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Gebrüder Grimm – mehr als Märchen

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Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau März 2024
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Eigentlich kennt sie jedes Kind – die Märchen, die die Brüder Grimm gesammelt haben und die in den verschiedensten Versionen die Welt der Zeichentrickfilme erobert haben. Das hätten sich Jacob (1785 – 1863) und Wilhelm (1786 – 1859) Grimm aus dem hessischen Hanau sicher nicht vorstellen können, als sie ihre Kinder- und Hausmärchen sammelten.

Nach dem Besuch des Friedrichsgymnasiums in Kassel studierten sie an der Universität Marburg Rechtswissenschaften. Zu ihren Lehrern gehörte Friedrich Carl von Savigny, der sie in seinen Freundeskreis aufnahm und ihnen die Welt der Romantik und des Minnegesangs zugänglich machte. Auch die Werke von Johann Gottfried Herder beeinflussten die beiden Brüder. 1806 fingen sie an, die Märchen zu sammeln, die sie 1812 auf Anregung ihres Freundes Achim von Arnim, erstmals veröffentlichten. Der zweite Band erschien drei Jahre später, weitere folgten. Die Kinder- und Hausmärchen wurden – wie man heute sagen würde – zum Bestseller. In den 1830er-Jahren gingen sie nach Göttingen, dort wurden beide Brüder Professoren. Sie widmeten sich der Erforschung von Wortbildung und Lautentwicklung, Deutsche Mythologie und arbeiteten gemeinsam am Deutschen Wörterbuch. Sie betätigten sich auch politisch und verfassten gemeinsam mit weiteren Professoren eine Streitschrift gegen König Ernst August I. von Hannover. Daraufhin wurden sämtliche beteiligte Professoren – die „Göttinger Sieben“ – entlassen und des Landes verwiesen.

Pension vom König

Die Gebrüder Grimm lebten zunächst wieder in Kassel, bevor der preußische König Friedrich Wilhelm IV. sie im Jahr 1841 nach Berlin holte. Er finanzierte aus seinem Privatvermögen eine Pension für die Arbeit am Deutschen Wörterbuch. In Berlin nutzten sie sie Akademie der Wissenschaften, die Königliche Bibliothek und die Universität für ihre Studien. Jacob Grimm veröffentlichte eine zweite und dritte Auflage der Deutschen Mythologie und eine zweite Ausgabe der Deutschen Rechtsaltertümer. Wilhelm Grimm überarbeitete die Kinder-und Hausmärchen. In Berlin verbrachten beide ihre letzten Jahre. Ihre Gräber auf dem Schöneberger Alten St.-Matthäus-Friedhof sind Ehrengräber der Stadt Berlin. Auch Herman und Rudolf Grimm, die Söhne von Wilhelm Grimm, wurden dort begraben. Die Urne von Wilhelms Tochter Auguste Grimm setzte man ebenfalls auf diesem Friedhof bei, doch auf einem Grabstein wurde sie nicht erwähnt. Erst 1997 wurde ein Gedenkstein für Auguste Grimm aufgestellt. Auf ihm sind Wilhelms Ehefrau Henriette Dorothea, geborene Wild, Gisela Grimm, geborene von Arnim – sie war mit Herman Grimm verheiratet – und Albertine Plock, die uneheliche Tochter von Rudolf Grimm verewigt.

Titelbild

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