Gazette Verbrauchermagazin

Eine Heimat für Ginster und Duft-Skabiosen

Gefährdete Pflanzen auf der Pfaueninsel

Thomas Dürbye, Technischer Leiter im Botanischen Garten Berlin, sorgt für genügend Wasser für die jungen Pflänzchen. Foto: S. Treu / Botanischer Garten Berlin
Thomas Dürbye, Technischer Leiter im Botanischen Garten Berlin, sorgt für genügend Wasser für die jungen Pflänzchen. Foto: S. Treu / Botanischer Garten Berlin
Erschienen in Gazette Zehlendorf Dezember 2023
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Täglich sterben auf der Welt etwa 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Auch in Berlin sind rund 700 Arten gefährdet. Um die Artenvielfalt zu erhalten, wurden im November 150 gefährdete Pflanzen auf der Pfaueninsel gepflanzt. Es handelt sich um die Arten Deutscher Ginster (Genista germanica), Behaarter Ginster (Genista pilosa) und Duft-Skabiosen (Scabiosa canescens). Alle drei Arten stehen mittlerweile auf der Roten Liste, ursprünglich waren sie in Berlin und Brandenburg weit verbreitet.

Fast 100 Jahre Naturschutzgebiet

Die Pfaueninsel steht bereits seit 1924 unter Naturschutz und gehört zu den ältesten Naturschutzgebieten Berlins. Sie ist ideal, um den gefährdeten Pflanzen eine neue Heimat zu bieten: „Die Pfaueninsel ist die ideale Fläche für diese Rote-Liste-Arten“, so Professor Dr. Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). „Sie bietet den geeigneten mageren Boden, ist Naturschutzgebiet und wird durch unsere Gartenteams hervorragend betreut. Auf der Pfaueninsel werden einmalige Berliner Gartendenkmale bewahrt, hier entstand auch die Idee, diesen heimischen ,Berliner Pflanzen‘ einen Schutzraum zu bieten.“

Kinderstube der Pflanzen

Aller Anfang ist schwer – auch für die jungen Pflanzen, die von kundiger Hand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Botanischen Gartens Berlin vorsichtig in den Boden gesetzt werden. Erstmal erleiden die kleinen Ginster und Duft-Skabiosen einen Schock, wenn der heimische Anzuchttopf verlassen wird. Die erfahrenen Gärtnerinnen drücken die Erde sorgfältig fest, damit die Wurzeln sicheren Kontakt zu dem umgebenden Boden bekommen. Danach werden die Neuankömmlinge noch gewässert. Wasser ist auch der Grund für die herbstliche Pflanzaktion, denn das Frühjahr ist mittlerweile zu trocken für junge Pflanzen – die Gefahr, dass sie eingehen, ist zu groß. So bekommen sie im hoffentlich regenreichen Herbst die Möglichkeit, sich gut in der neuen Heimat zu verwurzeln und den Winter hoffentlich gesund zu überstehen. In den ersten Jahren ist viel Pflege für die zarten Pflanzen erforderlich, bis sie tief genug wurzeln, um auch ohne menschliche Pflege zu wachsen und sich zu vermehren. Die Standorte wurden sorgfältig ausgewählt, um den Pflanzen beste Bedingungen zu bieten. So bekamen die Ginsterpflanzen einen sauren, nährstoffarmen Standort und die Duft-Skabiosen einen Trockenrasenstandort unweit der Meierei auf der Pfaueninsel. In den Anfangsjahren werden sie nicht nur gewässert, sondern auch vorsichtig freigeschnitten, bevor sie eine Mahd vertragen oder der Standort von Schafen beweidet werden kann.

Ideengeber für die Pflanzaktionen war Jan Uhlig, Parkleiter der Pfaueninsel. Er wünschte sich eine Orchideenwiese. Tatsächlich wurden auf einer Wiese Orchideensamen gesät, die hoffentlich künftig die Besucherinnen und Besucher erfreuen. Die Idee führte schließlich zu weiteren Pflanzaktionen, um gefährdeten Arten eine Heimat in dem Berliner Naturschutzgebiet zu geben.

Schutz für Wildpflanzen

Die Samen, aus denen die jungen Pflanzen gezogen wurden, stammen aus der Dahlemer Saatgutbank im Botanischen Garten Berlin. Sie besteht seit 1994 und ist Deutschlands älteste Wildpflanzen-Saatgutbank. Sie sammelt Saatgut gefährdeter und seltener Wildpflanzenarten für Artenschutzprojekte, Forschung und für den Tausch zwischen Botanischen Gärten. Im Rahmen spezieller Forschungsprojekte, wie dem vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt „Wildpflanzenschutz Deutschland II“, werden gezielt die 200 Verantwortungsarten, das sind gefährdete Arten, deren Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland liegt und für die Deutschland daher eine besondere Verantwortung hat, erforscht, gesammelt und bewahrt. ln Zusammenarbeit mit Behörden und ehrenamtlichen Naturschützern werden gezielt Samen und Pflanzen gefährdeter Arten vom Wildstandort vom Botanischen Garten vermehrt und ausgebracht, um die natürlichen Vorkommen vor Ort zu stärken und zu erhalten.

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