Gazette Verbrauchermagazin

Fotoausstellung Kosmos Russland

Kommunale Galerie zeigt Werke von Frank Gaudlitz

St. Petersburg, Russland 1994, aus: RUSSIAN TIMES 1988-2018. Foto: Frank Gaudlitz
St. Petersburg, Russland 1994, aus: RUSSIAN TIMES 1988-2018. Foto: Frank Gaudlitz
Erschienen in Gazette Wilmersdorf Oktober 2023
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Seit mehr als drei Jahrzehnten setzt sich Frank Gaudlitz fotografisch mit der Entwicklung Russlands auseinander, beginnend 1988, den letzten Jahren der Sowjetunion, entwarf er in den 1990er-Jahren anhand der Lebenssituation des Einzelnen ein psychologisches Gesellschaftsporträt dieser verlustreichen Zwischenzeit.

Er bewegte sich mit der analogen Kleinbildkamera unauffällig, nahm die Stimmungen in den Straßen, den Schwarzmärkten und Bahnhofssituationen auf und scheute bei dieser Suche nach inhaltstragenden Motiven nicht davor zurück, Industrieanlagen, Betriebe oder Sperrgebiete unerlaubt zu betreten. Nähe und Unmittelbarkeit waren und sind elementare Voraussetzungen für seine Fotografien. Gaudlitz setzte sich schwierigen Lebenssituationen aus und kam den Menschen dadurch im doppelten Sinne nah, als Anwesender auf Augenhöhe und Fotograf.

Nach einem größeren zeitlichen Abstand beschäftige er sich 2017/18 Jahren erneut mit den Veränderungen in Russland. Der inhaltliche Schwerpunkt dieser Arbeit steht im Spannungsfeld von Inszenierung und Realität. Ganz bewusst bewegte er sich auf ideologische und touristische Klischees der russischen Gesellschaft zu und suchte Orte auf, in denen ein patriotisches Bildvokabular bemüht wurde, das aus der kommunistischen Ära adaptiert scheint.

Die Ausstellung präsentiert darüber hinaus Arbeiten aus dem Projekt Kosmos Russland. 2021 folgte Gaudlitz Alexander von Humboldts eurasischen Reiseroute von St. Petersburg bis ins sibirische Tobolsk. Er fotografierte verdichtete Stadträume, in denen sich improvisierter und ideologischer Raum aber auch Zeiten überlagern, Menschen jedoch nicht auftauchen, sondern nur als kurz abwesende Bewohner den freien Blick auf ihr Umfeld zulassen. Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine konnte die geplante zweite Etappe von Omsk bis nach Astrachan nicht realisiert werden. Stattdessen besuchte er 2022/23 die durch große Flüchtlingswellen vom Krieg betroffenen ehemaligen Unionsrepubliken Moldau, Georgien und Armenien und porträtierte Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Diese Bildnisse, sowie Berichte über ihre schicksalhaften Wege werden erstmalig als „Work in Progress“ vorgestellt.

Am Mittwoch 18.10. um 18 Uhr gibt es eine Künstlerführung mit Frank Gaudlitz, am Sonntag 5.11. um 15 Uhr: Finissage und Künstlerführung mit Frank Gaudlitz anschließend Performance mit dem Slampoeten Alexander Delfinov

Die Ausstellung wird bis zum 5. November in der Kommunalen Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin gezeigt. Geöffnet ist Di bis Fr von 10 bis 17 Uhr, Mi 10 bis 19 Uhr, Sa und So 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

www.kommunalegalerie-berlin.de

Titelbild

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