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Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015 | 3
Liebe Leserinnen und Leser, das Jahr neigt sich dem Ende und die vielen Adventsmärkte in der Stadt erhellen mit ihren bunten Lichtern die dunkle Jahreszeit. 2015 war kein leichtes Jahr. Die terroristischen AngrifAngelika Schöttler fe am 13. November in Paris haben gezeigt, wie nah der „Terror“ mittlerweile nach Europa gekommen ist. Allen Opfern, ihren Angehörigen und Freunden gilt unsere stille Anteilnahme. Ganz Europa ist nach diesem menschenverachtenden Angriff zusammen gerückt und hat deutlich gezeigt, wir lassen uns unsere Werte von Freiheit, Toleranz und Menschlichkeit nicht zerstören. „Nous sommes unis“ – „wir sind vereint“ heißt die Botschaft der Stunde. Und dies muss für alle friedlichen Menschen gelten, egal woher sie stammen – egal welcher Religion sie angehören. 2015 sind viele Menschen zu uns nach Europa geflüchtet und auch Tempelhof-Schöneberg hat viele Menschen aufgenommen. Diese Menschen sind gerade vor Terror und Krieg auf der Flucht und bedürfen unseres besonderen Schutzes. Sie unter einen Generalverdacht zu stellen, wäre hier die völlig falsche Handlungsweise. Integration und aktuelle Hilfen sind das Gebot der Stunde.
7. CrossKultur Schon seit Jahren sind wir im Bezirk im interkulturellen Dialog und die Veranstaltungsreihe CrossCultur ist eines der Diskussionsforen, welches das Thema „In tegration“ anspricht. Es zeigt die Vielfalt in der wir leben, bespricht die Probleme, die daraus entstehen können und macht Mut für ein friedliches Miteinander. Seit Mitte November ist CrossKultur am Start und ich hoffe, Sie hatten bereits die Gelegenheit Veranstaltungen zu besuchen. Noch bis zum 18. Dezember können Sie weiterhin dabei sein. Dann wird auf dem Abschlussfest noch einmal richtig gefeiert und über das Erlebte resümiert. Spielen wird an diesem Abend „Refugee Club Impulse“, ein selbstverwaltetes Berliner Theaterprojekt von Geflüchteten, das sich 2013 in einer Spandauer Flüchtlingseinrichtung in Spandau gegründet hat. Im Stück „Letters home“ erzählen die Schauspieler_innen ihre eigene Geschichte und regen zum Nachdenken an. Danach spielen die bekannten Bands „ADIRJAM“ und „The SWAG“ bevor die einzigartige DJ-Ipek zum Tanzen einlädt.
Freitag, 18.12.2015 ab 19 Uhr Ort: Weiße Rose, Martin-Luther-Straße 77, 10825 Berlin, ☎ 90277-6646. Weitere Infos erhalten Sie unter www.cross-kultur.de
„Schenk doch mal ein Lächeln“ – Gutes tun Die Weihnachtszeit ist traditionell die Zeit, in der wir alle mit
unseren Familien und Freunden zusammen rücken, gemeinsam Advent feiern, Geschenke kaufen und basteln. Die großen und kleinen Geheimnisse machen die Zeit so schön und das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn sie ihre Geschenke in den Händen halten, ist Lohn für die vielen Vorbereitungen. Zur Weihnachtszeit gehört aber auch „Gutes tun“ und ich finde es immer wieder beachtlich, wie groß die Spendenbereitschaft der Menschen in der Bundesrepublik ist. Es gibt viele Initiativen und Ideen wie geholfen werden kann. Weihnachtsbäume haben etwas Magisches und der kleine Weihnachtsbaum, der im Foyer des Rathauses Schöneberg steht, ist bestimmt ganz besonders stolz, dass er ein „Wunschbaum“ ist. Bereits zum zweiten Mal veranstaltet der Bezirk die Aktion „Schenk doch mal ein Lächeln“ und möchte bedürftige Kinder beschenken. Gemeinsam mit dem Initiator der Aktion, Herrn Fayez Gilke, haben wir den von Schüler_innen der Löcknitz-Schule geschmückten Weihnachtsbaum, zusätzlich mit Wunschsternen von rund 100 bedürftigen Kindern versehen. Letztes Jahr hatten die Sterne ganz schnell Paten gefunden und ich bin sicher, dass es dieses Jahr genauso sein wird. Tragen Sie dazu bei, dass alle Kinderwünsche in Erfüllung gehen. Die Geschenke im Wert von bis zu 25 Euro können Sie bis zum 14. Dezember 2015 in meinem Büro abgeben. Sie können sicher sein, dass Ihre Hilfe ankommt und Kinderaugen leuchten werden.
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Wir wollen unseren Bewohnern die Gewissheit geben: Jemand ist für mich da – Menschen, die mich kennen. Meine Persönlichkeit wird geachtet, geliebt und gefördert. Ich finde eine Umgebung vor, die Rücksicht nimmt auf mich und meine Bedürfnisse. Dies entspricht unserem christlichen Selbstverständnis. Das persönliche Gespräch ist ein unersetzliches Gut. Gerne vereinbaren wir mit Ihnen einen Termin zur Hausbesichtigung.
Auskunft: Büro der Bezirksbürgermeisterin, Jennifer Augsten, ☎ 90277-2358.
24. Dezember 2015 Ganz herzlich lade ich Sie am Heiligen Abend ab 16 Uhr zum traditionellen Weihnachtskonzert der Blechbläser vor das Rathaus Schöneberg ein, um gemeinsam mit anderen aus dem Kiez den Weihnachtsabend einzuläuten: Es ist eine wunderbare und sehr beliebte Tradition und für viele gehört sie zum Weihnachtsabend dazu. Seien Sie mit Ihren Familien, Freunden oder allein mit dabei und lauschen Sie der stimmungsvollen Musik und dem Klang der Freiheitsglocke. Der Freiheitsschwur, „Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. (...)“ hat Bestand und ist unumstößlich in unseren Herzen verankert. Das besondere Erlebnis des gemeinsamen Singens von Weihnachtsliedern verbindet miteinander und kündet vom Gedanken der Weihnacht. Ort: Vorplatz vom Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin. Ich wünsche uns allen eine friedliche Weihnachtszeit und alles Gute für ein glückliches Neues Jahr 2016. Herzlichst Ihre
Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin Tempelhof-Schöneberg
4 | Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015
Champagner, Kaviar und eine Zigarette Hildegard Knef wäre am 28. Dezember 90 Jahre alt geworden
Hilde & Hilde: Der Star war Patin des Hundes von René Koch.
Hildegard Knef – stark und doch zerbrechlich.
Beste Freunde: Hildegard Knef und René Koch in seiner Wilmersdorfer Wohnung.� Fotos: Archiv René Koch
Ein schillerndes Leben, das der kleinen Hildegard Frieda Albertine Knef sicher nicht in die Wiege gelegt wurde: Hildegard Knef war die Tochter des Tabakkaufmanns Hans Theodor Knef und seiner Frau Frieda Auguste, die in Berlin-Schöneberg geheiratet hat Mutter und Tochter nach Berlin, zunächst in die Leberstraße 33 – damals noch Sedanstraße – doch schon bald erfolgte der Umzug in die Hausnummer 68. Im Jahr 1932 erkrankte Hildegard Knef so schwer an Kinderlähmung, dass sie erneut laufen lernen musste.
ten. Das Licht der Welt erblickte die spätere Schauspielerin und Sängerin jedoch am 28. Dezember 1925 in Ulm. Dort hatte der Vater eine Stelle als Prokurist angenommen. Er starb an Syphilis, als Hildegard gerade mal sechs Monate alt war. Daraufhin zogen
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Im gleichen Jahr heiratete Frieda Auguste Knef den Schuhmacher und Lederfabrikanten Wilhelm Wulfestieg. Die Familie wohnte nun in der Bernhardstraße in Friedenau und Hildegard besuchte zunächst die Havelland-Schule, später das Rückert-Lyzeum. Di
Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015 | 5 ses schloss sie mit der Mittleren Reife ab.
Traumziel Schauspielerin Anschließend ging es in Richtung Film – zunächst begann die künstlerisch begabte Hildegard 1942 eine Berufsausbildung zur Trickfilmzeichnern in den UFA-Studios in Berlin Mitte. In der Ufa-Kantine bekam sie von Erwin Goelz alias Frank Maraun, den Ratschlag, eine Ausbildung als Schauspielerin zu beginnen. Für ihn, der für den künstlerischen Nachwuchs zuständig war, verkörperte die schöne, blonde Hilde mit ihren 17 Jahren den reinen Typus des deutschen Mädchens. Die ersten Filmrollen folgten. Sie fiel den Verantwortlichen des Regimes auf, eine Einladung von Josef Goebbels, der sich gern mit jungen Darstellerinnen umgab, nahm sie allerdings nicht an. Sie lernte bei der Ufa den doppelt so alten Produktionschef Ewald von Demandowsky kennen. Seine Frau war mit den Kindern nach Österreich gegangen, Demandowsky selbst hatte als „Reichsfilmdramaturg“ beste Beziehungen zu Goebbels. Er wurde die erste große
7 re Atelier
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Liebe von Hildegard Knef. Vor Kriegsende wurde ihr Geliebter noch zum Volkssturm eingezogen und geriet in russische Gefangenschaft. 1946 richtete ein russisches Kriegstribunal Ewald von Demandowsky hin. Hildes Karriere ging unaufhaltsam weiter – sie zierte den Titel der ersten „Stern“-Ausgabe 1948, warb für den Volks-Lippenstift und war im Theater zu sehen.
Erfolg in den USA Hildegard Knef drehte im zerstörten Berlin wieder die ersten Filme, darunter den international erfolgreichen Streifen „Die Mörder sind unter uns“. Sie lernte Kurt Hirsch kennen, einen amerikanischen Offizier, der für Filmangelegenheiten zuständig ist. Sie heirateten 1947 und zogen nach Hollywood. Dort stagnierte die Karriere von Hilde, die sich in den USA Hildegarde Neff nannte und die US-Amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. Sie bekam zwar einen Vertrag, aber keine Rollen. 1950 kehrte sie für kurze Zeit nach Deutschland zurück und sorgte mit ih JoBer Inh. Ilse Jochens
rem kurzen Nacktauftritt in „Die Sünderin“ für einen Skandal. Der Film wurde ein Riesenerfolg und gab der Karriere der Schauspielerin einen erneuten Anschub.
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deutschen, britischen und französischen Filmen auf. Die Ehe mit Kurt Hirsch scheiterte und wurde 1953 geschieden. Am Broadway schrieb sie 1955 mit dem Cole-Porter-Musical „Silk Stockings“ Geschichte. Dieser Erfolg führte jedoch auch zum Bruch mit Hollywood: MGM erwarb die Filmrechte für Silk Stockings und plante eine Verfilmung mit Hildegard Knef in der Hauptrolle. Doch diese hatte einen Vertrag mit 20th Century Fox. Ihre Vertragsfirma gab die Schauspielerin nicht frei. Hilde Knef verließ die USA im Jahr 1957 erbost und beendete so ihre Karriere in Hollywood.
Zweite Ehe und Start als Autorin
Hildegard Knef zeichnete dieses Selbstportrait. Die Zigarette durfte nicht fehlen. Anschließend reiste sie zurück in die USA. Jetzt bekam sie viele Rollenangebote und trat nicht nur in amerikanischen, sondern auch in
In Deutschland war die Diva nach wie vor umstritten und die filmischen Erfolge blieben aus. Sie drehte dafür in England und Frankreich. In Großbritannien lernte sie den Schauspieler David Cameron kennen, der 1962 ihr zweiter Ehemann wurde. 1968 wurde die gemeinsame Tochter Christina geboren. Hilde Knef trat bereits seit 1962 mehr als Sängerin in Erscheinung. Auch als Autorin machte sie sich einen
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6 | Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Ihr letzter öffentlicher Auftritt war in der Johannes-B.-Kerner-Show im Januar 2002. Zwei Wochen später starb Hildegard Knef im Alter von 76 Jahren am 1. Februar an den Folgen eines Lungenemphysems. Nach ihr wurde der westliche Vorplatz des Bahnhofs Berlin-Südkreuz im Jahr 2007 in Hildegard-Knef-Platz benannt. Am Haus Leberstraße 33 erinnert eine Gedenktafel an die Künstlerin Dieses Bild malte Hildegard Knef für René Koch als Erinnerung an die gemeinsamen Spaziergänge um den Grunewaldsee. Namen, 1970 erschien ihre international erfolgreiche Biografie „Der geschenkte Gaul“. 1973 wurde bei Hildegard Knef Brustkrebs diagnostiziert. Sie überlebte die Erkrankung und schrieb über ihre Erfahrungen ihr zweites Buch „Das Urteil“. 1976 wurde ihre zweite Ehe geschieden.
in Deutschland nochmal Erfolge im Musical „Cabaret“, in dem sie im Theater des Westens das Fräulein Schneider spielte. Zwei Jahre später verließ sie die USA wieder, hoch verschuldet zog sie zurück nach Deutschland.
Zurück in die USA
1992 rückte Hildegard Knef noch einmal in das Licht der Öffentlichkeit, als sie ihr Lied „Für mich solls rote Rosen regnen“ gemeinsam mit der Band Extrabreit neu aufnahm. Sowohl die Single als auch ihre letzte LP, die 1999 unter dem Titel „17 Millimeter“ veröffentlicht wurde, waren große Erfolge. Ihre folgenden Jahre waren von schweren Krankheiten und langen Krankenhausaufenthalten überschattet. 2001 nahm sie wieder
1977 heiratete sie Paul von Schell. In Deutschland war sie ständig in den Schlagzeilen, sie liefert sich fast einen Krieg mit der Boulevardpresse. Mit ihrer Familie zieht sie in die USA. Zunächst begeisterte sich die dortige Presse für die Rückkehr von Hildegarde Neff. Doch die Angebote blieben rar, sie war nur in wenigen Filmen zu sehen. Im Jahr 1987 feierte sie
Hildegard-Knef-Platz
Ein guter Freund in Berlin 1975 lernte Hildegard Knef den Berliner Starvisagisten René Koch kennen. Er sollte sie für einen Auftritt schminken. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und hielten bis zu ihrem Tod engen Kontakt. In ihrem Buch „So nicht“ widmet sie ihm ein Kapitel. René Koch erinnert sich gern an die vielseitige, humorvolle Diva: „Ein Glas Champagner, Kaviar und eine Zigarette, und zwar Marlboro, dann war Hilde glücklich.“ Die beiden gingen gern und oft auf Einkaufstouren, René Koch war längst zum Mode- und Lebensberater geworden: „Hilde war verrückt nach Hüten. Sie hatte bestimmt zwischen 300 und 500 Stück. Wir gingen oft ins KaDeWe einkaufen, doch schließlich fand ich die Hutfabrik Weigand in der Schöneberger Bülowstraße. Dort gab es unendliche Mengen von
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Hüten, Hilde stand auf der Leiter und reichte mir die ausgewählten Hüte herunter.“ Gemeinsam tourten sie mit René Kochs Ente durch Berlin. Was erstaunte Blicke von anderen Autofahrern hervorrief. Die Knef in einer Ente? Da hätte man eher Mercedes oder Rolls Royce erwartet. Auch an die gemeinsamen Spaziergänge mit den Hunden – Hildegard Knef besaß eine Dogge und zwei Schäferhunde – erinnert sich René Koch gerne. Seine eigene Hündin, ein Bouvier des Flandres, den er aus dem Tierheim Lankwitz holte, hatte die prominente Schauspielerin als „Patin“ und hieß folgerichtig Hilde. Ihr letzter Brief erreichte ihn zwei Wochen vor ihrem Tod. „Lass mich nur einmal sagen, daß deine ‚äußere Hilfe‘ auch eine ‚innere‘ war und ist.“ schrieb sie. René Koch ist sicher, dass sie schon geahnt hatte, dass ihre Zeit zu Ende ging.
Erinnerungsabend am 27. Dezember Am 27. Dezember um 17 Uhr findet im Schwulen Museum, Lützowstraße 73, 10785 Berlin ein Gedenkabend für Hildegard Knef statt, die am 28. Dezember ihren 90. Geburtstag gefeiert hätte. René Koch liest aus dem Briefwechsel mit der Diva und erzählt von der gemeinsamen Zeit, die er mit der Schauspielerin und Sängerin verbrachte.
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Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015 | 7
Am Perelsplatz fallen die ersten Hüllen Sanierungsarbeiten am Gebäude der Friedrich-Bergius-Schule abgeschlossen „Was lange währt, wird endlich gut.“ – in diesem Falle sogar „sehr gut!“. Dieser Satz könnte als Leitbild über den Sanierungsarbeiten am Gebäude der Friedrich-Bergius-Schule am Perelsplatz in Friedenau stehen. Seit wenigen Tagen sind Teile der Rüstung abgebaut und geben den Blick auf erste fertig gestellte Abschnitte der Fassade frei. Das Dach ist mit roten Ziegeln neu eingedeckt. Die Gesimsbalken wurden farbig akzentuiert. Die Dachgauben sind restauriert, die historischen Kastenfenster samt Sonnenschutz aufgearbeitet und farblich korrekt gestaltet. Die Fenstergewände aus Naturstein wurden gereinigt und soweit erforderlich ergänzt. Der Fassadenputz hat seinen von Restauratoren ermittelten historischen Farbanstrich zurückerhalten. Alle Arbeiten werden in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde vorgenommen. Im kommenden Frühjahr sollen weitere Teile der Rüstung fallen. Abgesehen von Wiederherstellungsarbeiten nach den Bombenschäden des 2. Weltkrieges handelt es sich um die ersten durchgreifenden Sanierungsarbeiten seit Erbauung des Schulhauses.
Schulfenster vor und nach der Sanierung. � Fotos: Friedrich-Bergius-Schule Das Schulhaus am Perelsplatz wurde in den Jahren 1901 – 1902 durch den Architekten Erich Blunck im Auftrag der damals noch selbstständigen Gemeinde Friedenau als
Die Friedrich-Bergius-Schule erstrahlt im neuen Glanz. Gymnasium Friedenau erbaut. Das humanistisch ausgerichtete Gymnasium wurde von zahlreichen, später berühmt gewordenen Schülern besucht. Dazu gehörten die Politiker Peter Lorenz und Egon Bahr, der Theaterkritiker Friedrich Luft und der Widerstandskämpfer gegen das Hitlerregime Friedrich Justus Perels. Sogar der als „Sudel-Ede“ unrühmlich in Erinnerung gebliebene DDR-Chefpropagandist Karl Eduard von Schnitzler hat hier das Abitur erworben. Im Jahr 1943 beschädigten alliierte Bombenangriffe das Gebäude erheblich. Die Turnhalle an der Handjerystraße wurde vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das Hauptgebäude verlor alle Dachziegel und die Aula brannte aus. Das Friedenauer Gymnasium wurde 1945 aufgelöst. Seit über 60 Jahren
nutzt die angesehene Friedrich-Bergius-Schule das prächtig gestaltete Schulgebäude. Lediglich die ehemalige Direktorenvilla erhielt eine neue Nutzung. Sie dient seit 1950 als Kindertagesstätte und wird vom Pestalozzi-Fröbel-Haus betrieben. Interessierte Bürger können das Schulhaus sowie das von der Friedrich-Bergius-Schule betriebene „Schul- und Stadtteilmuseum Friedenau“ regelmäßig am bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ am 2. Sonntag im September mit einer ausführlichen Führung besichtigen. Wer nicht solange warten will, vereinbart unter der Telefonnummer 90277 – 7910 im Schulsekretariat einen persönlichen Besuchstermin. � Michael Rudolph, Schulleiter
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8 | Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015
Café Einstein im Café Haberland Neuer Pächter am Bayerischen Platz
Von links: Klas Beyer, urbanisGmbH; Anette Fugmann-Heesing, Quartier Bayerischer Platz e. V.; Andreas Kernmayr, Gastroberater und Tilmann Buggenhagen, Café Einstein. Seit dem 1. November hat das Café Haberland einen neuen Pächter. Tilmann Buggenhagen
hat als Franchise Unternehmer mit dem Café Einstein das Zeithistorische Portal Café Haber land am Bayerischen Platz übernommen. Klas Beyer, Geschäftsführer der URBANIS GmbH, hat am 2. November den neuen Pächter dem Verein Quartier Bayerischer Platz im Beisein der bezirklichen Wirtschaftsförderung im Café Haberland vorgestellt. Gemeinsam freuen sich die Beteiligten auf eine auf zehn Jahre festgelegte Zusammenarbeit. Ebenerdig am U-Bahneingang wird es einen Einstein Coffeeshop geben. Im 1. Obergeschoss wird das zeithistorische Portal als Café Haberland bei Einstein geführt. Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler freut sich als Mitinitiatorin des Café Haberland sehr, dass mit dem Café Einstein ein bekannter neuer Partner seitens
der URBANIS GmbH gewonnen wurde. Besonders hat sie die Ankündigung des Pächters gefreut, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Café Einstein künftig auch Auskunft über die Ausstellung des zeithistorischen Portals geben können. Dazu erhalten sie eine Einführung durch den ehrenamtlichen Besucherservice des Café Haberland. Künftig wird es im Café Haberland wieder ein kleines Speisenangebot (auch zu den geplanten Veranstaltungen) und eine Weinkarte geben. Der neue Betrieb wird mit allen Umbauten im Februar 2016 umgestellt sein. Während der gesamten Umbauarbeiten, die vor allem im Erdgeschoss stattfinden, bleibt das Café Haberland für das Publikum geöffnet.
Doris Hinzen-Röhrig: „Strömungen“ Ausstellung in der Galerie des Wahlkreisbüros Dilek Kolat Am Freitag, 11. Dezember um 19 Uhr ist die Ausstellungseröffnung „Strömungen“ von und mit Doris Hinzen-Röhrig im Wahlkreisbüro Dilek Kolat, Schmiljanstr. 17, 12161 Berlin-Friedenau. Die Galerie ist geöffnet: dienstags 15 – 18 Uhr, mittwochs 15 – 17 Uhr, donnerstags 11 – 14 Uhr. Im Anschluss an die Vernissage lädt Dilek Kolat, die Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin für den Wahlkreis Friedenau ist, zum Jahresabschluss mit den Friedenauer Gesprächen der SPD
Friedenau ein. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. An wechselnden Treffpunkten in Kneipen, Bistros und Restaurants in Friedenau werden die Friedenauer Gespräche durchgeführt. Mit Mandatsträgerinnen und -trägern werden mit großem Interesse die Fragen, Wünsche und Probleme aus dem Kiez besprochen. Einmal im Jahr ist Dilek Kolat Gastgeberin der Friedenauer Gespräche und fördert damit die Kommunikation zwischen der Bürgerschaft und der Politik.
Schöneberg on Ice Eislaufen über den Dächern der Stadt Hier werden im Sommer Kaffee und Kuchen genossen, im Winter hört man das Sausen der Kufen auf dem Eis: Auf dem Dach von Möbel Kraft am Sachsendamm steht in diesem Jahr wieder die 15 x 20 Meter große Eislaufbahn zur Verfügung. Die Premiere im vergangenen
Jahr war ein Erfolg – Groß und Klein drehten hier ihre Runden. Auch in diesem Jahr sorgen Tontechnik und Lichtanlage für ein festliches Ambiente. Die Gastronomie kümmert sich mit Kulinarischem, Glühwein, Kaffee und Kinderpunsch darum, dass niemand hungrig oder durstig
bleiben muss. Alle Kunden und Besucher von Möbel Kraft sind herzlich zum Vergnügen auf dem Eis eingeladen. Wer keine eigenen Schlittschuhe hat, kann sich hier für 2 Euro ein Paar mieten. 90 Minuten Eislaufen kosten 2 Euro für Kinder bis 16 Jahre, ansonsten 3 Euro. Für Schulklas sen ist das Eislaufen montags bis freitags von 10 – 13.30 Uhr nach vorheriger telefonischer Anmeldung gratis. Die Eisbahn ist Mo – Fr von 12 bis 20 Uhr, Sa 10 – 20 Uhr für alle geöffnet. Am verkaufsoffenen Sonntag, den 6. Dezember, von 13 – 18 Uhr. Möbel Kraft, Sachsendamm 20, 10829 Berlin.
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Die Stimme der Kritik Friedrich Luft verstarb vor 25 Jahren Auch ein ganz Großer fing mal klein an: Friedrich Luft erblickte in Friedenau das Licht der Welt. Damals, im Jahr 1911, trug die Bundesallee noch den Namen Kaiserallee. Er stammte aus einer internationalen Familie – der Vater war deutscher Studienrat, die Mutter gebürtige Schottin. Der eifrige Schüler besuchte das Friedenauer Gymnasium am Maybachplatz, dem heutigen Perelsplatz. Das Studium absolviert er in Berlin und Königsberg mit den Fächern Germanistik, Anglistik und Geschichte. Besonders die Theatergeschichte hat es dem Studenten angetan. Anschließend arbeitet er als freier Autor in Berlin. Außerdem verfasst er Drehbücher für die Heeresfilmstelle sowie für Aufklärungsfilme.
Im Haus des RIAS, heute Deutschlandradio, sprach Friedrich Luft seine „Stimme der Kritik“ – eine Gedenktafel erinnert an ihn. doch 1939 aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen wurde. Als er dessen Haus hütete, wurde er versehentlich von der Gestapo verhaftet, die ihn für Finck hielt. 1940 heiratete er Heide Thilo.
Eine Institution im Rundfunk
Zusätzlich widmete er sich einer ganz anderen Beschäftigung – der Textproduktion für Werner Finck, einen Kabarettisten, der je Nach Kriegsende schrieb er unter dem Pseudonym „Urbanus“ für den Tagesspiegel. 1946 fing er an, für den RIAS zu arbeiten. Seine „Stimme der Kritik“ wurde eine Institution. Nicht nur in Berlin, auch in den Bereichen der
DDR, in denen der RIAS empfangen wurde, scharten sich ganze Familien um das Radio. Anfangs wollten die Verantwortlichen des Rias ihn nicht selbst an das Mikrofon lassen. Doch Luft weigerte sich, einem professionellen Sprecher seine Texte zu übergeben. So las er selbst, auf eine unverwechselbare, atemlose Weise. Ob Lob oder Tadel – Friedrich Luft präsentierte seine Kritik immer mit einer unvergleichlichen Kombination aus Charme und Scharfzüngigkeit. Seine Theater kritiken machten ihn berühmt, doch er war vielseitiger. So schrieb er kindgerechte Texte für die deutsche Version von Disneys Spielfilm „Pinocchio“. Gemeinsam mit seiner Frau schrieb er Kinderbücher. Er sorgte für die Texte, sie malte und zeichnete. Dem Rias und dem Theater blieb er immer treu – seine letzte Kritik sprach er im Herbst 1990. Das Versprechen, in einer Woche wiederzukommen, konnte er nicht mehr einlösen. Friedrich Luft starb am 24. Dezember 1990.
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RATGEBER
Billiger Strom mit gutem Service Online-Verbrauchermagazin Finanztip hat die preisgünstigsten Stromanbieter ermittelt Über 300 Euro Stromkosten im Jahr kann zum Beispiel eine vierköpfige Familie in Berlin sparen, wenn sie vom örtlichen Grundversorger Vattenfall zu einem günstigen Anbieter wie Grünwelt Energie, Enstroga oder Strogon wechselt. Das günstigste Angebot finden Verbraucher individuell für ihren Wohnort und ihren Bedarf auf Vergleichsportalen im Internet. Das unabhängige Online-Magazin Finanztip.de hat die Portale bereits mehrfach getestet. Die Experten empfehlen für den Stromanbieterwechsel grundsätzlich Check24 oder Verivox, allerdings muss man dabei auf die richtigen Voreinstellungen achten.
Die preisgünstigsten Stromanbieter Wer nicht selbst vergleichen will, kann auf einige Anbieter zurückgreifen, die bundesweit günstige Preise bieten und vertrauenswürdig sind. In allen zehn von Finanztip untersuchten Großstädten ist der Berliner Anbieter
Unterschiede in puncto Service und Fairness
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Enstroga unter den günstigsten Anbietern. Im Preisranking folgen Fuxx, Klickenergie und Stromio mit seiner Marke Grünwelt Energie. Vergleichbar preisgünstig wie Grünwelt waren im Finanztip-Test der private bayerische Versorger BEV Energie und Strogon, das 2014 von einer Einzeleigentümerin gegründet wurde. Ebenfalls häufiger unter den billigsten Anbietern, aber im Durchschnitt
etwas teurer sind die Anbieter Maingau, Normenergie, Stadtwerke Flensburg und Mainova. Auf Finanztip.de finden Verbraucher den ausführlichen Test mit den günstigsten Stromanbietern. Weil die wenigsten Kunden von diesen Firmen schon mal etwas gehört haben und sie kaum einschätzen können, hat Finanztip auch bewertet, wie kundenfreundlich die Anbieter sind.
„Wem es beim Strom um jeden gesparten Cent geht, der kann einfach auf die günstigsten Anbieter zurückgreifen“, sagt Finanztip-Energieexperte Jens Tartler. Selbst wenn ein Billiganbieter pleitegehen sollte, fällt der Strom nicht aus. Wichtig ist allerdings, dass man keine Vorkasse leistet, denn die könnte verlorengehen. In puncto Geschäftsgebaren und Service gibt es aber erhebliche Unterschiede. „Wer bereit ist, für guten Service und faire Geschäftsbedingungen etwas mehr zu zahlen, der liegt bei den Versorgern Maingau, Stadtwerke Flensburg oder Mainova richtig“, rät Tartler. Diese Unternehmen zählen häufig zu den preiswerten Anbietern, sind aber nicht die billigsten. Dafür glänzen sie mit guten Kundenbewertungen sowie einer positiven Einschätzung durch den Bund der Energieverbraucher und die Stiftung Warentest.
Kindergeld Ab 2016 nur mit Steuer-ID Eltern müssen bis Ende des Jahres ihre Steueridentifikationsnummern an die Familienkasse melden. Nun ist die Aufregung groß: Viele befürchten, ihnen drohe der Wegfall des Kindergeldes oder gar eine Rückzahlungspflicht, wenn
sie den Termin verpassen. Doch ganz so dramatisch ist es nicht.
In 90 Prozent der Fälle liegt die Steuer-ID bereits vor Viele Eltern sind in Aufruhr und verbreiten Meldungen in sozialen
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� Netzwerken, wonach die Kindergeldzahlung ab 1. Januar 2016 eingestellt werde, wenn der Familienkasse die Steuer-ID nicht bis spätesten Ende Dezember 2015 vorliege. Entwarnung kommt jetzt aber von der Familienkasse selbst. Kindergeldzahlungen würden nicht eingestellt, wenn bis zum 1. Januar 2016 keine Mitteilung vorliegt, heißt es in einer Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit. „Bei laufenden Kindergeldanträgen liegen erforderliche ID-Nummern zu etwa 90 Prozent vor. Dort wo das nicht der Fall ist, werden diejenigen im Laufe von 2016 kontaktiert“, beru Foto: Marco2811 / Fotolia higt Jürgen Wursthorn, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit.
ID-Nummer kann nachgereicht werden Auch das Bundeszentralamt für Steuern stellt klar, dass die Steuer-ID im Laufe des Jahres 2016 nachgereicht werden kann. Tipp: Reichen Sie die Steuer-IDs am besten trotzdem zeitnah ein. Denn wenn Sie die Angelegenheit vergessen und auch 2016 die Daten nicht einreichen, kann die Kasse tatsächlich das für 2016 ausgezahlte Kindergeld rückwirkend zum 1. Januar 2016 zurückfordern.
RATGEBER
Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015 | 11
Bundesgerichtshof entscheidet zu Gaspreiserhöhungen Erhöhungen zum Zweck der Gewinnsteigerung nicht statthaft Derzeit laufen verschiedene Klagen von Strom- und Gaskunden auf Rückzahlung von gezahlten Foto: volkerr / fotolia
In den letzten Jahren gab es viel Streit um die Rechtmäßigkeit von Gaspreiserhöhungen. Nun ist geklärt: Kunden müssen die höheren Beträge zahlen, wenn das Energieunternehmen nur eigene Kostensteigerungen weitergegeben hat. Erhöhungen zum Zweck der Gewinnsteigerung können sie unter Umständen zurückfordern. Der D.A.S. Rechtsschutz informiert über ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs. Der Europäische Gerichtshof hat im Oktober 2014 entschieden, dass deutsche Strom- und Gasversorger ihre Preise im Grundtarif über Jahre aufgrund einer ungültigen Verordnung erhöht haben. Dabei haben sie die Verbraucher nicht – wie in EU-Vorschriften vorgesehen – über Anlass, Voraussetzungen und Umfang der Erhöhung informiert.
Beträgen beziehungsweise von Versorgungsunternehmen auf Bezahlung von Rechnungen. Denn viele Verbraucher haben den Erhöhungen widersprochen und die geforderten zusätzlichen Beträge nicht bezahlt. Der Fall: Der Bundesgerichtshof hat sich mit zwei Fällen beschäftigt, bei denen es um Gaskunden in der Grundversorgung (sogenannte Tarifkunden) ging. Diesen war auf Grundlage der zweifelhaften deutschen Verordnung
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Grundsätzlich können Verbraucher also einen Anspruch auf Rückzahlung von Erhöhungsbeträgen haben, wenn der Versorger seine Preise nur zur Gewinnsteigerung erhöht hat. Aber: Einwände gegen die Erhöhung können Verbraucher laut BGH nur innerhalb von drei Jahren nach Zugang der Jahresabrechnung geltend machen, in der die Preiserhöhung erstmals berücksichtigt wurde. Von übereilten Klagen auf Rückzahlung ist abzuraten: Verbraucher sollten überlegen, ob die möglichen Prozesskosten nicht den Rückzahlungsbetrag übersteigen. Kann das Unternehmen beweisen, dass es nur eigene Kosten weitergegeben hat, ist der Prozess verloren. Bundesgerichtshof, Urteile vom 28.10.2015, Az. VIII ZR 158/11 und VIII ZR 13/12
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der Gaspreis erhöht worden. Die Kunden hatten den Erhöhungsbetrag nicht bezahlt. Geklagt hatten die beiden Gasversorger. Das Urteil: Der Bundesgerichtshof erklärte beide Preiserhöhungen für wirksam. Zwar habe die damalige Gasverordnung gegen europäisches Recht verstoßen. Das Gericht legte jedoch den Gaslieferungsvertrag ergänzend aus. Das bedeutet: Hätten beide Vertragspartner gewusst, dass die Gasverordnung unwirksam war, hätten sie eine andere Regelung getroffen und zumindest festgelegt, dass der Versorger Erhöhungen seiner eigenen Bezugskosten an die Verbraucher weitergeben dürfe. Eine Preiserhöhung aus diesem Grund sei legitim. Da es sich in den beiden Verfahren um solche Erhöhungen gehandelt hatte, waren diese rechtmäßig.
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WEIHNACHTEN
Der begehrteste Mann der Saison Heiligabend läuft er mitsamt seinem Gefolge an Engeln und Wichteln zur Höchstform auf
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Er mag prinzipiell alle Kinder zwischen Null und Hundert. Er strahlt Güte und Harmonie aus und kennt Gedichte, Geschichten und Weihnachtslieder. Er flucht nie. Er isst, trinkt und telefoniert nicht im Kostüm und im Beisein von Personen, und er raucht auch nicht. Seine Anzugsordnung ist vorgeschrieben: Rot-weißer Mantel oder Jacke aus Samt, Stoff oder Plüsch, schwarze oder rote Hose, schwarze Stiefel oder festes Schuhwerk, rot-weiße Mütze oder Kapuze, Jutesack, Bart und Perücke. Sind ausreichend echter Bart und Haare vorhanden, sollten diese weiß oder weiß gefärbt sein. Nun hat nicht jeder Mann in seiner Mission von Natur aus eine entsprechende Statur. Dann wird ausgepolstert, um das Manko an Leibesfülle zu beseitigen. All das gehört zu seinem Ehrenkodex. „Sind die Lichter angezündet…” – ja, dann fehlt nur noch er – der Weihnachtsmann. Kommt er auch dieses Jahr zu uns? Das ist nicht nur eine Kinderfrage – alle warten auf den begehrtesten Mann – von Mitte November bis zum 24. Dezember. In dieser Zeit stellt er alle anderen seines Geschlechts in den Schatten. Man will nur ihn – in der Firma, im Supermarkt, in der Kita, in der Schule, im Verein und natürlich im Kreise der Familie. Heiligabend läuft der gute Mann mitsamt seinem Gefolge an Engeln und Wichteln zur Höchstform auf. Seit zehn Jahren vermittelt unter anderem das „Weihnachtsbüro“ bundesweit Weihnachtsmänner und Nikoläuse. In diesem Verbund agieren Studenten, Künstler und
Der lang ersehnte Mann im rot-weißen Mantel ist da. Ob er alle Wünsche erfüllen wird? � Foto: Kirill Kedrinski / Fotolia Hobbyakteure aus vielen Orten Deutschlands. Ist ein Rauschebart bestellt und erfolgreich vermittelt worden, nimmt er Kontakt mit dem Antragsteller auf – um die Familie kennenzulernen und persönliche Wünsche berücksichtigen zu können. Schließlich soll es ein unvergesslicher Auftritt werden. Was man bei diesem Saison-Job nicht unbedingt benötigt, ist ein Rentierschlitten – wohl aber einen „Blech-Schlitten“, damit die Einsatzorte rechtzeitig erreicht werden. Denn der Touren-Plan kann außerordentlich eng sein. Muss er über Land düsen, kann er schon einmal in Zeitverzug geraten – darf
Ein Helfer in der Not Weihnachten – besonders für jene, die ganz unten angekommen sind, eine schwere, einsame und traurige Zeit. Für diese Menschen ist Ernst Kurz mit ganzer Kraft da. Seit vielen Jahren engagiert er sich mit ganzem Herzen für den Verein BSTW e. V. (Betreuung, Soziales Training und Wohnen). Für sein Engagement wurde Ernst Kurz mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Der Verein hilft wohnungslosen Menschen in betreuten Wohngemeinschaften den Weg zurück in die Gesellschaft sowie Arbeitswelt zu finden und eine Teilhabe zu ermöglichen. Viele von ihnen sind alkoholabhängig – ihnen werden Therapie- und Trainingsmaßnahmen vermittelt. Ein weiteres Angebot beim BSTW e. V. ist eine reine Wohngemeinschaft für Frauen und eine für Frauen mit
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er aber eigentlich nicht, weil seine Klientel in der Regel ausgesprochen erwartungsfroh ist. Meistens findet am Heiligabend gegen 20 Uhr dieser beliebte Saisonjob sein Ende. In dieser kurzen Zeit lässt sich gutes Geld verdienen – zwischen 200 und 400 Euro, je nach Anzahl der „Auftritte“. In jeder größeren Stadt gibt es Agenturen, an die sich diejenigen wenden können, die im Nebenjob Weihnachtsmann werden möchten. Und wer jetzt noch keinen gebucht hat, sollte sich rasch einen sichern, beispielsweise unter www. weihnachtsbuero.de. � Christina Fischer (be.p)
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Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015 | 13
Warten auf Weihnachten Die Zeit des Advents – international Wie erleben Sie die Vorweihnachtszeit? Backen Sie mit Ihren Kindern oder Freunden Plätzchen? Läuft schon ab Ende November Weihnachtsmusik und haben Sie schon vor dem ersten Advent mehr Domino-Steine und Lebkuchenherzen verdrückt, als es gesund ist? Oder können sie jene Weihnachtseuphoriker nur belächeln und ihnen mit einem verhohlenen Grinsen vom Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt zuprosten? Jeder hat eine eigene Vorstellung davon, wie die Adventszeit gestaltet werden soll. Regionale Unterschiede prägen die familiären Unternehmungen, die Ausgestaltung des Hauses oder der Wohnung und die kleinen Rituale, die den Weg zum Heiligen Abend bereiten. UNSERE POLNISCHEN NACHBARN zum Beispiel kannten ursprünglich keine „üppigen Bankette“ im Advent. Für sie begann am ersten Adventssonntag die Fastenzeit, die bis zum Heiligabend reichte. Dann allerdings
Zu Weihnachten gibt es in vielen Ländern spezielle Sitten und Gebräuche. wurde trefflich getafelt. Der erste Gang wurde erst aufgetragen, wenn sich der erste Stern am nächtlichen Himmel zeigte. Wie in vielen Gegenden wurde auch hier immer ein Gedeck mehr als nötig aufgetischt, falls ein unerwarteter Gast käme. Eine hüb sche Oblate lag auf jedem Teller und vor dem Essen wurde jedem Familienmitglied mit den besten Wünschen ein Stückchen der eigenen überreicht. IN DÄNEMARK und anderen skandinavischen Ländern gibt es die Kalenderlys, eine Kerze, die in 24 Segmente geteilt ist und die verbleibende Zeit bis zum Fest darstellt. Das skandinavische Weihnachtsmahl ist reichhaltig und beinhaltet fast immer eine Weihnachtsgrütze zum Nachtisch. Wer in seiner Schüssel eine Mandel findet, der bekommt ein kleines Mandelgeschenk. Vor der Türe oder auf dem Dachboden wird eine Schüssel mit Grütze dem Nis Puk überlassen. Nissen sind die nordischen Helfer des Weihnachtsmannes, die ihm in der Vorweihnachtszeit zur Hand gegangen sind und sich jetzt ein Dankeschön verdient haben. IN UNGARN fertigen die Menschen ab dem 13. Dezember, dem Tag des ungarischen Luca-Festes, den Luca-Stuhl (Luca széke). Die
Bestandteile dieses besonderen Möbelstückes werden jeden Tag weiter bearbeitet, so dass der eigentliche Stuhl erst am Heiligabend vollendet wird. Wenn man diesen Stuhl dann mit zur Christmette nähme und sich auf ihn stellte, könne man von dort die Hexen ausmachen und vertreiben. Wie gut, dass wir uns hierzulande in der Regel keinen Stuhl mit zur Christvesper nehmen müssen. Was gäbe das für ein Durcheinander! IN MEXIKO beginnen die Feierlichkeiten am 15. oder 16. Dezember, während der neuntägigen Posadas. Die Suche Maria und Josephs nach einer Herberge wird symbolisch dargestellt und so steht jeder Tag für einen Monat der Schwangerschaft. Im Haus eines Freundes, der Herberge, wird gemeinsam gefeiert. Doch zunächst muss gesungen werden! Die Menschen draußen vor der Tür und drinnen im Haus wechseln sich strophenweise ab und vollenden das Lied dann als Chor.
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WEIHNACHTEN
Maroni, heiße Maroni! Außen stachelig, innen gesund Wer beim Bummel über einen Weihnachtsmarkt an einem Stand vorbeikommt, an dem frisch geröstete Maronen angeboten werden, sollte sich ein Tütchen davon gönnen, denn die Edelkastanien entwickeln geröstet oder gekocht nicht nur ein angenehm süßliches Aroma, sie sind auch sehr gesund. Maronen, auch Esskastanien genannt, zählen zu den Nüssen und sind reich an B-Vitaminen sowie an Vitamin C. Das wohl bekannteste unter den Vitaminen greift in viele Stoffwechselprozesse ein, wie den Aufbau der Knochen und der Zähne, und schützt vor Zellschädigungen. Daneben liefern Maronen lebenswichtige Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor, unentbehrlich für den Wasserhaushalt sowie für die Reizübertragung im Nervensystem. Weiter macht ihr hoher Stärkegehalt sie zu einem wertvollen Energielieferanten. Maronen haben auch für Figurbewusste einen entscheidenden Vorteil: Im Vergleich zu anderen Nüssen findet sich in Maronen relativ
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reitung auf Nummer sicher gehen möchte: Früchte in einen Topf mit Wasser legen. Verwendbare sinken zu Boden, alte, wurmstichige schwimmen an der Oberfläche. Zum Garen werden Maronen mit Schale fünfzehn bis zwanzig Minuten in kochendem Wasser gedünstet. Alternativ röstet man sie zehn Minuten bei 200 Grad im Backofen. Anschließend lassen sich Schale und bitter schmeckende Innenhaut mit einem Messer leicht vom schmackhaften Kern lösen. Vorteil des Röstens: Die Maronen schmecken süßer, da die enthaltene Stärke mehr verzuckert. Vor der Zubereitung im Kochtopf oder Ofen sollte man die Maronen kreuzweise einritzen, sonst platzen sie mit lautem Knall. Maronen sind in der Küche vielfältig einsetzbar. Mit ihnen lassen sich nicht nur Gans, Ente & Co. für die weihnachtliche Tafel füllen. Auch Suppen, Gemüse, Brot oder Desserts verleihen sie eine besondere Geschmacksnote. � Michael Gärtner, KKH Allianz
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Gazette Schöneberg & Friedenau | DEZEMBER 2015 | 15
Weihnachtsdeko im Büro Spätestens zum 1. Advent halten in vielen Büros wieder Kerzen, Schoko-Nikoläuse und Weihnachtsschmuck Einzug. Nicht alle Kollegen haben dabei denselben Geschmack. Was müssen Arbeitnehmer am Arbeitsplatz tolerieren? Und welche Rechte hat der Vorgesetzte beim Thema Arbeitsplatzgestaltung? Michaela Zientek, Juristin des D.A.S. Rechtsschutz gibt Tipps für eine friedliche Weihnachtszeit am Arbeitsplatz.
Mein Schreibtisch – meine Deko? Wie viel Weihnachten verträgt der Arbeitsplatz? Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten: Rechtliche Regelungen zu der Schreibtischgestaltung gibt es nicht”, allerdings können Chefs ihren Mitarbeitern Vorgaben machen, vor allem dann, wenn der Arbeitsplatz zum Kundenkontakt genutzt wird. Denn trotz persönlicher Note muss die Arbeitsstätte einen professionellen Eindruck vermitteln. Außerdem muss der Vorgesetzte dafür sorgen, dass der Betriebsablauf innerhalb der Belegschaft nicht gestört wird: So kann er beispielsweise eine blinkende Lichterkette am Schreibtisch eines Arbeitnehmers verbieten, wenn die Lichter die Kollegen stören. Dasselbe gilt auch für Räuchermännchen und Weihnachtsmusik: Beeinträchtigen Duft oder Musik die Konzentration der anderen Mitarbeiter, kann der Chef beides verbieten.
Advent, Advent, das Büro brennt? Die meisten Menschen verbringen viel Zeit an ihrer Arbeitsstelle. Warum also nicht gemeinsam mit den Kollegen einen Adventskranz anschaffen? „Stehen Kerzen auf dem Schreibtisch, muss der Arbeitgeber auf den Brandschutz achten. Denn das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet ihn, dafür zu sorgen, dass Arbeitnehmern am Arbeitsplatz keine Gefahren für Leben und Gesundheit drohen. Dies bezieht sich nicht nur auf besondere Gefahren durch die Arbeit selbst – etwa den Schutz eines Arbeitnehmers, der in einem Chemiewerk mit Säure han tiert – sondern auch auf allgemeine Gefahren wie die Vermeidung von Bränden”, so der Hinweis der D.A.S. Juristin. Daher kann der Chef auf Basis seines Haus- beziehungsweise Direktionsrechts offenes Kerzenlicht verbieten. Erlaubt er Kerzen im Büro, sind jedoch auch die einzelnen Mitarbeiter in der Pflicht, für sicheren Umgang mit der stimmungsvollen Beleuchtung zu sorgen (Paragraph 15 ArbSchG). Das heißt konkret: Die brennende Kerze auf einer feuerfesten Unterlage abstellen, niemals unbeaufsichtigt lassen und beim Verlassen des Büros immer löschen! Außerdem sollten die Mitarbeiter wissen, wo sie im Notfall einen Feuerlöscher finden und wie er zu bedienen ist. Wird durch das Verschulden eines Arbeitnehmers ein Brand ausgelöst, drohen ihm hohe Schadenersatzforderungen.
Pflichttermin Weihnachtsfeier? Eine Weihnachtsfeier ist eine gute Gelegenheit, das vergangene Jahr mit der Belegschaft zu beschließen. Doch nicht immer sind alle Mitarbeiter in der Stimmung, mit den Kollegen und dem Chef gemeinsam zu feiern. „Eine generelle Teilnahmepflicht an der Weihnachtsfeier besteht für die Mitarbeiter nicht – zu Foto: Nikolarakic / Fotolia
Wie viel Weihnachten ist im Job erlaubt?
mindest in der Theorie”, erklärt Michaela Zientek. Allerdings sind unterschiedliche Varianten von Feiern zu berücksichtigen. Entscheidend ist, ob das Fest während der regulären Arbeitszeit stattfindet. Ist dies der Fall, gilt generell: mitfeiern oder arbeiten. Denn die arbeitsvertragliche Verpflichtung besteht während dieser Zeit weiter. Wer also nicht teilnehmen möchte, muss seine Arbeitsleistung erbringen. Wird wegen einer Feier der ganze Betrieb geschlossen, kann der Chef von einem feierunwilligen Arbeitnehmer jedoch nicht verlangen, mitzufeiern oder Urlaub zu nehmen. Dies wäre nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes (Az. 5 AZR 242/70) eine unzulässige Zwangsmaßnahme. Bietet der Mitarbeiter seine Arbeitsleistung ausdrücklich an, steht der Arbeitgeber vor der Wahl, ihm die Arbeit zu ermöglichen oder ihm einen bezahlten
freien Tag zu gewähren. Einfach zu Hause zu bleiben, ist jedoch nicht drin: Gibt es später Streit, muss der Arbeitnehmer beweisen können, dass der Chef seine Arbeit an diesem Tag nicht wollte. Dies kann durch eine entsprechende Antwort des Vorgesetzten passieren, oder dadurch, dass er vor Zeugen vergeblich am Firmentor gerüttelt hat. Findet das Plätzchenessen außerhalb von Arbeitszeit und Arbeitsstätte statt, besteht ebenfalls keine Teilnahmepflicht. „Allerdings darf in diesem Fall natürlich auch niemand alternativ zum Arbeiten verpflichtet werden”, ergänzt die D.A.S. Juristin. Umgekehrt haben alle Angestellten das Recht, an der Weihnachtsfeier teilzunehmen: Der willkürliche Ausschluss einzelner Mitarbeiter oder Mitarbeitergruppen ist durch den allgemeinen arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz verboten.
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