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Viele Lichter in der Nacht

Lankwitzer und Lichterfelder Straßenlaternen im Laufe der Geschichte

Diese historische Bogenleuchte wurde 1989 in Lankwitz aufgestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts erhellte u. a. dieser Leuchtentyp die Lankwitzer Straßen.
Diese historische Bogenleuchte wurde 1989 in Lankwitz aufgestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts erhellte u. a. dieser Leuchtentyp die Lankwitzer Straßen.
Erschienen in Lichterfelde West Journal August/September 2020
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Was für ein Dorf noch in Ordnung war – bei Dunkelheit erst auf jegliche Beleuchtung zu verzichten und später Petroleumlampen ans Haus zu hängen – ging für einen aufstrebenden Vorort gar nicht mehr. Die Bürger wünschten eine angemessene Beleuchtung und die Diskussion schlug hohe Wogen. Da waren auf der einen Seite diejenigen, die für eine Gasbeleuchtung stimmten. Die andere Seite plädierte für elektrisches Licht. Letztere setzen sich durch.

Elektrische Laternen für Lankwitz

Es dauerte eine Zeit lang, bis die Masten mit den oberirdischen Stromleitungen in Lankwitz standen. 1898 aber hieß es – endlich mehr Licht! Das Rathaus, die Dreifaltigkeitskirche und der Platz, der ab 1912 den Namen Bernkastler Platz trug, waren die Vorreiter dieses neuen Komforts. Der nächste Fortschritt war die unterirdische Verlegung der Kabel. 1911 wurde ein Teil der Lankwitzer Straßen durch 18 Bogenlampen beleuchtet. Eine historische Bogenlampe – sie wurde allerdings erst 1989 aufgestellt – steht an der Mühlenstraße/Ecke Schulstraße. Die Kreuzungen im Rosenthalschen Viertel beleuchtete man mit doppelseitigen Straßenlampen. Sie spendeten eine gleichmäßigere Beleuchtung.

Schmuck für das Straßenbild

Die Straßenlaternen waren nicht nur zweckmäßig, sie wurden auch kunstvoll verziert und schmückten das Straßenbild. Wappenleuchten mit dem Lankwitzer Wappen waren ein attraktiver Blickfang. Heute sind Verzierungen wie das Steglitzer Wappen sowie einige alte original erhaltene Lampen, zu denen die letzten drei Bischofsstableuchten zählen, noch zu sehen. Die inoffiziell sogar als „Lankwitzer Bischofsstableuchten“ bezeichneten Lampen haben oben einen Schwung, der an einen Bischofsstab erinnert. Die letzten verbliebenen Exemplare stehen an der Belßstraße/Ecke Wedellstraße, an dem Seniorenwohnhaus.

Ein Gaswerk für Lichterfelde

In Groß-Lichterfelde setzte man ganz auf die warm leuchtende Gaslaterne. Was kein Wunder war, denn Elektrizität wurde zur Zeit der Entstehung der Villenkolonie noch nicht eingesetzt. Die ersten elektrischen Lampen wurden in Berlin Mitte 1882 in Betrieb genommen. Vorher setzte man flächendeckend Gaslaternen ein. In Lichterfelde kam der Typ „Aufsatzleuchte“ zum Einsatz, der noch oft zu sehen ist. Um die Versorgung zu sichern, finanzierte Projektentwickler Carstenn im Jahr 1868 ein kleines Gaswerk für die Villenkolonie. Es befand sich an der Krahmerstraße, wurde jedoch bereits 1878 außer Betrieb genommen, da ein größeres Werk nahe Ostpreußendamm/Goethestraße die Belieferung der Lichterfelder mit Gas sicherte. 1891 kaufte die englische „Imperial Continental-Gas-Association“ das Werk. An Straßenlaternen aus dieser Zeit kann man heute noch ICGA – die Anfangsbuchstaben der Firmenbezeichnung – im Sockel erkennen. Ab 1905 wurde Lichterfelde vom Gaswerk in Mariendorf mit versorgt.

Erscheinungsbild erhalten

Bis heute gibt es – überwiegend in den Nebenstraßen des Bezirks – noch Gaslaternen. Um Energie zu sparen, sollen sie nach und nach umgebaut werden. Doch Rettung ist in Sicht – mit modernen LEDs kann der Lichtstrom und die Lichtfarbe von Gas nahezu perfekt imitiert werden. Die BVV Steglitz-Zehlendorf beschloss deshalb im Mai dieses Jahres folgendes: „Das Bezirksamt wird gebeten, gemeinsam mit den einschlägigen Stellen und Einrichtungen darauf hinzuwirken, dass die in Steglitz-Zehlendorf verbreitet betriebenen Gaslaternen unter Bewahrung des Erscheinungsbildes zu energiesparenden LED-Lampen umgebaut werden.“ So kann die Gaslaterne im Bezirk – wenn auch nicht ganz im ursprünglichen Zustand – erhalten bleiben.

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