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VOLKSTATA im Kunstraum

Vier Tausendsassas und ihr neues Volkstheater

VOLKSTATA-Team: Die Künstlerpaare Günther-Jürgen und Ulrike Klein, Achim Krämer und Robert Farrar (v.l.n.r.) .
VOLKSTATA-Team: Die Künstlerpaare Günther-Jürgen und Ulrike Klein, Achim Krämer und Robert Farrar (v.l.n.r.) .
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau September 2023
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Volkstheater – damit verbinden die meisten Menschen eine Theaterform, die bei der breiten Masse Anklang findet, „für das Volk“ da ist. Das hatten auch die – wie sie sich selbst bezeichnen – vier Tausendsassas aus Schöneberg im Blick, als sie sich 2020 als Künstlergruppe „VOLKSTATA“ zusammentaten, um ihre Idee eines neuen Volkstheaters als spartenübergreifende und genresprengende Collage der Stile zu realisieren.

In Zusammenarbeit zwischen den Künstlerpaaren Ulrike & Günther-Jürgen Klein und Robert Farrar & Achim Krämer entstand so eine „holistisch-dadaistische Gesamtkunst-Unterhaltung“, die im Projektraum für Freie Kunst, der Bühne-und-Ausstellungsraum-verbindenden „Zwitschermaschine“ an der Potsdamer Straße 161, im Jahr 2021 an den Start gegangen ist. Hier vereint nun VOLKSTATA Kultur und Kitsch mit seinem multidisziplinären Gesamtkonzept auf ebenso reizvolle wie überraschende Weise und mit einer gehörigen Prise Humor gewürzt, was einen bunten Cocktail-Mix an Soap-Opera, Operettenskizzen, musikalischen Komödien sowie Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und Performances garantiert. – Nie langweilig und stets mit gewissem Schalk im Nacken. Dabei agiert die auch anderen Künstlern und Künsten aufgeschlossene sowie ihrem Winterfeldtkiez verbundene VOLKSTATA-Gruppe regelmäßig als Gastgeber und Kurator eines auf Spendenbasis gebotenen reichhaltigen Kunst-und Kulturprogramms in diesem mit nur 40 Quadratmetern doch so attraktiven Projektraum „Zwitschermaschine“ in Schöneberg.

Die Kunst macht den Erfolg,

denn die Gruppe von VOLKSTATA bringt gemeinsam ein hohes Maß an Erfahrung aus den Bereichen Bildende Kunst/Malerei, Film, Theater, Performance, Literatur, Musik und Live-Event-Regie sowie -Organisation mit, wie bereits als erstes Projekt ihr mittellanger Film „The Long Long Trailer for the Picture of Lady Barbara“ im Jahr 2020 bewiesen hat. Selbstproduzierte Formate wie die Operettenskizze „Essa Mussa Wassa Wunderbares sein“ oder die Komödie mit Musik „Edelweiß“ sowie das Alpenglühen-Festival 2022 folgten und spiegeln die künstlerische Vielfalt dieser sich bestens ergänzenden Künstlergruppe wider, in der jeder für sich ein ganz besonderer „Tausendsassa“ ist.

In diesem Jahr ging als Festival-Fortsetzung erfolgreich „Tipi Tipi Tipso Apocalyso“, die Uraufführung ihres neuen Stücks mit zum Teil neu entwickelten Performance-Arbeiten, Lesungen und Konzerten mit einer Vielzahl von Künstlern auf die Bühne des VOLKSTATA-Kunstraumes in der „Zwitschermaschine“. – Im Mittelpunkt die Uraufführung des Superhelden-Oratoriums „Leben und Wirken der heiligen Renate, Buch 2: Renate und die Ameisenmenschen“. – Ein dystopisches Weltraummärchen, in dem VOLKSTATA das Abbild einer vom Zusammenbruch bedrohten Welt entwirft und in den Großzeichnungen und Installationen in der Galerie widerspiegelt. Die wird dadurch zum Raum der Freiheit und zum Raum der Begegnung von Mensch zu Mensch im Kontakt und Austausch mit und durch die Kunst. Die Verantwortlichen erklären dazu: „Der Grundgedanke von VOLKSTATA (was von Volkstheater kommt und an Dada erinnert) ist, modernes Volkstheater als Kunst zu präsentieren. Das heißt für uns, ein Fest gemeinsam mit dem Publikum und den beteiligten Künstler*innen zu feiern.“ Dabei versteht die Künstlergruppe ihre Arbeit als Momentaufnahme eines sich kontinuierlich entwickelnden Werkes – und lässt damit sein Publikum an einem Werk im Prozess teilhaben.

VOLKSTATA – Gesamtkunstwerk mit Potential

Mitinitiatorin und Künstlerin Ulrike Klein, die ein waches Auge auch für Fachfremdes mitbringt, erklärt, warum die zwei VOLKSTATA-Paare so gut harmonieren: „Jeder von uns hat eine fundierte künstlerische Grundausbildung, was einfach sehr gut zusammen passt. Also: Talente auf zu neuen Ufern!“

Sie und Ehemann Günther-Jürgen traten 2017 zum ersten Mal an der Schnittlinie zwischen Kunst und Theater mit ihrem vierteiligen Projekt der Erzählung über die Vampyrlady Tamara Yagelowsk, einer Meditation über den Tod, an die Öffentlichkeit: Raumfüllende Zeichnungen, Objekte, Installationen, Malerei und Performance fügen sich damit im Geist des Publikums zu einem inneren Film zusammen.

Kunstmaler Günther-Jürgen Klein hat an der Kunstakademie Karlsruhe Malerei/Zeichnung studiert. Als Meisterschüler ist Träger des Xaver-Fuhr-Preises. Klein hat ab Mitte der 90er-Jahre Ausstellungen u. a. im Fridericianum Kassel, in der Royal Academie of Art Edinburgh sowie zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen und Einzelausstellungen in namhaften deutschen Galerien bestritten.

Seine Ehefrau Ulrike Klein studierte Filmregie an der HFF „Konrad Wolf“ Babelsberg und war mit ihrem Meisterschülerstipendium an der Akademie der Künste Berlin und der Akademie Schloß Solitude. Sie arbeitete an Dokumentarfilmen für SFB/RBB, an der HFF Babelsberg als Dozentin der Fachrichtung Schauspiel sowie als Mitglied der Aufnahmeprüfungskommission für Regie. Als Freie Regisseurin und Autorin für verschiedene Filmproduktionen tätig, führt sie immer wieder Dialogregie bei zeitgenössischen Werken und seit 2008 u. a. Regie für die Zeichentrickserie „Bibi Blocksberg“, „Bibi und Tina“ sowie seit 2021 für die 3D-Produktion „Benjamin Blümchen“. Regelmäßig arbeitet sie mit dem Kammerchor Nikolassee und ihrem Chorleiter, dem Komponisten und Autor Vincent Andreas, zusammen. Seit fast zehn Jahren ist sie außerdem künstlerisch gemeinsam mit Ehemann Günther-Jürgen Klein unterwegs.

Robert Farrar und Achim Krämer sind seit 2011 in Performance-Kunst, Comedy, Pop-Musik, Theater und Live-Event-Organisation als künstlerische und private Partner unterwegs., anfangs überwiegend in Neukölln. Neben Tätigkeiten auf ihren individuellen künstlerischen Wegen arbeiten sie nun gemeinsam im VOLKSTATA. Anarchisch-queere Performance gehört ebenso zu ihrem Repertoire wie die Gestaltung eines kulturellen Kontextes für die kreative Entfaltung und die Unterstützung von Künstler*innen. In einem Mix von Varietè, Comedy und Tanz widmen sie sich der queeren Community, um ihr eine künstlerisch sichtbare Plattform für ihre Arbeit zu bieten. Seit rund zehn Jahren pflegen sie künstlerischen und freundschaftlichen Kontakt zu den Kleins.

Robert besitzt britische Wurzeln. Als Musiker hatte er Boy George als Vorbild, wollte in den 80ern Popstar werden, sieht sich heute aber eher als Schriftsteller, der gerne an Theaterstücken, Musicals und als Songwriter arbeitet, mit geschicktem Händchen für Performance. Im VOLKSTATA hat er den Reiz weiblicher Rollen für sich entdeckt. An seiner Seite weiß er Achim, Performance-Künstler, Theatermacher und Grafik Designer. Er hat visuelle Kommunikation studiert und bringt umfangreiche Ausstellungserfahrung mit.

Was ihm die gemeinsame Arbeit im VOLKSTATA bringt? Seine Antwort: „Der Mut zum Anderssein wächst durch unser gemeinsames Projekt.“

Geschützter Kunstraum zum Ausprobieren und Weiterentwickeln

Die „Zwitschermaschine“ sei auch im dritten Jahr noch der genau passende Ort, um sich auszuprobieren und produktiven Austausch mit anderen Künstlern zu finden, erklären die vier Künstler. Auf diesem nur kleinen Raum von 40 Quadratmetern fand schon manch gelungener Paartanz und sogar der bejubelte Auftritt einer Punkband statt, finden Bühne, Papp-Bühnenbild und Publikum von VOLKSTATA ihren geeigneten Platz. An den Wänden die Collagen von Günther-Jürgen Klein und wie zufällig hingestreute Installationen der Künstlergruppe schaffen Atmosphäre, sind Ausstellungsstück und Bühnenbild zugleich und erlauben ein geschütztes Eintauchen des Publikums in die jeweilige Performance. Für zukünftige, evtl. raumgreifendere Projekte können die Beteiligten sich größere Einrichtungen in Schöneberg als weitere Auftrittsorte dennoch vorstellen. Schließlich befände sich VOLKSTATA im Wachsen und jeder der beteiligten Künstler im Prozess der Weiterentwicklung, sind sich Ulrike, Günther-Jürgen, Achim und Robert über ihr Potential einig. Die diesjährigen erfolgreichen VOLKSTATA-Auftritte vor großem Publikum in Schloss Wiepersdorf haben der Gruppe Mut und Appetit auf mehr gemacht.

Weitere Informationen und Termine von VOLKSTATA unter www.volkstata.com

Jacqueline Lorenz

VOLKSTATA in der „Zwitschermaschine“

Potsdamer Straße 161
10783 Berlin

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