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„Hej rup! Die Tschechische Avantgarde“

Ausstellung im Bröhan-Museum

František Muzika, Landschaft, 1929. Foto: National Gallery Prague 2023
František Muzika, Landschaft, 1929. Foto: National Gallery Prague 2023
Erschienen in Gazette Wilmersdorf November 2023
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1918 bildete sich ein neuer demokratischer Staat in Europa: die Tschechoslowakei. Schnell machte sich in den Folgejahren eine allgemeine Aufbruchsstimmung breit: Künstlerinnen und Künstler nahezu aller Bereiche entwickelten visionäre Ideen, die sie aufgrund des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs auch umsetzen konnten.

Visionäre Ideen

Mit der Ausstellung widmet sich das Bröhan-Museum den vielfältigen Stimmen der tschechischen Avantgarde-Bewegung, die die Republik zwischen 1918 und 1938 zu einem Schmelztiegel europäischer Ideen werden ließen. Der Ausruf „Hej rup!” (übersetzt: „Auf geht’s!”) steht dabei programmatisch für den Tatendrang, der den neuen Staat in dieser Periode prägte und vielen Menschen – vom Arbeiter bis hin zum Dichter – das Gefühl von Neuerung versprach. Zahlreiche Gruppierungen prägten die vielschichtige und keinesfalls stringente Kulturszene und entwickelten in Architektur und Bildender Kunst, Design, Fotografie, Literatur, Theater und Film visionäre Ideen.

Von Prag bis Ostmähren

In einer Mischung aus der Suche nach einer eigenen Identität für die neue Republik und dem Dialog mit den künstlerischen und gestalterischen Strömungen vor allem Frankreichs und Deutschlands entwickelte sich die tschechische Avantgarde. In den Zentren Prag und Brünn, aber auch im ostmährischen Zlin kamen Künstler und Gestalter zu ganz eigenen Spitzenleistungen der Avantgarde. Die Kunst ist dabei primär von Frankreich, dem Kubismus und dem Surrealismus beeinflusst, während in Architektur und Design der Blick Richtung deutsche Moderne ging. Einzigartig ist die besonders enge Zusammenarbeit von Literatur, Design, Architektur, Theater, Fotografie, Film und Musik. Dem Schriftsteller, Grafikdesigner, Künstler und Theoretiker Karel Teige kommt dabei die besondere Rolle des Vermittlers zu, der für die tschechische Avantgarde auch den Begriff Poetismus prägte. Mit dem Münchner Abkommen 1938 und der anschließenden Zerschlagung der Tschechoslowakei endete diese Blütezeit abrupt. Viele Kunsttätige, nicht nur jene, die laute Kritik an der nationalsozialistischen Politik geübt hatten, wurden verfolgt und ermordet.

Die Ausstellung im Bröhan-Museum gibt einen Überblick der wichtigsten Strömungen der tschechischen Avantgarde. Ausgehend vom Kubismus und dem Surrealismus über Architektur, Möbeldesign und Fotografie wird die lebendige tschechische Kunst- und Designgeschichte vermittelt. Anhand von über 300 Gemälden, Grafiken, Collagen, Skulpturen und Fotografien, darunter zahlreiche Leihgaben, zeigt die Ausstellung den tschechischen Beitrag zur europäischen Moderne.

Die Ausstellung ist bis 3. März 2024 geöffnet im Bröhan-Museum, Schloßstraße 1a in Charlottenburg. Weitere Informationen unter www.broehan-museum.de

Titelbild

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