Gazette Schöneberg & Friedenau - Juli 2015

Gazette für Schöneberg und Friedenau

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Gazette VerbraucherMagazin�

Juli 2015

SCHÖNEBERG & FRIEDENAU Kammergericht und Kontrollratsgebäude

Englisches Musical in Schöneberg

Recht und Unmenschlichkeit in historischen Mauern

Theater O-Ton-Art präsentiert „The last five years“

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Liebe Leserinnen und Leser, erstmals geht die Gazette für Schöneberg und Friedenau nicht in die Sommerpause, sondern beliefert Sie auch im Juli und August mit Informationen. Eine Neuerung, über die ich mich sehr freue – denn aus Tempelhof-Schöneberg gibt es immer Spannendes zu berichten.

Der Green Buddy Award 2015 Unter dem Motto „Die Bären sind los“ werben wir dieses Jahr bereits zum fünften Mal für den Tempelhof-Schöneberger Umweltpreis. Der von der bezirklichen Wirtschaftsförderung und mir ausgerufene GREEN BUDDY AWARD ist inzwischen sehr begehrt und wird in diesem Jahr noch attraktiver! Der GREEN BUDDY AWARD 2015 besteht aus fünf Preiskategorien. Für vier der Preiskategorien können sich Unternehmen bewerben, ein Preisträger wird von der Jury vorgeschlagen. Eine besondere Note erhält der Bär dieses Jahr mit der Ausweitung des Preises in zwei Kategorien auf Unternehmen im ganzen Land Berlin. Jede Kategorie wird mit einem individuell gestalteten Buddy Bären, gestiftet von der Buddy Bear Berlin GmbH, einem Preisgeld von 2000,- Euro sowie aus einer Urkunde ausgezeichnet. Die Preisgelder von insgesamt 10.000 Euro stellen dankenswerter Weise die Stiftung Denkmalschutz Berlin, die EUREF AG, das bezirkliche Umweltamt, die BSR, Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie und die Investitionsbank Berlin zur Verfügung stellen. Ein Einsatz im Interesse der Umwelt, der sich sehen lassen kann und für den ich mich ausdrücklich bedanke.

Mit der Vergabe dieses Umwelt- tels ein und veranstaltet mit den preises würdigen wir Unter- Gewerbetreibenden des Kiezes nehmen, für die Ökologie und den „Langen Freitag“. Nachhaltigkeit Teil der eigenen Unter dem Motto „Wir sind Nachbarn“ ist es am 3. Juli wieUnternehmensphilosophie sind und die sich mit der soweit. ihren beispielhaften InitiÜber 40 Gewerbetreiativen um eine nachhaltibende laden bis 22 Uhr ge Entwicklung verdient zum Einkauf oder zu gemeinsamen Aktionen gemacht haben. ein. Geboten wird ein Ausgelobt sind folgende tolles Programm, das für Kategorien: • Energetische GebäuAngelika Schöttler jeden Geschmack etwas bereithält. So können Sie desanierung bei denkim 1974 gegründeten Traditionsmalgeschützten Bauwerken lokal Robbengatter „Livemusik“ (Tempelhof-Schöneberg) genießen oder im „Süßen Leben“ • Umweltschonende Produktion Marshmallos und Lemon curd und produktionsnahe Dienstkosten. leistungen (Tempelhof-SchöEs gibt ein spannendes Kiez-Quiz neberg) und als besonderes Highlight ein • Herausragendes persönliches Fotoshooting. Engagement um ökologische Geplant ist, möglichst viele MenNachhaltigkeit (Benennung schen auf ein Gemeinschaftsbild durch die Jury) zu bannen. Damit dies gelingt, • Abfallvermeidung / Reduce, Reuse und Recycle (ganz Berlin) sind Sie herzlich eingeladen, um 16.30  Uhr auf den Bayerischen • Smart Cities Lösungen (ganz Platz zu kommen. Berlin) Wenn Sie also ein umweltfreund- Weitere Infos unter: www. liches Unternehmen sind, freuen quartierbayerischerplatz.de wir uns auf Ihre Bewerbungen Rocktreff und Spielfest 2015 noch bis zum 16. September 2015 – ökologisches Handeln muss be- Der Rocktreff im Volkspark Marilohnt und sichtbar gemacht wer- endorf geht bereits zum 32. Mal an den Start. Dieses Musikevent den! Die Wettbewerbsbedingungen bietet jungen Rockmusikerinnen und -unterlagen finden Sie im und -musikern die Chance, Ihr Internet unter www.berlin.de/ Können einem breiten Publikum greenbuddy zu präsentieren. Weitere Informationen: Gisela Gut Aus über 200 Bewerbungen ☎ 90277-3644. wurden in diesem Jahr 16 Bands ausgewählt, die von der Bühne Der Lange Freitag im ordentlich einheizen und für gute Bayerischen Viertel Stimmung sorgen werden. Mit viel Engagement setzt sich der Der Eintritt ist frei. Verein Bayerischer Platz e. V. seit Rocktreff: 10.-12. Juli 2015 – Fr 18mehreren Jahren für die Attrakti- 23 Uhr/ Sa 16.-23 Uhr/ So 16.-20 Uhr vität dieses beliebten Wohnvier- Infos: www.rocktreff.de

Neben dem Rocktreff lädt das Jugendamt in das Fußballstadion des Volksparks Mariendorf zum Spielfest 2015 ein, so dass Sie an einem Ort gleich zwei Events erleben können. Eine Symbiose, die sich bewährt hat. Das Spielfest kann mittlerweile auch auf 20 Jahre Spiel und Spaß für die ganze Familie zurückblicken. Hier können Kinder viele verschiedene Spiele kennenlernen und auf dem grünen Rasen so richtig tollen. Beim Planschen in den bunten Aquabällen, beim Bungee-Jumping sowie Herumtollen in der Hüpfburg geht es wieder viel um Bewegung. Als Schirmherrin des Spielfestes ist es mir eine Herzensangelegenheit, dass dieses Kinderfest wieder ein voller Erfolg wird. Also kommen Sie mit Groß und Klein zu einem schönen langen Wochenende in den Volkspark Mariendorf. Spielfest: 11.-12. Juli 2015 jeweils von 12-18 Uhr Infos: www.spielfest-mariendorf. de/ Volkspark Mariendorf, Prühßstraße  90, Ecke Andlauer Weg, 12109 Berlin. Auch der Rocktreff und das Spielfest werden zum Teil durch Sponsoring unterstützt, worüber ich mich sehr freue. Es ist immer wieder eine gute Sache, sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Ich hoffe, wir sehen uns bei einem der schönen Sommerevents. Herzlichst Ihre

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Vom Kammergericht zum Kontrollratsgebäude und zurück Recht und Unmenschlichkeit in historischen Mauern Schweinekoben im Gericht? Ja – denn nach Beendigungen der Kampfhandlungen brachten sowjetische Soldaten ihre Nahrungsvorräte erstmal in Sicherheit. Daran hatte sicherlich niemand gedacht, als 1909 der Bau des beeindruckenden Gebäudes am Kleistpark begann. Die beiden preußischen Beamten Rudolf Mönnich und Paul Thoemer sowie die Baumeister Carl Vohl und Jean Fasquel mussten noch während der Bauarbeiten mehrfach umplanen, da die Amtsgeschäfte des Gerichts ständig zunahmen. 1913 war das Kammergericht im historisierenden Neobarockstil fast fertig. Doch es sollte noch bis 1917 dauern, bis die Deckenbemalung des Plenarsaals fertig gestellt war. Über einem Kamin war extra ein Balkon für den Kaiser gebaut worden, damit er an Ver Turm – der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde – 38 Fensterachsen und der stattlichen Länge von 135 Metern sollte Größe und Respekt vermitteln. Trotz des massiven Baus gestalteten die Architekten eine detailreiche Fassade mit vielen Ornamenten und einem Dreiecksgiebel, den das überdimensionale Wappen Preußens ziert.

Das höchste Gericht Preußens

Das Portal des Kammergerichts mit dem steinernen preußischen Wappen. handlungen teilnehmen konnte. Der Balkon wurde vermutlich nie genutzt, denn bereits ein Jahr

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später hatte Deutschland keinen Kaiser mehr. Das große Gebäude mit ca. 500 Zimmern, einem

Die Institution des Kammergerichts wurde erstmals 1468 erwähnt. Es war das oberste Gericht in Preußen. Selbst Könige unterlagen hier – beispielsweise Friedrich Wilhelm III., der die Kosten für das Pflastern der Wege der Stadt Berlin aufbürden wollte. Das Kammergericht am Kleistpark war für ganz Berlin zuständig. Die dunkelsten Zeiten des Berliner Ka

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Gedenkstein vor dem Kammergericht: „In diesem Gebäude tagte der berüchtigte Volksgerichtshof, der hier unter anderem die Urteile gegen die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 fällte“

mergerichts fielen in den Zweiten Weltkrieg. Hier fanden die Schauprozesse gegen die Unterstützter des Attentats vom 20. Juli 1944 statt. Der jähzornige Richter Roland Freisler, Präsident des Volksgerichtshofs, leitete die Prozesse. Die Prozesse wurden gefilmt und sollten im Kino gezeigt werden. Aufgrund der würdevollen Haltung der Angeklagten beschloss Propagandaminister Goebbels jedoch, dass die Filme nicht gezeigt werden sollten.

Nutzung nach Kriegsende Nach Kriegsende beschlagnahmten die Alliierten das Gebäude und brachten hier unter anderem den Alliierten Kontrollrat unter. Nachdem die Sowjetunion den Kontrollrat bereits 1948 aus Protest gegen die Politik der drei anderen Alliierten verließ, verlor er an Bedeutung. Im Plenarsaal

des Kammergerichts wurde das Vier-Mächte-Abkommen über den Status Berlins unterzeichnet. Noch bis 1990 befand sich die Alliierte Luftsicherheitszentrale in einem Teil des Gebäudes. Das Kammergericht zog 1951 in die Witzlebenstraße in Charlottenburg um.

Das Kammergericht kehrt zurück Nach der Wiedervereinigung wurde das Gebäude umfassend modernisiert. 1997 zog das Berliner Kammergericht zurück an seine alte Wirkungsstätte. Bereits seit 1992 sind hier das Berliner Verfassungsgericht, der Berliner Generalstaatsanwalt und mehrere Berufsgerichte beheimatet. Das beeindruckende Gebäude, das in den Kleistpark mit den Königskolonnaden eingebettet, hat nichts von seiner respekteinflößenden Ausstrahlung verloren.

Die Königskolonnaden standen ursprünglich in Berlin-Mitte.

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AKTIV IM ALTER

Gemeinsam Leben im Alter Wohngemeinschaften 50plus immer beliebter Geld sparen und nicht alleine leben – was in dem Spielfilm „Wir sind die Neuen“ kurzweilig und amüsant dargestellt wurde, etabliert sich immer mehr. Auch die Älteren haben das gemeinsame Leben in der WG entdeckt und die Gründe sind oft ähnlich wie die jüngerer Menschen. Doch der finanzielle Aspekt steht oft gar nicht so sehr im Vordergrund. Es ist eher der Wunsch, nicht zu vereinsamen. Allerdings ist es auch ein großer Schritt, die eigenen vier Wände aufzugeben oder mehr noch, andere Bewohner im eigenen Haus aufzunehmen. Natürlich ist es hilfreich, wenn sich die

WG-Mitglieder bereits jahrelang kennen. Gemeinsame Interessen und gemeinsame Unternehmungen halten die Wohngemeinschaft lebendig. Und da alle bereits einen eigenen Haushalt hatten, sind die in Studenten-WGs oft ungeliebten Putzdienste kein Thema – jede und jeder weiß, was zu tun ist.

Betreute WGs Ein weiteres Angebot sind professionell geführte Wohngemeinschaften. Die Zielgruppe benötigt hier oft schon mehr Pflege, auch für Menschen mit Demenz gibt es entsprechende WG-Angebote, bei denen die Bewohner rund um die

Gemeinsam anstatt einsam – die Senioren-WG als Alternative. � Foto: Yuri Arcurs / Fotolia Uhr von Fachkräften betreut werden. Eins haben die Senioren-WGs allerdings gemeinsam – die Räume müssen barrierefrei sein oder

gemacht werden. Denn auch wenn die Bewohner gebrechlicher werden, sollen sie nach Möglichkeit in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Einige WGs planen von Anfang an Räume mit ein, in denen später Pflegekräfte wohnen können.

Kennenlernen im Vorfeld Gemeinsam wohnen und sich trotzdem bei Bedarf in die eigenen vier Wände zurückziehen zu können, gehört zum Konzept der Wohngemeinschaften. Geselliges Zusammensein findet in den Gemeinschaftsräumen statt, auch Pläne und Problemlösungen werden dort bei den Treffen besprochen. Die richtigen Partner zu finden ist nicht so einfach. Gemeinsame Urlaube im Vorfeld, beispielsweise Wanderurlaube, ermöglichen ein besseres Kennen lernen und Einschätzen des Gegenübers. Schließlich soll die Wohngemeinschaft viele Jahre bestehen bleiben und für alle Beteiligten eine angenehme Atmosphäre bieten.

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AKTIV IM ALTER

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Wer bekommt wann wie viel Pflegegeld? Der Betrag richtet sich nicht nur nach der Einstufung

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Ob und wie viel Pflegegeld gezahlt wird, hängt von der Pflegestufe sowie dem Ort und der Art der Versorgung des Pflegebedürftigen ab. Außerdem ist von Belang, ob eine erheblich eingeschränkte Alltagskompetenz – etwa durch Demenz – festgestellt wurde. „Das volle Pflegegeld wird dann gezahlt, wenn der Betroffene zu Hause lebt und ausschließlich von Laien gepflegt wird“, sagt Sylke Wetstein von der bundesweiten Compass Pflegeberatung. „Eine Prüfung der fachlichen Eignung der Laienpfleger ist nicht erforderlich.“ Das Pflegegeld beträgt 244  Euro monatlich in Stufe I, 458 Euro in Stufe II und 728 Euro in Stufe III. In den Stufen I und II werden 72 beziehungsweise 87 Euro mehr gezahlt, wenn eine eingeschränkte Alltagskompetenz besteht. Für Personen mit Demenz, aber ohne Pflegestufe, sind es 123  Euro monatlich. „Es kann beispielsweise an die pflegenden Angehörigen, Nachbarn oder Freunde weitergegeben werden. Ein Verwendungsnachweis wird jedoch nicht verlangt.“ Wenn

neben den Angehörigen auch ein ambulanter Pflegedienst herangezogen wird, hat das Auswirkungen auf die Höhe des Pflegegeldes. Nur dann, wenn der für ambulante Leistungen vorgesehene Betrag nicht ausgeschöpft wird, besteht Anspruch auf Pflegegeld – wenn auch nicht in voller Höhe. „Für die Kombination von Pflegegeld und ambulanten Leistungen hat der Gesetzgeber Regeln vorgegeben“, erklärt Wetstein. „Werden beispielsweise 50  Prozent der möglichen Ausgaben für den ambulanten Dienst in Anspruch genommen, erhält der Pflegebedürftige 50  Prozent des Pflegegeldes weiter.“ In Stufe I wären das 234 Euro für den Dienst und 122 Euro an Pflegegeld. Bei vorübergehender Abwesenheit des pflegenden Angehörigen ist mit Hilfe der so genannten Verhinderungspflege eine Ersatzkraft finanzierbar. Das kann ein ambulanter Dienst oder auch ein Nachbar sein. Dafür stehen bis zu 1.612 Euro für bis zu sechs Wochen pro Jahr zur Verfügung. „Die Höhe des Pflegegeldes hängt von der Dauer der

Abwesenheit der Pflegeperson ab“, sagt Wetstein. „Sind es unter acht Stunden pro Tag, wird das volle Pflegegeld weiter gezahlt. Ab acht Stunden Abwesenheit pro

Tag, etwa durch Urlaub, gibt es das halbe Pflegegeld.“ Das halbe Pflegegeld wird auch gezahlt, wenn der Betroffene in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung betreut wird.

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unternehmen mit Ihnen gemeinsame Ausflüge, wie einen Museumsbesuch oder die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten. Das Frühstück, Mittagessen und Kaffeetrinken finden selbstverständlich in der Gemeinschaft statt. Senioren, die an der Tagespflege teilnehmen, werden von unserem Fahrdienst morgens abgeholt und nachmittags zurück gebracht. Das Werner-Bockelmann-Haus erweitert sein Angebot von Wohnund stationärer Pflege um die Tagespflege für Senioren. Wir sind Ihr kompetenter Ansprechpartner rund um die Pflege und Betreuung! Und die Kosten? Keine Sorge – wir haben einen Versorgungsvertrag mit allen Pflegekassen abgeschlossen. Diese übernehmen bei den entsprechenden Voraussetzungen die Kosten zu einem festgelegten Tagessatz. Dazu kommt lediglich noch ein Eigenanteil, der in besonderen Fällen vom Sozialamt/Sozialhilfeträger übernommen wird. Hier sind Sie herzlich willkommen, Informationen unter ☎ 863 91 69-0.

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Tanzend durchs Leben Tanztherapeutin Fe Reichelt feierte 90. Geburtstag Auf ein bewegtes und bewegendes Leben blickt sie zurück: Fe Reichelt. Die Tanztherapeutin, Choreographin, Qi Gong-Meisterin, Lehrerin, Mutter, Künstlerin lebt und arbeitet seit rund 20 Jahren direkt am Nollendorfplatz. Ob man sie kennt oder ihr zum ersten Mal begegnet, man hat den Eindruck: Sie startet gerade neu durch. Die agile, zierliche Frau mit den blitzend blauen Augen sprudelt über vor Ideen, Fragen, die sie noch beantwortet haben möchte und Neuentdeckungen, die sie jeden Tag macht. In der Begegnung mit anderen Menschen, der Beobachtung der Natur, und natürlich im Tanz, in der Bewegung, Atmung, beim täglichen Praktizieren ihrer selbst entwickelten „Morgenübungen zum Aufbau der Mitte“. So bewegt sie sich seit neun Jahrzehnten durchs Leben – und bewegt andere.

Erste Lebensjahre in China In Peking geboren wächst Fe Reichelt in einem aufgeschlossenen Elternhaus auf. Sie lernt die asiatische Lebensweise „aus der Mitte heraus“ kennen, nicht zuletzt durch die Freundschaft ihrer Eltern mit dem Theologen Richard Wilhelm, der zu späterer Zeit noch bedeutsam sein wird für ihre Biographie. Er gibt ihr den Namen „Fe-Jun“. Denn da fast zwei Jahre lang Chinesisch ihre erste Sprache ist, ehe sie deutsch lernt, fällt ihr die Aussprache ihres Taufnamens „Friederun Grimm“ schwer. Alle sprechen zuerst Chinesisch mit ihr: freundliche Hausangestellte, ihre „Ammah“ – das Kindermädchen – und auch ihre Eltern. Der Vater Dr. Reinhold Grimm arbeitet in Peking am Deutschen Krankenhaus, nachdem er sich zuvor als junger neugieriger Schiffsarzt auf einem Frachtschiff gen Osten begeben hatte. Das war auch ein gemeinsames Band der Freundschaft mit Richard Wilhelm, der als junger Theologe in den Osten gereist war. Familie Grimm wohnt in einem der chinesischen Viertel Pekings. Als Fe vier Jahre alt ist, geht die Familie nach Tientsin, südöstlich von Peking. Der Vater eröffnet eine Privat-Praxis als HNOund Augenarzt. 1936 kehren die Grimms nach Deutschland, Halle an der Saale zurück, um dem ältesten Sohn nahe zu sein, der seit zwei Jahren auf einem humanistischen Internat ist.

Die Tänzerin, Choreographin und Tanztherapeutin Fe Reichelt feierte am 13. Juni ihren 90. Geburtstag. � Foto: Claudia Heland terschülerin und Tänzerin in ihrer Tanzgruppe. Nach vier Jahren löst sich die Gruppe auf, Fe nimmt ein Angebot des Schweizer Zirkus Knie an. Dieses eine Jahr möchte Fe Reichelt nicht missen: die Disziplin der Akrobaten, das sensible Spüren des Publikums.

Zurück nach Halle Zurück in Deutschland, zieht sie zunächst nach München, arbeitslos. Mary Wigman empfiehlt sie 1954 nach Bayreuth, wo Wieland Wagner eine ideenreiche Mitarbeiterin für Tannhäuser sucht. Vier Wochen ist sie als Beraterin, vier als Tänzerin in Bayreuth. Zurück in München, besucht sie ein Freund aus Halle, Tom Reichelt. Sie verlieben sich, heiraten und Fe geht mit ihrem ersten Mann „zurück“ in die DDR. Um dort zu arbeiten müsste sie der SED beitreten. Sie verweigert dies, dreht stattdessen mit ihm diverse experimentelle Filme. 1955 wird das erste Kind geboren, 1957 Flucht in den Westen, wo zwei weitere Kinder geboren werden. 1968 trennt sich Fe Reichelt und ist seither alleinerziehend – gleichermaßen ihren Kindern und der beruflichen Arbeit verbunden.

Der Drang, zu tanzen

Tanztherapie als Lebensinhalt

Durch den Neuanfang war Dr. Reinhold Grimm anfangs zu arm für die Ausbildung der Kinder. Fe möchte tanzen, doch die Gebühr für den Schwimmverein ist billiger. So bildet sie sich in ihrem Drang nach Tanz selbst aus, ehe sie später gründlich, geradezu besessen, diverse Ausbildungen macht: Sowohl im Ballett, als auch die ihr näher liegende Ausbildung im Ausdruckstanz die sie bei Mary Wigman im Westteil Berlins absolviert. Fe wird deren Meis In den 1970er-Jahren zieht sie nach Frankfurt am Main, studiert mit 52 Jahren Psychologie, gründet eine Tanz-und Theaterwerkstatt, unterrichtet, tanzt, choreographiert, intensiviert ihre Leidenschaft für die Bewegung des Menschen. In ihrer vielschichtigen Arbeit lernt sie Drogensüchtige kennen und arbeitet mit ihnen. Es kristallisiert sich die Tanztherapie als Lebensinhalt heraus. Sie wird eine der ersten Tanztherapeutinnen Deutschlands, grün det gemeinsam mit Kolleginnen den BTD (Bundesverband der TanztherapeutInnen Deutschlands) und das F.I.T.T. (Frankfurter Institut für Tanztherapie). Auf der Grundlage des Ausdruckstanzes und der asiatischen Arbeitsweise (ähnlich dem chinesischen Qi Gong), entwickelt Fe Reichelt im Laufe ihrer getanzten Jahre einen eigenen tanztherapeutischen Ansatz.

Ausdruckstanz beeinflusst vom I Ging Beeinflusst wird sie dabei vom „I Ging“, dem „Buch der Wandlungen“. Ihr Patenonkel Richard Wilhelm übersetzt und kommentiert als Erster das jahrtausendealte chinesische Grundlagenwerk Anfang der 1920er-Jahre. Den Psychoanalytiker C.G. Jung, ein Freund Richard Wilhelms, empfindet sie in seinen Lehren als ihr nahe und „verwandt“. Beides verbindet sich in Fe Reichelts therapeutischer Arbeit. Sie erkennt die Zusammenhänge, wie sie in einem ihrer Bücher schreibt: „Dem Ausdruckstanz wie dem „I Ging“ liegen die gleichen Regeln zugrunde: Der lebendige Fluss und das sich ständig wandelnde Leben vollziehen sich stets im vollen Bewusstsein des Augenblicks, im Hier und Jetzt. Wandlung mit Bewegung und Atmung bewusst zu begleiten oder herbeizuführen, kann sehr heilsam sein.“ Deshalb nennt sie auch eines ihrer derzeit insgesamt fünf Bücher „Tanz der Wandlungen“. Wenn das Leben schon ein einziger Wandlungsprozess ist, warum ihn dann nicht gleich tanzen und dabei gesund und glücklich bleiben – immer bereit für Neues? In diesem Sinne feierte Fe Reichelt am 13.  Juni ihren 90. Geburtstag.

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WIR WAREN NACHBARN 152 Biografien jüdischer Zeitzeugen im Rathaus Schöneberg

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Am 7. Juni wurde die Ausstellung WIR WAREN NACHBARN nach der Rückkehr in die große Ausstellungshalle des Rathauses Schöneberg feierlich wieder eröffnet. Seit 2005 können sich Besucher in konzentrierter Atmosphäre – wie in einer alten Bibliothek – auf die Lebens- und Familiengeschichten der ehemaligen jüdischen Nachbarn aus Schöneberg und Tempelhof einlassen. Die Mehrzahl der biografischen Alben entstand in enger Zusammenarbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und ihren Nachkommen. Die Authentizität ihrer Berichte, privaten Fotos und Dokumente eröffnet einen sehr persönlichen Zugang zu unserer Geschichte. Dies ist eine Besonderheit dieses Projekts und wurde seinerzeit als „stilbildend“ im Umfeld der Berliner Erinnerungslandschaft gewürdigt. Waren es 2005 noch 96 biografische Alben, die aus Vorgängerprojekten seit 1995 im Haus am Kleistpark und – open-air – auf dem Bayerischen Platz hervorgegangen sind, so sind es 2015 bereits 152. Neben den Biografien von Zeitzeugen, die damals noch Kinder oder Jugendliche waren, finden sich auch solche von Schriftstellern, Künstlern,

Wissenschaftlern und Sportlern, die bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren öffentlich bekannt waren. Die Lebensumstände

der damaligen Nachbarn, die durch die gleichen Straßen gingen und oft dieselben Schulen besuchten, sichtbar zu machen, ist ein wichtiges Anliegen dieser Ausstellung. Die Eröffnungsveranstaltung am 7. Juni war der Komponistin Ursula Mamlok gewidmet, die in einem Zeitzeugengespräch und mit zwei ihrer Musikstücke vorgestellt wurde. Zugleich wurde die Lyrikerin Mascha Kaleko anlässlich ihres 108. Geburtstags mit einer posthumen Vertonung einiger ihrer Gedichte geehrt. Beide Künstlerinnen sowie die Bildhauerin Renee Sintenis sind im Jahr 2015 mit neuen biografischen Alben in der Ausstellung WIR WAREN NACHBARN vertreten. Ihnen und vielen anderen ist der diesjährige thematische Schwerpunkt gewidmet: „Wegbereiterinnen – Jüdische Frauen: kreativ, kritisch, engagiert“. Die Ausstellung im Rathaus Schöneberg, in der großen Ausstellungshalle ist ganzjährig geöffnet: Montag bis Donnerstag10 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag 10 bis 18  Uhr. Freitags ist geschlossen. Gruppen und Schulklassen melden sich bitte an unter ☎ 90277–4527. Der Eintritt ist frei.

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Gazette Schöneberg & Friedenau  |  JULI 2015  |  11

Englisches Musical in Schöneberg Theater O-Ton-Art präsentiert „The last five years“

„The last five years“ erzählt vom Scheitern einer Ehe. Der Schriftsteller Jamie Wellerstein und die erfolglose Schauspielerin Cathy Hiatt lernen sich

kennen und lieben. Von den Höhe- und Tiefpunkten ihrer fünfjährigen Ehe erzählt das Mu sical „The last five years“ aber das interessante an der Geschichte ist die Erzählweise. Während Cathy die Beziehungsgeschichte vom tränenreichen Ende rückwärts erzählt, im Gegenzug wird die Geschichte auch von Jaimie geschildert, der vom ersten Tinder-Date über die Hochzeit bis zu ihrer Trennung zurückblickt. Kurze Verwirrung, aber schnell wird klar: Unterstützt von einer wunderschönen Partitur und komischen sowie anrührenden Texten treffen sich die beiden Protagonisten nur ein einziges Mal im Laufe des Stücks und singen ihr einziges wahres Duett. Das Musical „The last five years“ wird in englischer Sprache präsentiert. Das Stück wird am 10. und 11. Juli, vom 16. – 18. Juli sowie am 24. und 25. Juli jeweils um 19.30 Uhr gezeigt. Tickets unter ☎  030 – 37 44 78 12. Theater O-Ton-Art, Kulmer Straße 20, 10783 Berlin, o-ton-art.de.

Neuer Grünzug mit Aktions­ bereichen Verbindung zwischen Cheruskerpark und Park am Gleisdreieck Nach vierjähriger Bauzeit war es Ende Mai soweit: Der Grünzug zwischen Cheruskerdreieck und Torgauer Straße konnte der Öffentlichkeit übergeben werden. Dieser Teilabschnitt des Grünzuges Schöneberger Schleife verbindet nun den Ost-WestGrünzug über den Anschluss an dem nördlich gelegenen Cheruskerpark und dem Wannseebahngraben mit dem Park am Gleisdreieck. Der Grünzug ist von geschwungenen Wegen durchzogen. Entlang des Weges befinden sich Aktionsbereiche für alle Altersgruppen. Im Eingangsbereich an der Kreuzung Torgauer Straße/Ecke Naumannstraße sind die Aktivitätsbereich e in einer Rasen und Wiesenlandschaft eingebettet, die zur südlich anschließenden Bahnböschung ansteigt.

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„kunst krämer“ jetzt in Friedenau Neue Galerie am Südwestkorso Rosen vor der Tür und dort, wo einst ein Installateur sein Geschäft hatte, hängen nun Bilder. Am 11.  Juli um 16  Uhr eröffnet „kunst krämer“ mit einer Vernissage, bei der Bilder von Katja Krämer gezeigt werden. Die Künstlerin kann auf einen bewegten Werdegang zurückblicken: Studium der Architektur in Braunschweig, Paris und an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee, danach unter anderem Projektleiterin und Architektin beim Bau der Moschee in Algier. Es ist die drittgrößte Moschee der

Welt nach Mekka und Medina. Ihre vielfältigen Eindrücke verarbeitete sie in großformatigen Bildern. Ihre erste Galerie eröffnete sie im Februar 2011 am Prager Platz. Nun freut sie sich, dass sie ein Ladenlokal unweit ihrer Wohnung in Friedenau gefunden hat, in dem sie malen und ausstellen wird. Genau wie am Prager Platz werden auch hier gut besuchte Lesungen und angeregte Diskussionen zum Programm gehören. „kunst krämer“, Mainer Straße 7, 12161  Berlin-Friedenau, www. kunstkraemer.com

Alltag in der Kunst: Reisen mit Gelb, 2012 von Katja Krämer

Skatspieler gesucht

Jugendverkehrsschule bleibt

Die Gruppe der Skatspieler der Seniorenfreizeitstätte „Stierstraße“, Stierstraße 20 a in 12159 Berlin, suchen noch Interessierte. Ge Das Bezirksamt wurde vom Grundstückseigentümer, der Firma Krieger Immobilien, darüber informiert, dass die bisherigen Planungen für eine anderweitige Nutzung des Geländes am Sachsendamm / Vorarlberger Damm nicht mehr verfolgt werden. Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Bildungsstadträtin Jutta Kaddatz dazu:„Mit dieser Entscheidung durch die Firma Krieger kann die Jugendverkehrsschule an ihrem angestammten Standort am Sachsendamm bleiben. Dem Bezirk wurde weiterhin die unbefristete Nutzung des Geländes eingeräumt. Detaillierte Gründe für diese aktuelle Entscheidung

spielt wird regelmäßig dienstags in der Zeit von 12 bis 17 Uhr. Weitere Auskünfte erhalten Sie unter ☎ 225 008 03.

sind mir nicht bekannt, ich freue mich jedoch, dass für die bezirklichen Grundschulkinder die wichtige Verkehrserziehung an der gewohnten Stelle weitergehen kann.“ In Zusammenhang mit dem damaligen Verkauf der Radrennbahn Schöneberg an die Firma Krieger wurde dieses Grundstück mit veräußert. Dem Bezirk wurde vertraglich gestattet, bis zur eigenen Verwendung durch die Firma Krieger auf der Grundstücksfläche die Jugendverkehrsschule weiter zu betreiben. Allerdings ist Krieger verpflichtet, bei einer Kündigung des Geländes, dem Bezirk eine neue Verkehrsschule an anderer Stelle zu bauen.

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Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg begrüßt, dass Senat und Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) beim Kauf von 4.600 Wohnungen durch die Städtischen Wohnungsbaugesellschaften offensichtlich einen Schritt weiter gekommen sind.

Umso bitterer, dass die Häuser in der Großgörschen-/ Katzlerstraße nicht Teil dieses Paketes sind. Anlässlich der grundsätzlichen Einigung mit dem Berliner Senat sollte die BImA die Klage gegen den Bezirk Tempelhof-Schöneberg nun zurücknehmen.

Hausaufgabenhilfe Kostenlose Hausaufgabenhilfe in Deutsch, Englisch und Mathematik für Kinder ab der 3. Klasse wird angeboten am 1. und

8. Juli von 17-19 Uhr in der Theodor-Heuss-Bibliothek, Hauptstr.  40, 10827  Berlin, ☎  902774343.

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RATGEBER

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Online-Einkauf – eine Alternative zum Weg in den Supermarkt?

Foto: Eisenhans / Fotolia

Faules Obst und hohe Kosten Online-Supermärkte im CHIP-Test Unbegrenzte Öffnungszeiten, keine Schlangen an der Kasse oder schwere Tüten: Für einen Einkauf im Online-Supermarkt sprechen viele Gründe. CHIP hat sechs Anbieter getestet und Fakten wie Produktvielfalt, Preise und Bezahlvarianten verglichen. Außerdem bestellte die Redaktion mehrfach bei den Lieferdiensten von Rewe, Amazon & Co. Das Ergebnis: ernüchternd. Drei Kandidaten leisteten sich im Test schwerwiegende Pannen – von verwirrenden Bestellvorgängen und einer verspäteten Zustellung bis hin zu verdorbenen Produkten. Überzeugen können am Ende nur zwei Online-Supermärkte: der Lieferservice von Rewe und Bringmeister von Kaiser‘s Tengelmann. Ausgerechnet Versandriese Amazon fällt als Supermarkt durch.

Testfeld: Sechs OnlineSupermärkte Im Rennen um den Spitzenreiter konkurrierten die Lieferangebote der stationären Läden von Rewe und Tengelmann (Bringmeister) mit den reinen Online-Läden Allyouneed fresh, Amazon, Le bensmittel.de und Mytime. Bei jedem dieser Anbieter bestellten die CHIP-Tester einen festen Warenkorb. In diesen wanderten alltägliche Artikel, die jedoch beim Versand problematisch sind, darunter Tiefkühlprodukte (Speiseeis, Pizza), empfindliche Artikel (Eier, Brot, Chips) sowie frisches Obst und Gemüse. Auch ein Kasten Apfelschorle gehörte dazu, da schwere Getränkekästen beim analogen Einkauf besonders lästig sind. Mitbewerber Edeka24 musste allerdings aus dem Test gestrichen werden, weil er nur einen Bruchteil des Warenkorbes vorrätig hat: Frische oder gekühlte Lebensmittel sowie Tiefkühlprodukte sind hier Mangelware.

Testverfahren Lieferdienste Bei allen Anbietern versuchte CHIP, den Warenkorb zweimal zu bestellen. Lieferadresse waren private Haushalte innerhalb Münchens und im Umland. Das Ziel: die Auswirkungen des Liefergebiets auf Preis, Versandzeit und -art herauszufinden. Bei der Bestellung standen die Bedienung der Shop-Seite, die Bestellbedingungen, Zahlungsarten

und anschließende E-Mail-Benachrichtigungen im Fokus. Zudem verglichen die Tester die Preise des Warenkorbs mit dem eines stationären Supermarktes, der keinen Ableger im Internet hat. Dazu nahm CHIP die Service-Preise (Versandkosten und Zuschläge) unter die Lupe. Bei der Lieferung selbst bewertete die Redaktion den Service (Freundlichkeit der Kuriere und Informationsfülle) sowie Verpackung und Zustand der Ware.

Mangelware Lieferservice Die Hälfte der Anbieter fiel im Test durch. Weit abgeschlagen auf den Plätzen vier bis sechs landen Allyouneed fresh, Amazon und Lebensmittel.de, wobei die beiden letzten noch nicht einmal 50 Prozent in der Gesamtwertung erreichen. Der Grund: Zähe Bestellprozesse, stark verzögerte und einzeln eintrudelnde Lieferungen, horrende Versandkosten, schlechte Verpackung und vergammeltes Gemüse. Beim Schlusslicht Lebensmittel.de traf eine Lieferung erst rund zwei Wochen nach dem geplanten Termin ein; der Zustand der Ware

fiel dementsprechend aus. Es gibt aber auch Lichtblicke: Mytime erreicht immerhin noch ein befriedigendes, Bringmeister ein gutes Ergebnis. Und Rewe überzeugte auf ganzer Linie.

Fast perfekt: Rewe auf Platz 1 Testsieger Rewe punktet mit Produktpreisen auf Niveau des lokalen Supermarktes. Zudem gibt es Sonderangebote direkt aus den Filialen. Bestellte Getränkekästen lassen sich leer bei der nächsten Bestellung zurückgeben. Neukunden können den Dienst vier Mal kostenlos testen. Beim Test kam Rewe beide Male pünktlich im vereinbarten Zeitfenster, das arbeitnehmerfreundlich nur zwei Stunden groß sein kann. Die Fahrer waren freundlich und wiesen auf Ersatzprodukte hin, die der Kunde durchaus ablehnen kann. Frische, Temperatur und Zustand der Ware waren tadellos, sämtliche Produkte unbeschädigt, das Mindesthaltbarkeitsdatum noch völlig im Rahmen. Den gesamten Testbericht inklusive einer ausführlichen Testtabelle finden Sie ab sofort auf chip. de/supermarkt.

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GESUNDHEIT

Starke Muskeln – gesunder Rücken Bei Hexenschuss sollte man keine lange Schonfrist einlegen

Richtiges Heben schont den Rücken Oft liegt dem Hexenschuss falsches Heben zugrunde. Schwere Lasten wie Umzugskisten, Getränkekästen oder Säcke mit Blumenerde sollte man deshalb nicht einfach aus dem Kreuz heraus anheben. Am besten einen festen Stand mit leicht gegrätschten Beinen einnehmen, die Knie beugen, den Rücken gerade halten und die Last möglichst nahe am Körper emporheben. Dabei übernimmt die Oberschenkelmuskulatur die meiste Arbeit. Besonders schwere Lasten sollte man mit einer Sackkarre befördern, auch Tragegurte können hilfreich sein.

Falsches Heben ist die häufigste Ursache für einen Hexenschuss.� Oft genügt eine Drehbewegung oder das Anheben eines schweren Gegenstands – und den Betroffenen bleibt der Atem weg: Ein ziehender Schmerz schießt

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Gazette Schöneberg & Friedenau · 20. Jahrgang Erscheinungsweise monatlich

Verlag

Gazette Verbrauchermagazin GmbH · Badensche Str. 44 · 10715 Berlin ☎ (030) 844 933-0 · www.gazette-berlin.de

Redaktion

Karl-Heinz Christ · redaktion@gazette-berlin.de

Anzeigen

Daniel Gottschalk · ☎ (030) 323 38 54 · anzeigen@gazette-berlin.de

Nächste Ausgabe August Nr. 8/2015 Anzeigen-/Redaktionsschluss 13.07.2015 Erscheinung 29.07.2015

vom Kreuz ins Bein. Im Volksmund heißt dieses Phänomen Hexenschuss, der Arzt bezeichnet es als „akute Lumbago“. Mühsam schleppt man sich ins Bett, unfähig zur Bewegung. Meist liegt den Schmerzen keine ernste Ursache zugrunde, sondern es handelt sich um die Blockade eines Wirbelsäulengelenks oder eine Muskelzerrung. Wärme wird jetzt meist als angenehm empfunden. Auch das Anziehen und Hochlagern der Beine bringt Erleichterung.

Schmerzen rasch behandeln Bei zu langer Schonzeit besteht die Gefahr einer Chronifizierung der Beschwerden – wichtig ist daher eine möglichst rasche Schmerzbehandlung. Mit ihr werden die Schmerzen und Verspannungen so weit kontrolliert, dass die verspannte Muskulatur anschließend mit Hilfe von Massagen und sanftem Bewegungstraining gelockert werden kann. So rät etwa die Physiotherapeutin Ingrid Glötzner aus der Wolfart Klinik München: „Gut gegen den akuten Schmerz eignen sich

Fotos: djd/doc Schmerzgel entzündungshemmende und schmerzlindernde Präparate zum Einreiben.“ Anders als bei einer oralen Einnahme bleibt die Wirkstoffkonzentration im Blut durch die äußere Anwendung gering.

Rückenmuskeln aufbauen Besonders anfällig für den Hexenschuss sind Menschen mit schwacher Rückenmuskulatur, aber auch Kälte oder Zugluft im Lendenwirbelbereich begünstigen das Auftreten. Neben falschem Heben können Übergewicht, eine schlechte Haltung, aber auch Überforderung weitere Risikofaktoren sein. Mehr Informationen dazu gibt es unter www.doc-gegen-schmerzen. de im Internet. Früher hat man sich bei Rückenschmerzen vor allem geschont. Heutzutage gilt ein starkes Muskelgerüst als die beste Voraussetzung für einen gesunden Rücken. Neben gezielter Krankengymnastik sind Sportarten wie Schwimmen, Fitnesstraining oder Gymnastik eine gute Methode, das Kreuz zu stabilisieren.

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ZU GUTER LETZT

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Zähne ziehen beim Friseur Mit Schnaps, Zange und Zigarre Leicht torkelnd wankt der „Patient“ in den Salon. Minuten später stöhnt er laut auf. Salonbesitzer Anton Heinemann hat ihm mit einem kräftigen Ruck den eiternden Zahn gezogen. Während Heinemann die große Zange im warmen Seifenwasser säubert, belohnt sich der betrunkene Kunde mit einer ordentlichen Zigarre. Heinemann ist eigentlich Friseur, doch 1906 gibt es in Bad Lippspringe noch keinen Zahnarzt. Also behandelt Heinemann nicht nur Hühneraugen und massiert seine Kunden. Er zieht auch Zähne. Letzteres geschieht natürlich ohne Betäubung. Wie gut, dass sich seine „Patienten“ gegenüber des Herrensalons im „Westfalenhof“ mit Wacholder versorgen können. Der klare Schnaps benebelt die Sinne und vielleicht betäubt er auch die frische Wunde.

Fortschritt im 19. Jahrhundert Dabei hätte der unbekannte Patient in anderen Städten schon etwas fortschrittlicher behandelt werden können. Nachdem im 18. Jahrhundert die Zahl der reisenden Zahnärzte abnahm, übernahmen Wundärzte deren Aufgabe und besuchten ihre Patienten. Doch das 19. Jahrhundert sollte in Europa und den USA noch einen gewaltigen Schub für die Zahnmedizin

mit sich bringen. 1822 meldete der New Yorker Dentist Charles M. Graham das erste US-Patent für die Verbesserung in der Konstruktion künstlicher Zähne an. 1834 plädierte der Wiener Zahnarzt Gall dafür, Zahnoperationen beim Arzt durchzuführen, da dort die notwendigen Instrumente zur Verfügung stünden. Zudem formierten sich im 19. Jahrhundert weltweit zahnärztliche Schulen – 1840 in Baltimore, 1855 in Berlin, 1859 in London und 1879 in Paris die école dentaire. Gleichzeitig wurden auch Instrumente entwickelt, die eine feinere Behandlung ermöglichten. So präsentierte James Beall Morrison 1871 einen Tretbohrer, mit dem Zähne schneller und schmerzloser von Karies befreit werden konnten. Um die Jahrhundertwende standen Zahnarztstühle zur Verfügung, die heutigen Exemplaren sehr nahe kommen.

Schub durch Kautschuk Neben der Entwicklung von Instrumenten sorgte die Vorstellung von Kautschuk durch Charles Goodyear 1851 auf der Weltausstellung in London für Aufsehen. Schon 1855 steht es als Material für Prothesen zur Verfügung. Die Zahl der Goldschmiede, Instrumentenmacher

Zahnziehen gehörte noch im Jahr 1906 zum Angebot des Friseurs Anton Heinemann. � Foto: st-fotograf – Fotolia und Mechaniker, die nun Prothesen herstellten und zugleich prothetische oder gar chirurgische Behandlungen durchführten, stieg schlagartig an. Kautschuk war preiswert. Hatten bis dahin nur Wohlhabende sich künstliche Zähne aus Elfenbein oder Walrosszahn leisten können, ließ Kautschuk die Nachfrage aus anderen Schichten der Bevölkerung ansteigen. Doch von alldem war in Bad Lippspringe noch nichts angekommen, obwohl in dem Ort seit 1832 ein Kur- und Badebetrieb aufgenommen wurde. Hier – wie in vielen anderen Gemeinden und Kreisen in Deutschlands – tummelten sich noch bis in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts viele Heiler und Künstler, die ohne eine staatliche Ausbildung und Prüfung behandelten, Zähne zogen und Zahnersatz fertigten und einsetzten.

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