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Schöneberg

BERLIN EINS – Die Neunziger

Umbruch der Stadt aus der Perspektive von drei Fotografen

Potsdamer Platz Im Blau, November 1999 bis Juni 2000 von Nelly Rau-Häring.
Potsdamer Platz Im Blau, November 1999 bis Juni 2000 von Nelly Rau-Häring.

11.06.2025: Im Haus am Kleistpark wird am 21. Juni eine Ausstellung eröffnet, die das Berlin der 1990er-Jahre in den Fokus rückt. Die Schau vereint die fotografischen Positionen und Lebenswege von drei Fotografierenden: Nelly Rau-Häring, André Kirchner und Peter Thieme.

Die drei Künstler teilen einen Blick von außen auf die deutsche Hauptstadt in der ersten Dekade nach dem Fall der Mauer, einer Zeit, in der sich die Stadt im Umbruch befand und die Spuren von Krieg, Abriss und Teilung noch deutlich sichtbar waren. Ihre Wege kreuzten sich erstmals 1990/91 durch ihr gemeinsames Engagement im Bereich der Stadtfotografie.

Die Ausstellung zeigt unterschiedliche fotografische Ansätze. Während Peter Thieme und André Kirchner sich primär mit den städtebaulichen Lücken und architektonischen Fehlstellen der Stadt auseinandersetzen und dafür analoge Großformatkameras nutzten, konzentriert sich Nelly Rau-Häring in ihren Arbeiten auf die Menschen jener Zeit.

Mosse-Haus am Leipziger Platz im Dezember 1997 von Peter Thieme.
Mosse-Haus am Leipziger Platz im Dezember 1997 von Peter Thieme.

Die gezeigten Fotografien, die sich im Spektrum zwischen dokumentarischem Blick und poetischer Darstellung bewegen, sollen das Lebensgefühl im Berlin der 1990er-Jahre einfangen. Die Ausstellung ermöglicht es, sich sowohl mit dem städtischen Wandel Berlins als auch mit dem Einfluss historischer Ereignisse auf das individuelle Leben auseinanderzusetzen. Gleichzeitig soll sie die Entwicklung des Mediums Fotografie vom dokumentarischen Ansatz zur künstlerischen Autorenfotografie nachvollziehbar machen.

Kurze biografische Einblicke in die Lebenswege der Fotografierenden ergänzen die Präsentation. Nelly Rau-Häring, gebürtige Schweizerin, kam 1965 nach West-Berlin und arbeitete dort bis zu ihrer Rückkehr nach Basel 2006 als freie Fotografin. Ihre Arbeiten über Berlin (Ost und West) wurden in vielen Ausstellungen und Büchern veröffentlicht, zuletzt 2024 in einer Monografie. André Kirchner, in München aufgewachsen, zog 1981 nach West-Berlin, um an der FU zu studieren, widmete sich aber bald autodidaktisch der Fotografie. Er besuchte die „Werkstatt für Photographie“ und lebt seither als Fotograf, Autor und Galerist in Berlin. Peter Thieme stammt aus Chemnitz, studierte von 1986 bis 1991 Fotografie in Leipzig und zog 1988 nach Ost-Berlin. Er lebt und arbeitet seitdem als freier Fotograf und Dozent in Berlin.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. September im Haus am Kleistpark, Grunewaldstraße 6–7 in Schöneberg zu sehen. Weitere Informationen unter www.hausamkleistpark.de

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