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Flucht in die Bilder?

Die Künstler der Brücke im Nationalsozialismus

Erich Heckel, Annweiler, 1933, Tempera auf Leinwand, Brücke-Museum, © Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen
Erich Heckel, Annweiler, 1933, Tempera auf Leinwand, Brücke-Museum, © Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen
Erschienen in Gazette Zehlendorf Juli 2019
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Tausende von Kunstwerken wurden 1937 von den Nationalsozialisten aus deutschen Museen beschlagnahmt, darunter Schlüsselwerke der Brücke-Künstler. In der Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ wurden sie öffentlich verhöhnt. Diese aggressiven Angriffe auf ihre Kunst überblenden die Selbstverortungen der Brücke-Maler in der NS-Diktatur bis heute. Die Situation der Künstler in den Jahren von 1933 bis 1945 wurde bislang zumeist auf die ‚Verfemung‘ ihrer Kunst im Nationalsozialismus reduziert. Dieser eindimensionale Blick wird weder der vielschichtigen Situation der Künstler noch den Widersprüchen innerhalb der nationalsozialistischen Kulturpolitik gerecht.

Die meisten der ehemaligen Brücke-Künstler hatten zu Beginn die Hoffnung gehegt, mit ihrer Kunst Anerkennung unter den Nationalsozialisten zu finden – eine Hoffnung, die von letzteren teilweise genährt wurde. Trotz der Zäsuren durch die NS-Kunstpolitik, waren die ehemaligen Brücke-Künstler – mit Ausnahme von Kirchner, der sich 1938 das Leben nahm – bis in die letzten Kriegsjahre künstlerisch tätig.

„Flucht in die Bilder? Die Brücke-Künstler im Nationalsozialismus“ beschäftigt sich erstmals kritisch und ausführlich mit dem Werk, den Alltagsrealitäten und den Handlungsspielräumen der Künstler im Nationalsozialismus sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit. Im Zentrum der Ausstellung „Flucht in die Bilder?“ stehen Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Max Pechstein und Ernst-Ludwig Kirchner aus dem Bestand des Brücke-Museums. Die Präsentation setzt auf einen vielschichtigen Blick und nähert sich der Komplexität des Themas – die Brücke zwischen Anerkennung und ‚Verfemung‘ – anhand von künstlerischen Werken und umfangreichem Dokumentationsmaterial. Um Brüche und Kontinuitäten im Werk der ehemaligen Brücke deutlich zu machen, endet die Aufarbeitung nicht im Mai 1945, sondern setzt sich im letzten Teil der Schau im Kunsthaus Dahlem fort. Wie wurde ab dem Sommer 1945 auf die Jahre der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zurückgeblickt, welche Funktion hatten die ehemaligen Brücke-Künstler beim Wiederaufbau des geteilten Deutschlands?

„Flucht in die Bilder?“ wird bis zum 11. August gezeigt. Ausstellungsorte sind das Brücke-Museum, Bussardsteig 9, 14195 Berlin und das benachbarte Kunsthaus Dahlem, Käuzchensteig 8, 14195 Berlin. Öffnungszeiten: Mittwochs bis montags von 11 bis 17 Uhr. www.bruecke-museum.de .

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