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Mythos Romanisches Café

Ausstellung im Europa Center erinnert an Künstlertreff

Das Romanische Café der 20er-Jahre zwischen Budapester Straße und Kurfürstendamm: Treffpunkt der Intellektuellen-Elite. Archiv Michael Bienert
Das Romanische Café der 20er-Jahre zwischen Budapester Straße und Kurfürstendamm: Treffpunkt der Intellektuellen-Elite. Archiv Michael Bienert
Erschienen in Gazette Charlottenburg Februar 2024
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Eine Reise in die Vergangenheit: Dort, wo sich heute das Europa Center erhebt, war einst die Heimat des Romanischen Cafés. Die Ausstellung „Das Romanische Café im Berlin der 1920er-Jahre“ erinnert im Europa Center an der Tauentzienstraße 9 – 12 an das einst „Erste Haus am Platz“. Bezirksbürgermeisterin Kirstin Bauch: „Wer sich für die Geschichte der westlichen City und Charlottenburgs interessiert, wird immer und überall über den Namen des Romanischen Cafés stolpern. Umso mehr ich davon lese, desto stärker wird mein Wunsch, diesen Mythos wiederzubeleben. In der City West ist diese Tradition mit dem Aus vieler Kaffeehäuser, wie dem Café Kranzler, dem Möhring oder zuletzt dem Reinhard’s im Kempinski leider fast völlig erloschen. Ich freue mich deshalb sehr über die Ausstellung im Europa Center, dem Ort des Originalschauplatzes, an dem das Romanische Café bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stand.“

Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle

Wo heute das Europa Center steht, trafen sich im Berlin der Weimarer Republik Kunstschaffende und Intellektuelle. Zu den Gästen zählten Egon Erwin Kisch, Erich Kästner, Billy Wilder, Bruno Cassirer, Max Liebermann und viele weitere. Bis zu ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten war das Romanische Café ein Ort, an dem Netzwerke geknüpft und neue Ideen ausgetauscht wurden. Es lockte Kreative aus ganz Europa in die aufstrebende neue City um Gedächtniskirche, Kurfürstendamm und Tauentzien, in den Neuen Westen. Der Kurfürstendamm hatte in den 1920er-Jahren als der „Neue Berliner Westen“ einen ganz besonderen Stellenwert in der gerade erst zu Groß-Berlin gewordenen Millionenstadt. Er übte mit seinem Konsum- und Unterhaltungsangebot einen Sog auf Nachtschwärmer, Intellektuelle und Touristen aus. Im Romanischen Café, in dem die zentralen Kulturakteure der Zeit ein zweites Zuhause hatten, verdichten sich die Erzählungen über diese Zeit und den Ort.

Mittellose Gäste

Die Küche des Cafés hatte keinen guten Ruf – zu den Angeboten zählten Würstchen mit Gulaschsaft und zwei Eier im Glas. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb wurde es zu einem Treffpunkt der meist chronisch klammen Künstler. So schreibt Regina Stürickow in ihrem Buch ‚Der Kurfürstendamm Geschichte des Berliner Boulevards‘ über das Romanische Café: „Dem Besitzer war der Einzug der Künstler zunächst durchaus recht. Er engagierte sogar Zeitungskellner und fand sich, wenn auch widerwillig, damit ab, dass seine neuen Stammgäste kaum etwas verzehrten. Doch auch Fierings Großzügigkeit kannte – schließlich hatte er Löhne und Miete zu zahlen – durchaus ihre Grenzen. Saß ein Gast tagaus, tagein von ein Uhr mittags bis drei Uhr nachts bei einer einzigen Tasse Kaffee, so erhielt er schließlich den „Ausweis“. Dann legte der Geschäftsführer diskret ein gedrucktes Kärtchen neben die Tasse, auf dem zu lesen stand: Sie werden gebeten, unser Etablissement nach Bezahlung der Zeche zu verlassen und nicht wieder zu betreten. Bei Nichtbeachtung dieser Aufforderung würden Sie mit Maßnahmen wegen Hausfriedensbruchs zu rechnen haben.“

Die goldenen Zwanziger

Auf 130 Quadratmetern erzählt die Pop-up-Ausstellung über das legendäre Romanische Café, wer es besuchte und welche Rolle das Café und sein Umfeld in den „goldenen“ 1920er-Jahren im Berlin der Weimarer Republik spielten. Die Ausstellungsinszenierung umfasst Alltagsgegenstände, Fotos, Texte, Filmausschnitte und eine 3-D-Simulation. Die Schaufenster der Ausstellung locken unter anderem mit einem Charleston-Tanzkursvideo und einem Blick auf die Umgebung der Gedächtniskirche damals und heute. An einem Originaltisch mit Stühlen können die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher Platz nehmen, als säßen sie auf der Terrasse des Romanischen Cafés. Im Zentrum der Ausstellung kann man in das Romanische Café als Erlebnisraum eintauchen. Mit zeitgenössischen Darstellungen des Cafés und seiner Gäste in Malerei, Grafik, Presse, Literatur und Musik wird das Café als Anziehungspunkt der kulturellen Avantgarde der 1920er-Jahre lebendig. Einige der Exponate werden erstmals öffentlich präsentiert.

Die Ausstellung ist im Erdgeschoss am Atrium des Europa Centers bis zum 30. Juni 2024 mittwochs bis montags von 12 bis 19.30 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen gibt es unter: www.romanisches-cafe.berlin

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