Ein Geschenk des Königs
Neptunbrunnen vor dem Glienicker Schlosshof
Erschienen in Wannsee Journal Oktober/November 2023
Bei der Erwähnung des Neptunbrunnens wird automatisch an den großen Brunnen im Bezirk Mitte gedacht. Doch auch Wannsee hat einen – wenngleich auch kleineren und weniger bekannten – Neptunbrunnen. König Friedrich Wilhelm III. zeigte sich anlässlich des Geburtstags seines dritten Sohnes großzügig. Als Prinz Carl im Jahr 1838 37 Jahre alt wurde, schenkte ihm sein Vater den Neptunbrunnen, der seitdem die Besucherinnen und Besucher vor dem Zaun des Schlosshofs von Glienicke begrüßt. Der Prinz hatte das Anwesen im zarten Alter von 21 Jahren erworben und ihm nach und nach seine heutige Gestalt verliehen.
Muschelbecken aus Park Sanssouci
Das Wasser des Brunnens, dessen Namensgeber mit der rechten Hand den Dreizack hält und mit dem linken Fuß auf einem wasserspeienden Fisch steht, sprudelt in ein kleines, muschelförmiges Becken, das von Delfinen getragen wird. Die Muschelschale gehörte ursprünglich nicht zum Brunnen, sondern war Teil der Knobelsdorffschen Marmorkolonnaden im Park von Schloss Sansscouci, die 1797 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurden. Ein weiteres Muschelbecken befindet sich unterhalb der südseitigen Pergola des Casinos im Park Klein-Glienicke.
Erfahrung durch „trostlose Arbeit“
Der Neptunbrunnen vor dem Schlosshof ist ein Zweitguss. Der erste Brunnen in dieser Form wurde 1828 auf dem Kornmarkt im thüringischen Nordhausen eingeweiht. Später versetzte man ihn an die Promenade, an der er bis heute steht. Geschaffen wurde er von dem Bildhauer Ernst Rietschel (1804 – 1861). Der Neptunbrunnen war sein Erstlingswerk. Der Schüler von Christian Daniel Rauch empfand den Auftrag als „trostlose Arbeit“. Doch für seine spätere Laufbahn waren die Erfahrungen, die er beim Aufbau des Neptuns sammelte, durchaus wertvoll. Andere Werke – wie das Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar, das Friedrich-August-Denkmal in Dresden oder das Lessingdenkmal in Braunschweig – prägen bis heute das Bild der jeweiligen Stadt.
