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Vor 100 Jahren starb Paul Kunzendorf

Berliner Journalist und Verfasser der Zehlendorfer Chronik

Ehrengrab auf den Friedhof Zehlendorf an der Onkel-Tom-Straße.
Ehrengrab auf den Friedhof Zehlendorf an der Onkel-Tom-Straße.
Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal Oktober/November 2023

Er schrieb für die Wochenzeitung „Der Bär“ und die 1881 gegründete „Berliner Pferdebahnzeitung“. Im Handbuch „Das litterarische Berlin“ von Gustav Dahms zählt er zu den „Sogenannten Universalkorrespondenten, die über alles berichten, was ihnen in den Wurf kommt [..].“ 1889 gab er die „Gedenkblätter aus Zehlendorf“ heraus. Paul Kunzendorf (1853 – 1923), Journalist und Schriftsteller, verfasste auch mehrere Bücher: 1892 veröffentlichte er „Hervorragende Söhne und Töchter der Mark.“ 1912 erschienen die „Sagen der Provinz Brandenburg“ und „Friedriciana – Lebenssprüche Friedrichs des Großen.“ 1920 wurde sein Buch „Der Haarkünstler in Poesie und Humor“ im Verlag der deutschen Allgemeinen Friseurzeitung veröffentlicht. Die Chronik „Zehlendorf einst und jetzt“ kam 1906 auf den Buchmarkt. Sie wurde in aufwändiger Arbeit von Franz Ahlgrimm digitalisiert und kann von allen Interessierten auf der Webseite des Heimatvereins Zehlendorf unter www.heimatmuseum-zehlendorf.de gelesen werden.

Paul Kunzendorf hatte seit 1885 die Entwicklung Zehlendorfs in der Kaiserzeit journalistisch begleitet und sich ins aufblühende Vereinsleben Zehlendorfs eingemischt. Die Chronik reicht bis in vorangegangene Jahrhunderte zurück, für deren Darstellung sie auf ältere Quellen, unter anderem die „Geschichte des Dorfes Zehlendorf“ von Ernst Ferdinand Schäde (1772-1861), zurückgreift. Das Werk verrät vieles über den Zeitgeist des ausgehenden 19. Jahrhunderts. „Zehlendorf einst und jetzt“ ist eine der wichtigsten Quellen für Namen, Daten, Zusammenhänge und Abläufe im alten Zehlendorf, wobei die Begeisterung für den Kaiser im Kontext mit der damaligen Zeit gesehen werden muss.

Der in Berlin-Mitte geborene Paul Kunzendorf engagierte sich in seiner Wahlheimat: im Januar 1889 übernahm er den Vorsitz beim Zehlendorfer Turnverein – später Zehlendorfer Turn- und Sportverein von 1888 e. V. Er blieb für 30 Jahre Vorsitzender und wurde anschließend zum Ehrenmitglied ernannt. Sein Grab auf dem Friedhof Zehlendorf in der Onkel-Tom-Straße ist ein Ehrengrab des Landes Berlin.

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