Gazette Verbrauchermagazin

Sizilianische Vesper hinter Altberliner Mauern

Pointen & Pasta im Queens 45 BC

Erschienen in Gazette Charlottenburg Dezember 2017
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Nach der Vorstellung (v.l.n.r.): Samantha Epp, Santiago Ziesmer, Pascale Camele, Susanna Capurso, Claudio Maniscalco, Matthias Epp. Foto: Lorenz/Queens 45/maniscalco entertainment produktion
Nach der Vorstellung (v.l.n.r.): Samantha Epp, Santiago Ziesmer, Pascale Camele, Susanna Capurso, Claudio Maniscalco, Matthias Epp. Foto: Lorenz/Queens 45/maniscalco entertainment produktion

Dinner-Shows erfreuen sich steigender Beliebtheit. Besondere Leckerbissen auf diesem Gebiet, die Leib und Seele auf ihre Kosten kommen lassen, offeriert die im Stil der 20er-Jahre gehaltene Eventlocation Queens 45 BC in Westend. In ihrem Ballsaal mit Bühne, der als einer der wenigen noch erhaltenen Ballsäle Berlins gilt, bieten die Betreiber Matthias und Samantha Epp nun seit Kurzem auch öffentliche Veranstaltungen, die leichte Unterhaltung mit dem passenden Speisenangebot verbinden.

Oh Dio Mio!

An den Start ging dort jetzt die Dinner-Musicalkomödie „Oh Dio Mio!“, zum Hinhören und –sehen mit einer „himmlischen Portion Italien“. Leicht verdaulich bringt der Medien- und Bühnen-Allrounder Claudio Maniscalco als Autor, Songtexter, Produzent und Hauptdarsteller diese Italo-Show auf die Bühne, wobei ihm als talentierte Beiköche bühnenbekannte Ensemble-Mitglieder mit einer guten Portion ihres italienischen Temperaments zur Seite stehen.

Da fristet der ins sizilianische Pellegrino zwangsversetzte Padre Paolo (Maniscalco) dort seine Tage und begegnet seiner Jugendliebe Peppina (Pascale Camele) wieder. Er, der zum Thema Zölibat mit dem obersten Herrn (Helmut Krauss, Synchronstimme des „Paten“) in steter Diskussion steht, gerät nun in einen quälenden Konflikt: da ist einerseits sein Glaube, andererseits aber auch sein Gefühl, das in drängt, vom rechten Weg abzukommen. Und gerade Peppina ist es, die den Padre in Versuchung führen will. Doch der macht es ihr nicht leicht, ans Ziel zu kommen. So schlüpft sie in unterschiedlichste Kostüme und umgarnt ihn als männermordendes blondes Bardot-Kiki-Abbild, als im Dirndl naiv-sexy verführerische Schweizer Köchin und als Nonne, die nur zu gerne den Habit abwirft, um Paolo mit strassfunkeldem Body zu umgarnen. Auch als 80er-Jahre-Girl setzt sie ihm und seinem Gauben zu. Doch da ist auch noch der „Vizestellvertretende Stellvertreter“ Giuseppe (Santiago Ziesmer), der mit seinem watschelnden Entengang seine Frau Isabella (Susanna Capurso) zur Verzweiflung bringt und so gar nicht ihrem Wunschbild des feurigen Italieners entspricht. – Dass sie nicht kochen kann, fällt da wenig ins Gewicht. Nur ein Glück, dass sich beide lieben und auch ein Herz für den Padre haben!

Mit einem Augenzwinkern Richtung Zölibat ist Claudio Maniscalco nach seinem preisgekrönten „La Famiglia“ ein weiteres amüsant-liebevoll bis ins Detail inszeniertes Stück gelungen, das mit neuen wohlklingenden Melodien, lebendigen Tanzszenen und farbenfrohen Kostümen einfach nur gute Laune macht und das Publikum damit ansteckt. Dabei ergänzen sich alle Darsteller musikalisch und tänzerisch zur harmonischen Spieleinheit. Susanna Capurso und Santiago Ziesmer – seit vielen Jahren erfahrene Bühnen-Partner von den Kammerspielen bis zum Schlosspark Theater – legen da mit viel komödiantischem Geschick einen heißen Tango auf´s Bühnenparkett, und Pascale Camele und Claudio Maniscalco überzeugen mit demselben italienischem Charme und vielseitigen Können, mit dem sie im Theater des Westens Musical-Geschichte schrieben. Hervorzuheben ist auch die Life-Begleitung durch das Cannoli Quartett, das im Hintergrund mit seinen Instrumenten die musikalischen Fäden in der Hand hält.

„Sie alle haben zum Erfolg des Stückes beigetragen und Ideen beigesteuert“, betont Maniscalco, der das mit viel Witz und Schwung produzierte Stück, zu dem ihn der Klassiker „Don Camillo und Peppone“ inspirierte, innerhalb von 1 ½ Jahren auf die Bühnen brachte. Neben den Abenden im Queens 45 BC (am 17., 21., 28., 29. Dezember 2017 und am 20. Januar, 24. Februar, 30. März und 28. April 2018) geht das Ensemble mit der Musikkomödie ab Februar 2018 im Raum Hannover auf Tournee.

Buon Appetito

Musik und gute Laune machen hungrig. Samantha Epp, ausgebildete Eventmanagerin und Hotelfachfrau, und ihrem Vater Matthias, Caterer und „Herr“ der Küche, gelingt mit ihrem freundlichen Team die Leistung, das themenbezogene, in die Spielhandlung eingebundene Drei-Gang-Menü fast gleichzeitig für die rund 200 Gäste appetitlich und heiß (!) auf die Tische des Großen Saals zu bringen, die eingedeckt in den italienischen Landesfarben das Motto des Abends aufgreifen. Antipasti, Pasta und Panna cotta kommen gut an, die Getränkepreise sind zivil, der Ticket-Preis von 49 Euro inklusiv Menü ist es auch.

20er-Jahre-schwarzweiß-Fotos an den Wänden – darunter lebensgroß Marlene Dietrich – funkelnde Kronleuchter, Rokokocharme, Champagnerbar und blau-rote Lichtinstallation schaffen zusammen mit dem flexiblen Raumkonzept eine besondere Atmosphäre, die für Hochzeiten ebenso passend ist wie für Galas und Tagungen. Umfangreiche Licht- und Tontechnik machen auch die Bühne vielseitig nutzbar.

Für kleinere Veranstaltungen gibt es daneben den „Grünen Salon“, der mit Tageslicht und Platz für bis zu 65 Personen als V.I.P.-Raum oder Loungebereich genutzt werden kann.

Rustikaler präsentiert sich da die „Destille“, die sich mit urigem Tresenbereich und dem klassisch schwarz-weißem Fliesenmuster für kleinere Feiern und Geburtstage Platz für bis zu 100 Personen bietet. Eyecatcher bereits im Eingangs- und Garderobenbereich sind die umfangreiche Bildergalerie der 20er und 30er-Jahre sowie die aufwendigen Holzeinbauten.

Geschichte des Queens 45 BC

Im Berlin der 20er und 30er-Jahren prägten über 200 Ballhäuser und Tanzpaläste das Berliner Bild, in denen sich bei Tanz, Revue und Kabarett das Publikum mit rauschenden Festen vergnügte. – Zu ihnen gehörten auch die Charlottenburger Festsäle, das spätere Queens 45 BC.

Ende 1990 erstand in den ehemaligen Räumen der Charlottenberger Festsäle in der Königin-Elisabeth-Straße 45 das „Ballhaus Casanova“ auf, das ursprünglich in den 20er-Jahren an der Schöneberger Lutherstraße 22 in den einstigen Räumen der legendären „Scala“ von sich reden gemacht hatte. Der Investor Achmed Raouf renovierte die Räume aufwendig und baute sie um, inklusiv Kegelbahn.

Seit Mai 2000 wird das „Queens 45 BC“ als exklusive Eventlocation geführt.

Matthias Epp war bereits als Haus-Caterer der Location länger verbunden, bevor er zusammen mit seiner Tochter Samantha vor acht Jahren auch ihr Betreiber wurde.

In dem eingespielten Vater-Tochter-Team liegt das Wirkungsfeld des Vaters eher in der Küche und im technischen Bereich, während seine Tochter Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um den Veranstaltungsbereich ist.

Diese besondere familiäre Atmosphäre ist es wohl auch, die dafür verantwortlich ist, dass die erst kürzlich gestarteten öffentlichen Veranstaltungen der Location vom Publikum so gut angenommen werden: da ist Samantha Epp für Gäste und Künstler stets präsent, und nach der Show setzen sich die Künstler auch mal zum Publikum an den Tisch. Später dann kommt Matthias Epp in Schürze aus der Küche, um den Schauspielern noch ein wenig Gesellschaft zu leisten und über den vergangenen Abend zu plaudern. – Hier, in einem der traditionsreichen und erhaltenswerten Säle Berlins, von denen es immer weniger geben wird.

Informationen, Termine und Veranstaltungsprogramm unter www.queens45.de und www.italo-shows.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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