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Erinnerung an Ernst Ludwig Kirchner

Berliner Gedenktafel für Mitbegründer der „Brücke“

Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Juni/Juli 2023
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An der Durlacher Straße 15 hängt seit April eine Berliner Gedenktafel für den Maler und Grafiker Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938). Der Mitbegründer der expressionistischen Künstlergruppe Brücke zog 1911 aus Dresden nach Berlin und lebte bis 1913 in der Durlacher Straße in Charlottenburg.

Umzug nach Berlin

Kirchner wurde in Aschaffenburg geboren und studierte in Dresden Architektur. Dort lernte er seine Kommilitonen Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennen – die vier jungen Männer gründeten 1905 die Künstlergruppe Brücke. Kirchner folgte Heckel im Herbst 1911 nach Berlin und bezog ein Wohnatelier in der Durlacher Straße 15. Neben dem Künstlertreff Bieberbau wohnte auch Max Pechstein. Die beiden Künstler gründeten das MUIM-Institut für Modernen Unterricht in Malerei, welches sie jedoch 1912 erfolglos aufgaben.

Flucht in die Schweiz

Kirchner traf bald darauf Erna Schilling, die seine Lebensgefährtin und später auch Nachlassverwalterin des Künstlers wurde. Ab Ende 1913 bewohnten beide ein Dachatelier in der Steglitzer Körnerstraße. Der Erste Weltkrieg löste bei Kirchner körperliche und psychische Leiden aus, die zu Aufenthalten in Sanatorien, unter anderem in der Schweiz, führten. 1917 verließ er Berlin und zog in die Schweizer Berge nach Davos. Dort lernte er 1921 Lise Gujer (1893–1967) kennen, die den Künstler als Weberin begleitete und mit ihm gemeinsam die Arbeit an seinen textilen Werken vorantrieb. Auch Erna Schilling zog in die Schweiz.

„Entartete Kunst“

Kirchner reiste Ende 1925 erstmals wieder in sein Geburtsland, in den kommenden Jahren erwog er einen Umzug zurück nach Berlin. Aufgrund der politischen Entwicklungen nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 kam eine Rückkehr jedoch nicht mehr in Frage. 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten Kirchners Werke und diffamierten sie in der Propaganda-Ausstellung „Entartete Kunst“. Im selben Jahr schloss ihn die Preußische Akademie aus, der er erst 1931 beigetreten war. Seine Angst vor einer deutschen Invasion der Schweiz wuchs, er zerstörte einen Teil seiner Druckstöcke und Skulpturen. Im Juni 1938 nahm er sich das Leben. Sein künstlerischer Nachlass wird unter anderem im Brücke Museum in Dahlem gezeigt und beforscht.

Titelbild

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