache, die alle angeht, sind Klassensprecherin Lara (4. Klasse) und Schulsprecher Lukas (6. Klasse) von der Carl-Sonnenschein-Schule in Mariendorf, wie sie in der Sitzungspause erzählen. – Und sie haben gute Ideen, wie sie Mitschüler und die Dinge bewegen wollen: So wird Lara in den Schulpausen von Klasse zu Klasse gehen, um zu erfragen, was besser werden muss und so Antrags-Vorschläge sammeln. Lukas will seinen alten Hort besuchen und dort den Problemen auf den Grund gehen. Beide machen es ihren Mitstreitern richtig vor: Sich ein- und mitmischen!

Und so kann der RAG-gewählte neue Vorstand nun, von reichlich Child-Power gestärkt, durchstarten, frei nach seinem Motto: „Wir wissen, was wir wollen!“

Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendparlament unter www.kjp-ts.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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