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Dahlem

Museum Europäischer Kulturen zeigt "Gesichter der Flucht"

Porträts und Schicksale von Geflüchteten aus der Ukraine und Russland

Natascha J., 36, mit ihren Kindern Aurica, 13, Timur, 10, Beata 7, Mark, 4, und ihrer Schwägerin Marina K., 24, mit deren Sohn Bogdan, 5, aus Winnyzja | Ukraine Unterkunft für Geflüchtete, Dondușeni | Moldau 10/2022  Foto: Frank Gaudlitz
Natascha J., 36, mit ihren Kindern Aurica, 13, Timur, 10, Beata 7, Mark, 4, und ihrer Schwägerin Marina K., 24, mit deren Sohn Bogdan, 5, aus Winnyzja | Ukraine Unterkunft für Geflüchtete, Dondușeni | Moldau 10/2022 Foto: Frank Gaudlitz

25.09.2025: Das Museum Europäischer Kulturen zeigt eine neue Sonderausstellung. Unter dem Titel „Flucht“ sind rund vierzig Fotografien von Frank Gaudlitz zu sehen, die Menschen porträtieren, deren Leben durch den Krieg in der Ukraine verändert wurde.

Für das Projekt reiste der Fotograf in den vergangenen drei Jahren nach Moldau, Armenien und Georgien. Dort porträtierte er nicht nur Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, sondern auch jene, die Russland aufgrund des politischen Regimes verlassen haben. Interviews und Zitate ergänzen die Fotografien und dokumentieren die persönlichen Geschichten hinter der Flucht. Fluchtzahlen mit konkreten Biografien. Eine der eindrücklichsten Geschichten ist die von Tamara C. (48) aus Cherson. Im Herbst 2022 floh sie mit ihrem Sohn über die Krim und Russland in die Republik Moldau. Im Filtrationslager wurde sie verhört, ihre Telefonate überwacht, Verdächtige misshandelt. In Cherson herrschten Angst, Verhaftungen und Folter. Tagelang war sie mit ihrem Sohn im Freien unterwegs – ohne Unterkunft, in Kälte und Regen, bis Freiwillige halfen. Eine Rückkehr in ukrainisch kontrolliertes Gebiet war nicht möglich: Beschuss, Minenfelder und Massengräber machten jeden Weg unmöglich.

Auch in Russland, dem Land des Aggressors, entschieden sich Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Sie flohen nicht vor Bomben und Zerstörung, sondern vor einem zunehmend autoritären Regime. Manche waren bereits ins Visier des Geheimdienstes geraten, wurden bedroht oder verfolgt. Andere wollten ihre Kinder nicht in einem Staat aufwachsen sehen, der politische Freiheit unterdrückt und Krieg führt. In Tiflis oder Jerewan fanden sie Zuflucht – in Ländern, die selbst von der Geschichte der Sowjetunion geprägt sind.

Die Ausstellung läuft bis zum 1. März 2026 im Museum Europäischer Kulturen an der Arnimallee 25. Geöffnet ist mittwochs bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Ein Begleitprogramm mit Gesprächen und Führungen vertieft die Themen der Ausstellung. Weitere Informationen unter Museum Europäischer Kulturen.

Titelbild

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