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Wir sind queer – wir sind jetzt hier!

Jugendzentrum „Queerbase“ neu im Café Albrecht

Bezirksamt und Kirche machen sich mit diesem Projekt gemeinsam stark für queere junge Menschen. Foto: BA TS
Bezirksamt und Kirche machen sich mit diesem Projekt gemeinsam stark für queere junge Menschen. Foto: BA TS
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau März 2024
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Seit 15. Februar 2024 stehen die Türen zu den Räumlichkeiten des „Café Albrecht“ auf dem Gelände der Glaubenskirche Tempelhof in der Friedrich-Franz-Straße 11B queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 12 und 27 Jahren jeden Donnerstag und Freitag in der Zeit von 16 – 19 Uhr offen. Ein dritter Tag für junge Menschen, die das spezielle Gespräch suchen, ist in Planung. Damit steht Tempelhof-Schöneberg einmal mehr zu seinem Wort, queere Lebensräume im Bezirk zu schaffen, in denen Vielfalt und Toleranz gegenüber allen Lebensformen anstatt Vorurteile und Ausgrenzung den Ton angeben. Träger des queeren Jugendzentrums ist der Ev. Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg, der hierzu einen Leistungsvertrag mit dem bezirklichen Jugendamt als fördernder Kooperationspartner geschlossen hat. Dazu wurden eine volle, eine halbe und eine Minijob-Teamstelle eingerichtet: Als neues motiviertes Queerbase-Team im modernisierten Umfeld mit Büro und den zu nutzende Räumen und Freizeitangeboten des Café Albrecht freuen sich nun Julian, Luise und Amelia auf junge queere Menschen, die den Weg in das neue Jugendzentrum finden – egal, ob zum Quatschen am Bartresen, Chillen, Billardspielen, Kickern, Rappen im Musikraum oder einfach nur Reinschnuppern. Neben einem bunten Freizeitangebot erwartet sie hier Mitspracherecht und stets ein offenes Ohr für ihre Fragen oder Probleme.

Save Space nicht nur für junge queere Menschen

Das neue Jugendzentrum richtet sich mit seinem Angebot an LSBTIQ*-Jugendliche ebenso wie an queere, asexuelle oder aromantische Jugendliche und spricht auch junge Menschen an, die von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind oder ihre sexuelle Identität (noch) keiner Kategorie zuordnen wollen oder können. Abbau von Diskriminierung und Förderung der Sichtbarkeit bzw. öffentlichen Wahrnehmung sind dabei ein wichtiges Ziel der Jugendeinrichtung, die sich als wichtiger Baustein demokratischer Bildung versteht. Teamleiter Julian, der aus dem Bereich Kulturwissenschaften, Projektmanagement und der Arbeit mit Jugendlichen in der Berufsorientierung wertvolle Erfahrung für seine neue vielseitige Tätigkeit mitbringt, ergänzt: „Wir beziehen bei Bedarf auch Eltern und Lehrende von LGBTIQ* mit ein. Die Offenheit für die Arbeit mit ihnen ist durchaus da, wie wir bereits feststellen konnten.“ Spezifische Angebote gibt es darüber hinaus im queeren Jugendzentrum für Jugendliche dieser unterschiedlichen Identitäten, die beispielsweise noch am Anfang ihres Coming Outs stehen oder zusätzlich Fluchterfahrung haben.

Teammitglied Luise, die bereits aus der Gemeindearbeit mit Konfirmanden und als Religionspädagogin versiert im Umgang mit jungen Menschen ist, zählt die Aufgaben und Ziele des queeren Jugendzentrums auf: „Die jungen Menschen, die unser Angebot nutzen, finden hier an diesem Schutzort Hilfe zur Selbsthilfe und Selbstorganisation. Wir empfinden uns als unkomplizierte Anlaufstelle für Information, Erstkontakt und Beratung, da wir mit vielen bestehenden Initiativen gut vernetzt sind. Als offene Begegnungsstätte bietet „Queerbase“ beste Voraussetzungen für junge Menschen, sich hier ganz offen so geben zu können, wie sie sind oder sich fühlen.“

Queer ist bunt

Um die Einrichtung noch bekannter zu machen und auf seine Angebote hinzuweisen, leistet das Team viel Informationsarbeit – u. a. über Flyer, Schulbesuche und Kontakte zu Sozialarbeitenden, über Outreach und Projekttage in Bildungseinrichtungen, auf Messen und in öffentlichen Einrichtungen. An die Arbeit an festem Standort im Café Albrecht knüpft so das wichtige mobile Angebot ihrer Jugendarbeit an, mit dem Ziel, möglichst viele queere Jugendliche im Süden Berlins, im Bereich des Stadtrandes und damit auch aus Brandenburg erreichen und fördern zu können. Der Kirchenkreis bietet übrigens bereits seit Jahren in Alt-Schöneberg eine queere offene Jugendgruppe an: Die Arbeit von „iwi“ und ihre Aktionen sollen in die von Queerbase integriert werden, um Angebote miteinander abzustimmen und zu vernetzen.

Amelia, Studierende der Sozialwissenschaften, erklärt den Namen „Queerbase“ des neuen Jugendzentrums so: „Die Räume liegen im Untergeschoss, und queere junge Menschen und ihre Identität bilden das feste Fundament dieses Zentrums.“ Brandneu entwickelt vom ganzen Team werden derzeit das Logo und die Webseite. Für die Zukunft setzen Julian, Luise und Amelia auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den jungen queeren Menschen, die sich einbringen, es gemeinsam mit weiterentwickeln und sich schließlich mit „ihrem“ Jugendzentrum identifizieren sollen. – Mit der Vision, dass nicht nur am Donnerstag und Freitag queere junge Menschen den Weg ins Café Albrecht suchen, sondern auch an den übrigen Öffnungstagen das Café zum bunten Begegnungsort machen und Teil eines großen Ganzen werden.

Kontakt und Informationen unter schnorr@ts-evangelisch.de oder schneider@ts-evangelisch.de und über Instagram: queerbase_berlin

Jacqueline Lorenz

Queeres Jugendzentrum Tempelhof-Schöneberg

Friedrich-Franz-Straße 11B
12103 Berlin

Titelbild

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