Gazette Verbrauchermagazin

Seniorenpolitik im Bezirk

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf diskutiert

Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf Dezember 2017
Anzeige
Eckard Kanold GmbH & Co. KG

Die demografische Entwicklung der letzten Jahre führte auch in unserem Bezirk zu einem Anwachsen des Anteils der älteren Bürgerinnen und Bürger in der Gesamtbevölkerung. Etwa ein Drittel der Einwohnerschaft ist heute über 60 Jahre. Diese Entwicklung hat natürlich auch Auswirkungen auf die Arbeit der Bezirksverwaltung, die die Bedürfnisse der älteren Menschen und die Gestaltung ihrer Lebensverhältnisse entsprechend zu berücksichtigen hat. Die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung nehmen in den folgenden Beiträgen zu diesem Thema Stellung.

CDU-Fraktion

Die Zahl der Menschen über 80 im Bezirk steigt auch in Zukunft weiter an. Knapp 100.000 hier sind älter als 60 Jahre, fast ein Drittel der Bevölkerung. 2030 werden bereits 10,8 Prozent der Bezirkseinwohner älter als 80 sein, viele davon allein. Trotz begrenzter Ressourcen macht der CDU-geführte Bezirk seit langem älteren Menschen Angebote zur Freizeitgestaltung, vor allem in den sieben Freizeitstätten mit rund 1000 Plätzen in Veranstaltungsräumen, Werkstätten und Außenanlagen. Ehrenamtlichen kommt dabei herausragende Bedeutung zu. Sie nehmen dort Aufgaben wahr sowie im Gratulationsdienst für Jubilare zum 85. und zu jedem Geburtstag ab dem 90. Lebensjahr. Eine Musikalische Kaffeetafel ist für Pflegeheimbewohner gedacht; für geringverdienende Rentner bietet der Bezirk kostenlose Ausflugsfahrten an. Eine zentrale Adventsfeier findet im Hertha-Müller-Haus statt. Ausführlich informiert eine Bezirksbroschüre in den Rathäusern über Chancen der älteren Generation im Bezirk. Zudem kümmert sich Sozialstadtrat Frank Mückisch am Runden Tisch Pflege um die Pflegesituation im Bezirk.

Eva Holz

SPD-Fraktion

Der Anteil der Senioren in unserem Bezirk beträgt fast 40 %. Viele von ihnen sind sehr rüstig und arbeiten z. B. ehrenamtlich. Aber nicht wenige haben die Sorge, dass ihre Renten/Pensionen nicht ausreichen, um die steigenden Mieten zu bezahlen. Und sie befürchten, deshalb die Umgebung, in der sie den größten Teil ihres Lebens verbracht haben, verlassen zu müssen. Preiswerte Wohnungen für Seniorinnen und Senioren, wie in der Mudrastraße, werden aufgegeben. Alternative Wohnformen gibt es wenig. Die SPD setzt sich dafür ein, dass auch Menschen mit geringem Einkommen in unserem Bezirk Wohnungen finden können. Ältere Menschen fühlen sich im Straßenverkehr oft nicht mehr sicher: Ampeln schalten zu schnell, Radfahrer brausen an ihnen vorbei, gute Pflege wird immer teurer. Auch um diese Probleme kümmert sich die SPD. In unserer digital geprägten Zeit fühlen sich ältere Menschen oft hilflos und überfordert. Auch ihnen müssen wir Hilfeleistungen anbieten. Die SPD arbeitet auch hierfür eng mit der Seniorenvertretung zusammen und nimmt gern Anregungen auf!

Juliana Kölsch

B‘90/Grünen-Fraktion

Steglitz-Zehlendorf ist Berlins Bezirk mit dem höchsten Durchschnittsalter – schon das zeigt die Bedeutung seniorengerechter Politik vor Ort. Für uns Grüne heißt das, Anliegen der älteren Generation Gehör zu verschaffen, aber auch ihren Erfahrungen und Möglichkeiten Raum zu geben zur Entfaltung. Der Austausch der Generationen nutzt allen! Wir fördern ihn etwa durch Kooperationen von Seniorenstätten mit Kitas wie bei der Vermittlung von „Leihomas und -opas“ – ein Gewinn für Jung und Alt! Um Teilhabe am Alltag zu ermöglichen, wollen wir breitere Fußgängerbereiche mit Sitzgelegenheiten und öffentlichen Toiletten. Gerade für Ältere ist die „Stadt der kurzen Wege“ wichtig: mit Einkaufsmöglichkeiten „um die Ecke“, Kultur vor Ort, Cafés zum Treffen, Einrichtungen für Sport/Freizeit. Wir brauchen die gewachsenen Kiez-Zentren in Wohnortnähe. Die Wohnformen, die Menschen im Alter wünschen, sind so vielfältig wie ihre Interessen. Darum unterstützen wir Mehrgenerationenhäuser und Senioren-WGs und dringen auf altengerechten Wohnraum – vom Fahrstuhl bis zur Sanitäreinrichtung. Und kämpfen dafür, dass man dort auch mit kleinerer Rente leben kann.

Doris Manzke-Stoltenberg

AfD-Fraktion

„Wo findet einsamer Rentner, Witwer, im kleinen Kreis zu Weihnachten einen Platz zum Mitfeiern“. Ein Kundenaushang in der Steglitzer Kaufland-Filiale wurde auf Facebook gepostet und ging im Anschluss durch die Presse. Wir können eine Menge für unsere Alten tun: Eine zentrale Beratungsstelle für sämtliche Anliegen wäre eine schöne Sache. Saubere Parks für Menschen mit Hund und auch ohne, abgesenkte Zuwege, saubere Sitzgelegenheiten, angeglichene Schaltintervalle von Ampeln, die Nahversorgung sicherstellen und ihnen Achtung entgegen bringen. Ein freundliches ‚Guten Tag‘ kostete nicht mehr als etwas Aufmerksamkeit und Umsicht.

Unsere Alten bilden die Generation, die unsere Stadt nach dem Krieg wiederaufgebaut hat. Die Damen und Herren wären dankbar für ein liebenswertes Umfeld und einen fairen Miteinander. Sie sind nicht zu verachten, stellt die Gruppe der über 60-jährigen seit der Bundestagswahl 2017 die Mehrheit des Wählerpotentials.

Binnen Stunden gab es übrigens auf den Facebook-Post gut 30 Angebote. Prognose: „Opi wird an Weihnachten sicher vollgefressen, glücklich und zufrieden sein“, verriet die Facebookerin noch am selben Abend.

Peer Döhnert

FDP-Fraktion

Aufgrund der demografischen Entwicklung gewinnt auch in Steglitz-Zehlendorf die Seniorenpolitik an Bedeutung. Dabei gilt, dass sie die Menschen in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen erreichen muss. Vom frei gewählten Berufsausstieg bis hin zum betreuten Lebensabend möchten die Freien Demokraten (FDP) ein möglichst selbstbestimmtes Leben gewährleisten. Dabei gilt es eine auf die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren abgestimmte städtische Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Die Anforderungen sind vielfältig. Passender und bezahlbarer Wohnraum im angestammten Kiez sind da ebenso von Bedeutung wie kurze, sichere und barrierefreie Wege zu den Versorgungszentren. Mobilität garantiert gesellschaftliche Teilhabe. Ein funktionierender, wie auch barrierefreier, ÖPNV ist daher unerlässlich. Auch der eigene Pkw bietet Unabhängigkeit. Freizeitangebote müssen attraktiver werden. Betreuungsangebote müssen flexibel auf die tatsächlichen Bedürfnisse abstimmbar sein. Und nicht zuletzt sollten wir den Erfahrungsschatz älterer Mitmenschen nicht ungenutzt lassen. Seniorenbeiräte müssen gestärkt und das Ehrenamt ausgebaut werden.

Andreas Thimm

Linksfraktion

Damit möglichst viele Menschen im „Ruhestand“ selbstbestimmt leben können, fordert DIE LINKE. im Bund eine Mindestrente von 1050 Euro netto. Rentner*innen, die – bspw. in Zehlendorf-Mitte – Pfandflaschen sammeln müssen, sind ein Armutszeugnis für die Politik. Die Linksfraktion Steglitz-Zehlendorf setzt sich für bezahlbare Senior*innenwohnungen in städtischer Hand ein (bspw. in der Mudrastraße). Wir wollen in Steglitz-Zehlendorf eine hohe Mobilität für alle Menschen gewährleisten. Dazu gehört neben einem barrierefreien und zuverlässigen ÖPNV (funktionierende Aufzüge an allen S- und U-Bahnstationen etc.) u. a. auch die altersgerechte Gestaltung von Wohnraum und des Wohnumfeldes. Im Neubaugebiet in Lichterfelde Süd sollten ausreichend barrierefreie Wohnungen entstehen. Einkäufe sowie Besuche von Gesundheits- und Kultureinrichtungen können durch öffentliche Sitzgelegenheiten und Toiletten erleichtert werden. Im November war unser Antrag für eine neue Sitzbank am S-Bahnhof Lankwitz erfolgreich. Für uns gilt: Als Expert*innen in eigener Sache müssen Senior*innen besser in Entscheidungen, die sie direkt betreffen, einbezogen werden.

Gerald Bader

Titelbild

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH 2022