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Gerhart Hauptmann in Charlottenburg

Der Dramatiker und Nobelpreisträger wohnte in der Schlüterstraße

Erschienen in Gazette Charlottenburg Januar 2024
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Eine neue Gesellschaftsordnung – davon träumte Gerhart Hauptmann (1862 – 1946) schon als Schüler. Anfangs war sein Leben von Rückschlägen geprägt. Seine Mitschüler aus Adelshäusern wurden besser behandelt als der Sohn eines Hotelbesitzers. Nach dem Abschluss der Realschule wartete eine Lehrstelle in der Landwirtschaft auf Hauptmann. Die Lehre brach er jedoch ab – die schwere Arbeit überforderte ihn körperlich, außerdem erkrankte er an einem Lungenleiden.

Sein Weg führte ihn in eine Bildhauerklasse, diese musste er wegen schlechten Betragens und zu wenig Fleiß verlassen. Dann entdeckte er jedoch das Schreiben für sich. Das Studium der Philosophie und Literaturgeschichte, das ihm seine Verlobte finanzierte, brach er aber schnell ab. Auch der Versuch, als Bildhauer in Rom Fuß zu fassen, scheiterte. Auch weitere Versuche, sich im Zeichnen zu vervollkommnen oder Geschichte zu studieren wurden nicht zu Ende geführt.

Hauptmann heiratete 1885 seine Verlobte Marie Thienemann und sie zogen nach Erkner. Ihre Urlaube verbrachten sie gerne auf der Insel Hiddensee. Hauptmann kam mit einem naturalistischen Literaturverein in Berlin in Verbindung und lernte in Zürich einen Naturprediger können. Er fühlte sich zu den Lebensreformern hingezogen. 1888 schrieb er das Drama „Vor Sonnenaufgang“ und verursachte einen Skandal. In der Kaiserzeit war es nicht üblich, Sex und Alkoholprobleme auf der Bühne zu thematisieren. 1889 zog er in die Schlüterstraße 78 in Charlottenburg. 1891 wechselte er seinen Wohnsitz erneut und ließ sich im Ort Schreiberhau im schlesischen Riesengebirge nieder. Dort schrieb er mit „Die Weber“ eines seiner bekanntesten Stücke. Viele weitere Stücke, aber auch Prosa und Gedichte folgten. 1912 erhielt Hauptmann den Nobelpreis für Literatur.

Seine sozialkritischen Stücke wurden von Kaiser Wilhelm II. nicht geschätzt. Die Einstellung des Kaisers änderte sich jedoch, als Hauptmann den Ersten Weltkrieg mit der Unterzeichnung des Manifests der 93 bejahrte. Der Monarch verlieh dem Dramatiker den Roten-Adler-Orden IV. Klasse. Die Kriegsbegeisterung von Gerhart Hauptmann verflog schnell. Nach Kriegsende hielt er sich mit Fortsetzungsromanen und Verfilmungen seiner früheren Werke über Wasser. Als Adolf Hitler auf die Bildfläche trat, war Hauptmann fasziniert. Im Zweiten Weltkrieg stand Hauptmann auf der „Gottbegnadetenliste“ der wichtigen Künstler für das nationalsozialistische Regime. Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte Hauptmann in seinem Haus in Agnetendorf, Schlesien. Dort blieb er noch etwa ein Jahr. Kurz vor der geplanten Vertreibung starb Gerhart Hauptmann. Er wurde auf der Insel Hiddensee begraben.

An seinem Wohnort in der Schlüterstraße 78 erinnert eine Gedenktafel an Hauptmann, in der Gerhart-Hauptmann-Anlage an der Bundesallee/Ecke Meierottostraße wurde die Bronzebüste des Künstlers aufgestellt.

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