Altersvorsorge
Das Riester-Desaster
Experten fordern eine radikale Reform der privaten Altersvorsorge
24.09.2025: Eine aktuelle Untersuchung zeigt ein düsteres Bild der Riester-Rente: Bis heute wurde bereits mehr als jeder vierte der ursprünglich 20 Millionen Verträge vorzeitig aufgelöst. Allein von Januar bis August 2025 kamen fast 220.000 Kündigungen hinzu. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte 2025 ein Rekordjahr für Riester-Kündigungen werden. Der unabhängige Geldratgeber Finanztip sieht das ursprüngliche Versprechen, die Rentenlücke zu schließen, als gescheitert an.
Die Bundesregierung plant unterdessen für 2026 eine neue „Frühstartrente", bei der jedes Kind zwischen sechs und 18 Jahren monatlich zehn Euro vom Staat in ein Altersvorsorgedepot erhalten soll. Kritiker bemängeln jedoch, dass dies keine umfassende Reform darstellt und wichtige Gruppen wie Berufseinsteiger oder Alleinerziehende unberücksichtigt lässt.
Als Reaktion auf die Misere hat der Ratgeber ein Positionspapier mit fünf zentralen Forderungen für eine erfolgreiche Neuaufstellung der privaten Altersvorsorge veröffentlicht:
- Geringere Kosten: Anstelle teurer und intransparenter Produkte wird ein standardisiertes System mit kostengünstigen ETF-Produkten gefordert, dessen Gesamtkosten auf maximal 0,5 Prozent pro Jahr begrenzt sind.
- Flexible Garantien: Die bisherige 100-prozentige Beitragsgarantie habe sich als renditeschwach erwiesen. Zukünftig sollen Sparer zwischen Produkten mit und ohne Garantien wählen können.
- Moderne Auszahlungen: Statt starrer Verrentungsmodelle soll es mehr Wahlfreiheit geben, zum Beispiel durch die Möglichkeit von Teilentnahmen sowie flexiblen und vererbbaren Auszahlungen.
- Automatische Teilnahme: Um die Beteiligung zu erhöhen, wird ein Opt-out-System vorgeschlagen. Dabei würde jeder automatisch sparen, der nicht aktiv widerspricht, was besonders Geringverdienenden zugutekäme.
- Einfache Regeln: Komplizierte Anträge und Steuerregelungen sollen durch eine pauschale Förderung, absetzbare Zusatzbeiträge und klare Freibeträge in der Rentenphase ersetzt werden.
Experten betonen, dass die gesetzliche Rente für die meisten Menschen nicht ausreichen wird, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Berechnungen zeigen, dass ohne private Vorsorge schnell eine Lücke von mehreren Hunderttausend Euro entstehen kann. Ein frühzeitiger Beginn des Sparens sei entscheidend, um den finanziellen Druck im späteren Leben zu verringern.