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POP – Der Plattenladen mit Seele

Nachhaltiger An- und Verkauf vom Sound auf Vinyl

Martin Väterlein gibt dem POP Vinyl ein Gesicht.
Martin Väterlein gibt dem POP Vinyl ein Gesicht.
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau August 2023
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Wer Platten liebt, sie sammelt und dabei sein Herz für Jazz, Rock, Hip-Hop, Reggae, Weltmusik, Avantgarde, 60er, 70er, 80er, 90er, 00er-Jahre aus der Rille für sich entdeckt hat, der findet hier eine ganz besondere Oase: Seit acht Jahren ist Martin Väterlein in seinem Schöneberger Plattenladen an der Yorckstraße 52 DER Ansprechpartner, wenn es um An- und Verkauf von neuwertigen Langspielplatten geht. Selbst bereits seit 13 Jahren – zuerst in Kreuzberg – in diesem Metier aktiv, hat der gebürtige Franke, der hauptberuflich im Marketing-Bereich unterwegs war und sich mit Kunstprojekten beschäftigt, seine eigene Leidenschaft für das Plattensammeln und für die Musik schließlich zum Beruf gemacht. „Ich habe von jeher viel Geld für Platten ausgegeben“, erklärt er, der im POP seinen Kunden geschätzt über 10.000 Platten in Hüllen anbietet, darunter auch einige Singles sowie ausgewählte Vinyl-Neuheiten und Neupressungen. Mit seinen Secondhand-Platten steht er für gelebte Nachhaltigkeit: Denn eine neu gepresste Platte, die derzeit um die 45 Euro kostet, produziert immerhin rund 500 Gramm CO2, was für einen nachhaltigen und ressourcenschonenden Kauf von Secondhand-Platten spricht. „Zumal die Rohstoffpreise steigen, die Presswerke ausgelastet sind und die Plattenpreise derzeit durch die Decke gehen“, gibt POP-Besitzer Martin Väterlein zu bedenken. Längst ist es in, ökologisch zu denken und Secondhand-Platten zu kaufen. Viele von seinen Kunden sind Stammkunden, die dieses Angebot nutzen und mit gutem Gewissen bei ihm kaufen und/oder verkaufen. Seine Preise sind fair. Martin zahlt angemessen für makellose Ankauf-Ware, wie seine Kunden bestätigen, die Martin als ihren „Musikgott“ schätzen. Preise der bei ihm angebotenen Platten liegen zwischen 2 und 400 Euro (beispielsweise „Released“ von Jade Warrior), stark nachgefragte Vinyl-Schätzchen sind im Preis nach oben offen und schon mal – wenn auch selten – im fünfstelligen Bereich zu finden. Daneben hat Plattenfreund Martin, für den seit Beginn seiner Musikleidenschaft die Beatles ganz oben stehen, im Laden auch ein buntes Sammler-Sortiment ausgesuchter T-Shirts, Bücher und CDs. – Und Musikkassetten, die bei der Jugend ebenso wie der gute alte Kassettenrekorder wieder im Kommen sind, auch wenn es derzeit am Rohmaterial Eisen(III)-oxid mangelt, das zur Beschichtung der tonaufzeichnenden Magnetbänder benötigt wird.

Mehr Raum für Vinyl & Co gesucht

Kein Wunder also, dass die knapp 50 Quadratmeter Ladenfläche, deren Mietvertrag im nächsten Jahr ausläuft, für das umfangreiche Angebot zu klein geworden sind und Martin Väterlein, der seit Kurzem in Steinstücken wohnt, nach größeren Räumen für die Zukunft seiner Musikoase sucht; vorzugsweise in guter Lage in Schöneberg, Charlottenburg oder Steglitz: Nicht unter 100 Quadratmeter, mit Lager oder Keller, verkehrsgünstig gelegen und bestenfalls mit einem privaten Vermieter, der mit Herz hinter Väterleins Geschäftsidee steht. „Dort möchte ich zukünftig mit einem größeren Angebot an Klassik-Jazz eine spannende Fläche für den Kiez schaffen“, verrät er, der seine Platten ungefährdet vor Diebstahl und Zerstörungswut dann auch mal vor dem Laden präsentieren will.

Platten und Leute – Treff mit coolem Sound

Betritt man von der quirligen Yorckstraße kommend das POP Vinyl, fallen sofort Elvis-Masken, Plakate und Plattencover an den Wänden ins Auge, auch Freddy Quinn hat den Weg dorthin gefunden. Gut sichtbar auf einer Plattenkiste ist Martins Lego-Yellow-Submarine vor Anker gegangen, an dem der Beatles-Freund sehr hängt. In einer Ecke steht ein altes Grammophon, nebenan mehrere Plattenspieler – meist im Einsatz – und eine Tafel, die auf ungezwungene Freitagabend-Events der wachsenden musikinteressierten Community im POP nach Geschäftsschluss hinweist, manchmal mit DJ-Musik, Lesung, Ausstellung oder kleinem Konzert.

Hinter dem Tresen steht Väterlein, eigentliche Seele des Plattenladens, der zu fast jeder LP eine spannende Geschichte erzählen kann und LPs mit viel Leidenschaft und Liebe auflegt. Platten sind für ihn wesentlich mehr als bloße Ware, die es zu verkaufen gilt. So betreibt er keinen Online-Handel, denn: „Platten zu kaufen ist ein bisschen wie Schuhe zu kaufen: man muss sie sehen, in die Hand nehmen, hineinhören.“ Außerdem ist das Versenden von LPs für Händler nicht mehr rentabel, seit die Post das beliebte LP-Versandformat abgeschafft, bzw. das Porto verdoppelt hat.

LPs sind in

Weibliche und männliche Kunden kommen ins POP, man kennt sich, fachsimpelt, verbringt hier eine gute Zeit. Platten wechseln die Besitzer, schaffen zufriedene Käufer und Verkäufer. Aber auch Musikinteressierte öffnen die Ladentür, die nur eine ganz bestimmte Langspielplatte als Geschenk suchen. Weniger in diesem Plattenladen vertreten und nachgefragt ist Klassik. Aktuell gut läuft Bob Dylan, ebenso Musik der 80er, Dire Straits, Slade und Madonna. Haupt-Augenmerk von POP liegt, wie ein guter Kunde erklärt, auf „alten Bootlegs vergangener Epochen bis zur Weltmusik Digging at it‘s best“, auf Rock und Pop, Hip-Hop, Electro und Punk. Musikinteressierte POP-Besucher jeden Alters und Geschlechts kaufen bei Väterlein. Während Frauen eher nur eine Platte wählen, sind es meist mehrere Platten bei älteren Männern – typische Sammler, die mindestens 1.000 LPs im Plattenschrank haben.

Martin Väterlein erklärt: „Bei den jungen Leuten ist es Mainstream, Platten zu kaufen.“ Sie bevorzugen dabei Black Music und Hip-Hop, kaufen eher kommerzielle Hits und Musik, die im Internet bestimmend ist. Und er fügt stolz hinzu: „Es ist für mich ein großer Luxus, dass wir Platten im Angebot haben, die nicht jeder will.“

Jacqueline Lorenz

POP – Der Plattenladen

Yorckstraße 52
10965 Berlin

www.pop-berlin.de

Titelbild

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