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Die Dorfkirche in Wilmersdorf

Erste Kirche aus dem 13. Jahrhundert

Erschienen in Gazette Wilmersdorf Januar 2024

Ein frommes Dorf – schon bei der ersten schriftlichen Erwähnung von Wilmersdorf im Jahr 1295 war dort eine Kirche vorhanden. Die Siedler, die vermutlich zur Zeit Albrecht des Bären (~1100 – 1170) im Zuge des Landesausbaus der Mark Brandenburg hierher gezogen waren, hatten mit dem Bau ihres Gotteshauses nicht lange gewartet. Von der ersten Wilmersdorfer Kirche gibt es keine Abbildungen. Sie stand auf dem Vorplatz vor der heutigen Auenkirche. Was bekannt ist, sind die Namen der Pfarrer ab dem 16. Jahrhundert. Diese mussten bis 1708 auch in das benachbarte Lützow – ab 1705 Charlottenburg – um die dortigen Gläubigen zu betreuen. Dazu traten sie den unbequemen Weg durch den sumpfigen Hopfenbruch an. Teile der Leibnizstraße wurden deshalb vor langer Zeit als „Priesterweg“ oder „Predigerweg“ bezeichnet.

Neubau nach Feuer

1766 vernichtete ein Feuer das halbe Wilmersdorf einschließlich Kirche. 1772 stand die neue Dorfkirche – ein schöner, barocker Bau. Eine Orgel bekam sie auch, aber erst spät. Der damalige Pfarrer Christoph Gerhard Wilhelm Ritter konnte seine Gemeinde nicht von der Notwendigkeit einer Orgel überzeugen. So wandte er sich an Friedrich Wilhelm III. und hatte Erfolg. Im Januar 1846 erklang die Orgel, erbaut von Johann Christoph Schröters aus Sonnewalde, erstmals in der Kirche.

Fundamente unter dem Vorplatz der Auenkirche

Die Orgel erklang nur etwa 50 Jahre lang, denn am 31. Oktober 1897 wurde die neue Auenkirche eingeweiht. Die Gemeinde war durch den Zuzug in den Gründerjahren stark gewachsen, sodass die Dorfkirche für die Anzahl der Gläubigen nicht mehr reichte und die größere Auenkirche – anfangs „Evangelische Kirche von Deutsch-Wilmersdorf“ für mehr Platz sorgte. Die Dorfkirche wurde gegen den Willen der Gemeinde noch im Jahr 1898 abgerissen. Ihre Fundamente befinden sich unter dem Vorplatz. Aus der Dorfkirche befinden sich die Ehrentafel, das Epitaph für Pfarrer Ritter, das rekonstruierte Epitaph für den 1596 verstorbenen Jacob Schade und der Altar in der Auenkirche. Auf dem Treppenturm des Pfarrhauses weht die Windfahne mit der Jahreszahl 1772, die einst die Turmspitze der alten Dorfkirche zierte.

Titelbild

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